Tolle Flugshow am Donnerstag

Die Formation „Patrouille de France“ wird am Donnerstag viele Krankenhäuser im Elsass (und anderswo) überfliegen, als Hommage an das medizinische Personal. Hoffentlich hat das dann grade Zeit, aus dem Fenster zu schauen.

Am Donnerstag einmal quer über das Elsass - die "Patrouille de France". Foto: Ibex93 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Ja, die „Patrouille de France“ zaubert bei ihren Flugshows tolle Dinge in der Himmel. So auch am Donnerstag, wenn die Meister-Piloten der „Patrouille de France“ über die Krankenhäuser in Mulhouse, Colmar, Straßburg et Haguenau hinweg donnern. Das kurze Spektakel soll eine Hommage an das medizinische Personal sein, das aufopferungsvoll um das Leben und die Gesundheit ihrer Landsleute gekämpft hat. Um wie viel Uhr dieser Überflug stattfinden soll, wird erst sechs Stunden vorher bekannt gegeben.

Natürlich ist es eine große Ehre für einen französischen Ort, wenn dort die „Patrouille de France“ entlang kommt. Das passiert eigentlich so gut wie nie. Bei der Militärparade zum Nationalfeiertag gehören die aeronautischen Überflieger zum festen Programm und ganz Frankreich liebt diese Flugformation. Nur – was genau hat das mit der angekündigten „Aufwertung“ der medizinischen und para-medizinischen Berufe zu tun?

Eine Anerkennungs-Medaille soll es geben, eine Einmal-Prämie, die tröpfchenweise und keinesfalls in der angekündigten Höhe ausgezahlt wird, jetzt der Überflug der „Patrouille de France“, das kann auf keinen Fall die „Aufwertung“ dieser Berufe bedeuten. Eine „Aufwertung“, das wäre eine spürbare Gehaltsaufbesserung gewesen, aber nicht nur. „Aufwertung“, das bedeutet auch menschenwürdige Arbeitsbedingungen schaffen, „Aufwertung“, das heißt die Einbeziehung dieser Berufe in Entscheidungsprozesse, die den Betrieb des öffentlichen Krankenhauses betreffen.

Diese sicher gut gemeinte Flugshow erzeugt erneut das Gefühl, dass hier nicht die Pflegeberufe geehrt werden, sondern dass eine große PR-Kampagne läuft. In einem TV-Interview hatte Präsident Emmanuel Macron nicht nur Fehler eingeräumt, sondern auch deutlich zu verstehen gegeben, dass ihm durchaus klar ist, was für schwierige zwei Jahre auf ihn und seine Regierung kommen – er wird wohl kaum zwischen all diesen Baustellen, von der Rentenreform über die „Gelbwesten-Krise“ und die Klimaziele auch die Konsequenzen der Covid-Krise stemmen können. Da lenkt eine spektakuläre Flugshow wenigstens ein bisschen ab.

Am Donnerstagmorgen fliegt die Staffel von Villacoublay Nach Luxeuil für einen technischen Zwischenstopp, bevor es dann Richtung Ostfrankreich geht. Auf ihrem Weg wird die „Patrouille de France“ rund 20 Krankenhäuser in der Franche-Comté, Lothringen und der Champagne-Ardenne überfliegen und natürlich die vier erwähnten Krankenhäuser im Elsass.

Die meisten Ärzte und Pflegekräfte dürften während der Show arbeiten und keine Zeit haben, sich für die paar Sekunden des Überflugs ehren zu lassen. Man sollte jetzt aufhören, solche punktuellen Pseudo-Ehrungen zu veranstalten, sondern gemeinsam mit diesen Berufen überlegen, wie das öffentliche Krankenhaus in 3, 5 und 10 Jahren auszusehen hat. Dazu müssen die Gehälter in diesen Bereichen nach oben korrigiert werden, es muss Personal geschult und eingestellt werden und um das zu finanzieren, muss man eben ein Kampfflugzeug weniger kaufen oder anderweitig in den Haushalten umschichten. Gesundheit ist kein Luxus-Artikel, den man sich eben leisten kann oder nicht, sondern ein Menschenrecht.

Viel Freude all denjenigen, die am Donnerstag die „Patrouille de France“ sehen können. Danach sollte aber wirklich überlegt werden, wie die Gesundheitssysteme in Europa besser und effizienter organisiert werden können…

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