Tsching- päng – bumm! So macht sogar Physik Spaß!

Die „Weihnachtsvorlesung“ in Physik an der Uni Freiburg ist mittlerweile Kult geworden. Die anderthalb Stunden dauernde Physikshow begeistert vor allem Physikverächter.

Wenn sich die Röhre dreht, entsteht aus einem kleinen Lagerfeuer ein Feuertornado. So macht Physik Spaß... Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – „Tja“, sagte eine Besucherin der „Weihnachtsvorlesung“ in Physik im bis auf den letzten Platz gefüllten Hörsaal der Freiburger Uni, „hätte ich solche Physiklehrer gehabt, wäre ich wohl eine zweite Marie Curie geworden…“. Verständlich, denn das, was Professor Dr. Horst Fischer mit seinen beiden Assistenten bei dieser Kultveranstaltung auf die Bühne zaubert, das kann einem wirklich Lust auf Physik machen. Eine Wissenschaft, die Professor Fischer so witzig verkauft wie ein Hirschhausen die Medizin. Und am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Physiker wohl doch große Kinder sind…

Unter dem Titel „Spannende Physik, verblüffende Experimente“ brennt Professor Fischer ein Feuerwerk ab, das beim Publikum zwischen 6 und 88 Jahren Staunen, Lachen und einen entspannten Zugang zu einer Wissenschaft, von der selbst der Professor einräumt, dass man sie, wenn der richtige Zugang fehlt, auch als „Horror“ erleben kann. Doch nach den einleitenden Worten tritt er den Beweis an, dass man sich in der Physik auch amüsieren kann.

Den Auftakt macht eine optische Täuschung, mit der selbst bei den größten Skeptikern das Eis bricht. Das Publikum wird aufgefordert, das Zentrum einer sich drehenden Scheibe für 20 Sekunden zu fixieren und dann den Blick auf die Nase des Professors zu richten. In diesem Moment spielt die Physik ihre komische Seite aus – denn beim Blick auf die Nase des Professors hat man die optische Täuschung, dass sich der Kopf des Professors aufbläst wie ein Luftballon. Und der Professor erklärt mit einfachen, auch dem Physiklaien verständlichen Worten, warum das so ist.

Danach fliegen mit flüssigem Stickstoff gefüllte Plastikflaschen durch den Hörsaal, werden von riesigen Pendeln Blumentöpfe zertöppert, wird gezündelt, Starkstrom erzeugt, Luftballons werden von Laser zerschossen und kleine Schiffchen schweben in einem leeren Aquarium. Unglaublich, dass anderthalb Stunden Physik Begeisterungsstürme auslösen können – das tun sie aber.

Der Rhythmus der Physikshow ist atemberaubend. Ein witziges, spannendes und verblüffendes Experiment jagt das nächste, die Interaktion zwischen Professor Fischer und seinem „Assistenten“ ist großartig („Herr Wensch, haben wir noch ein Streichholz?“), das Publikum lacht, tobt und applaudiert. Und man erkennt förmlich, dass Professor Fischer als Kind mal einen Baukasten geschenkt bekommen hat und seitdem nicht mehr von der Physik wegkam.

„Die Physik beginnt mit der Beobachtung“, sagt der Professor und das macht das Publikum mit großem Vergnügen. Es gibt wohl keine bessere Art, den Menschen den Zugang zu einer komplizierten Materie zu ermöglichen als über den spielerischen Zugang. Großartig – diese Kult-Weihnachtsvorlesung kostet keinen Eintritt, doch muss man bereits im Sommer aufpassen, ab wann Plätze reserviert werden können. Denn bei drei Vorstellungen passen insgesamt nur wenig mehr als 1000 Personen in den Hörsaal – und die Plätze sind oft schon nach wenigen Stunden für die Weihnachtszeit ausgebucht. Was man wirklich verstehen kann – denn so macht Physik wirklich Spaß. Und das schreibt jemand, der im Abitur nur 1 von 15 Punkten in Physik bekam, als „Gnadenpunkt“, damit er nicht wegen Physik durchs Abi fällt…

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