Totgesagte leben länger…

Bei der Bürgermeisterwahl in der fünftgrößten Stadt des Elsass, in Schiltigheim, hat sich eine grün-rote Liste gegen die Konservativen durchgesetzt.

Das Rathaus von Schiltigheim wird künftig von der Grünen Danielle Dambach geleitet. Foto: (c) Ralph Hammann / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Nach dem Superwahljahr 2017 und der Implosion der bürgerlichen Parteien, insbesondere der Regierungspartei PS, dachten viele Franzosen, dass „linke Parteien“ endgültig am Ende wären. Doch nach einem chaotischen ersten Amtsjahr des neuen Präsidenten Macron merken viele Franzosen, dass es vielleicht doch nicht schlecht wäre, wenn es eine starke Alternative zu diesem unübersichtlichen Chaos gäbe. Und flugs wählen sie in der Bierbrauerstadt Schiltigheim die Grüne Danielle Dambach zur Bürgermeisterin, deren Liste von einer wiedererstarkten PS-Liste von Nathalie Jampoc-Bertrand mitgetragen wurde. „Links“ ist tot? Dann doch wohl eher nicht…

Die politische Landschaft in Frankreich ist massiv in Bewegung. Durch den Durchmarsch der Macron-Bewegung steht nun kein Stein mehr auf dem anderen und da sich aus dem Chaos keinerlei klare politische Linie ergibt, erinnert sich die Wählerschaft daran, dass es auch noch andere Parteien als „En Marche“ gibt. Das Ergebnis der Wahlen in Schiltigheim zeigt es deutlich – schon nach einem Jahr „En Marche“ suchen die Wählerinnen und Wähler bereits nach Alternativen. Und diese Alternative war in Schiltigheim das Duo Dambach / Jampoc-Bertrand (54,5 %) – der konservative Kandidat Christian Ball, der nach dem ersten Wahlgang noch vorne lag, schaute in die Röhre (45,5 %). Ist das der Ausdruck des Wunschs nach etwas mehr Ruhe und Perspektive in der Politik?

Das Beispiel der Brauerstadt Schiltigheim ist also ein Hinweis darauf, dass die traditionellen Parteien den ersten Sturm der En Marche-Bewegung überstanden haben. Angesichts der Tatsache, dass die neue Regierung bislang lediglich Einschnitte ins Sozialsystem und Erleichterungen für die oberen 10000 geschaffen hat, denkt man nun schon etwas differenzierter nach, bei wem man sein Kreuzchen macht.

Doch beunruhigend ist nach wie vor, dass generell das Interesse der Menschen für die Politik immer weiter schwindet. Gerade einmal 36,3 % der Wählerinnen und Wähler gingen am Sonntag wählen, also knapp mehr als ein Drittel der Wahlberechtigten. Wenn zwei Drittel der Menschen der Ansicht sind, dass es keinen Sinn mehr macht wählen zu gehen, ist die Demokratie gefährdet und dem Duo Dambach / Jampoc-Bertrand ist zu wünschen, dass sie es in Schiltigheim schaffen, eine Politik zu führen, in der sich die Menschen wiederfinden. Den gleichen Wunsch könnte man natürlich auch in Richtung der Zentralregierung in Paris richten, doch in Schiltigheim hat man wenigstens das Gefühl, dass dieser Wunsch gehört werden könnte…

2 Kommentare zu Totgesagte leben länger…

  1. Hallo,
    dieses Artikel ist doch ziemlich neben der Spur, oder auch falsch recherchiert. Die Bürgermeisterwahl in Schiltigheim hat statt gefunden, weill Ball und Kutner, die die Stadt regiert haben, sich gestritten haben und der Ball die Kündigung des Conseil Municipal bewirkt hat. Und EnMarche war in dieser Wahl nicht vertreten (kein passender Kandidat). Keiner ist zu dieser Wahl gegangen (war eine Schande ist, wenn mann schon so eine Chance hat wählen zu dürfen) aber der neue Conseil Municipal wird jetzt nur für 2 Jahren gewählt.

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