Topfschlagen verboten!

Die „Tour de France“ des französischen Präsidenten entwickelt sich zur „Tour der Peinlichkeit“. Der Präsident feiert sich selbst und seinen Sieg über die Franzosen und wundert sich, dass die Besiegten nicht begeistert sind.

Der Klang von Kochtöpfen wird Macron in den nächsten vier Jahren überall entgegenschlagen, wo er auftaucht... Foto: Silar / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die Sicherheitslage in Frankreich verbessert sich schlagartig. Denn um die Sicherheit zu erhöhen und um schöne TV-Bilder zu produzieren, dürfen jetzt die vielen Demonstranten gegen den Präsidenten und seinen feudalen Regierungsstil nicht mehr auf Kopftöpfe schlagen, die dort, wo der Präsident auftaucht, verboten sind und im Örtchen Ganges im Departement Hérault von übereifrigen Polizisten konfisziert wurden, nachdem der Präfekt, also der Statthalter der Pariser Zentralregierung, Kochtöpfe zu „tragbaren Lärmgeräten“ erklärt hatte. Die Peinlichkeiten dieses Präsidenten nehmen kein Ende.

Aber immerhin, die Staatsmedien schaffen es, aus den Begegnungen mit den Franzosen schöne Narrative zu formen. Dazu reicht es zumeist, dass zu den Live-Bildern der Ton abgeschaltet wird. So sieht man Macron zwar Hände schütteln und auf Menschen zugehen, allerdings hört man nur auf unabhängigen Medien (von denen es tatsächlich noch ein paar gibt) den Originalton – wobei das, was die Franzosen ihrem Herrscher sagen, alles andere als freundlich ist. Genauer gesagt schlägt Macron überall dort, wo er auftaucht, blanke Ablehnung entgegen.

Selbst bei diesen Besuchen, bei denen peinlich genau darauf geachtet wird, dass der Präsident nur Menschen zu Gesicht bekommt, die nichts gegen ihn haben, sind inzwischen Polizeiaufgebote erforderlich wie in osteuropäischen Staaten. Und Macron gefällt sich immer mehr in der Rolle des unverstandenen Einzelkämpfers, der den Franzosen ihr Lebensglück notfalls auch mit Gewalt aufdrücken will.

Macron kann mit seiner aktuellen, vermutlich von seinen millionenschweren Beratern konzertierten Charme-Tour durch die französische Provinz, keine Punkte sammeln. Diese Tour, mit der er seinen Parforce-Ritt zur Rentenreform vergessen machen will, entwickelt sich zum Image-Desaster. Da nützen auch die Hunderten Robocops nichts, die jeden Schritt des Präsidenten absichern und Demonstranten in einem weiten Perimeter vom Präsidenten entfernt halten. Dabei fällt auf, dass Macron nicht mehr aus dem Jammermodus herauskommt, ständig davon redet, dass er nicht dafür gewählt wurde, von den Franzosen geliebt zu werden. Dass er keine Freude daran hatte, den Franzosen mit Gewalt und unter Umgehung aller demokratischen Grundsätze eine Reform aufzuzwingen, die von 90 % der französischen Arbeitnehmer abgelehnt wird. Der Arme!

Die Strategie des Elysee-Palasts ist einfach. Kritik wird verboten, Topfschlagen wird verboten, und dort, wo die TV-Bilder keine Demonstrationen zeigen (da die Demonstranten in sicherer Entfernung gehalten werden), soll suggeriert werden, dass die Franzosen die weise Entscheidung ihres Herrschers, seine Landsleute zwei Jahre länger arbeiten zu lassen, geschluckt haben. Das stimmt zwar nicht, doch sind diese visuellen Fake News dem Elysee-Palast einige Milliönchen wert.

Was die Franzosen wirklich von ihrem Herrscher halten, das werden sie am 1. Mai kundtun, wenn Frankreich eine der größten Demonstrationen seiner Geschichte erleben wird. Bestimmt werden für diesen Tag nicht nur Kochtöpfe, sondern auch Trillerpfeifen, Vuvuzelas und andere Dinge zu gefährlichen Waffen deklariert werden und wer solche gefährlichen Dinge mit sich führt, muss dann verhaftet werden.

Doch mit Fake News und Imagekampagnen kann man kein Land führen. Ein Verbot, Kochtöpfe mit sich zu führen und auf diesen zu trommeln, das ist Frankreich nicht würdig. Das Land, das einst der Hort der Menschenrechte, der Meinungsfreiheit und der Demokratie war, verkommt immer mehr zur Personality Show eines Herrschers, der jegliche Bodenhaftung und Beziehung zur Bevölkerung verloren hat. Der erste Schritt zur Besserung wäre es, würde der Elysee-Palast seine Millionen Euro kostenden Kommunikations-Berater entlassen. Aber auch das wird nicht passieren, und so wird dieser Präsident die nächsten vier Jahre unter höchstem Polizeischutz durch Frankreichs Provinz paradieren und den Franzosen weiter erzählen, dass sie zu blöd seien zu erkennen, was gut für sie ist. Doch die Franzosen haben das längst erkannt und sind heute in großer Mehrheit davon überzeugt, dass das, was nicht gut für sie ist, der Präsident und seine Regierung sind. Doch diese Erkenntnis wird es wohl kaum bis in die Paläste der Macht in Paris schaffen, wo man sich weiterhin selbst einredet, dass man das alles ganz schön gut managt. Man muss allerdings kein Nobelpreisträger sein um zu verstehen, dass dies wirklich nicht der Fall ist.

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