Tschüss Bern…

Die Gemeinde Moutier, die bislang zum Kanton Bern gehörte, hat sich entschieden, aus dem deutschsprachigen Landesteil ins französischsprachige Jura zu wechseln. So einfach geht das…

Gebietsreform per Abstimmung - Moutier gehört künftig zum: Kanton Jura. Foto: Jérémy Toma / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die direkte Demokratie hat ihre Vorteile, wie man einmal mehr in der Schweiz erkennt. Dort stimmten in der kleinen Stadt Moutier am Wochenende die Menschen dafür, künftig nicht mehr zum deutschsprachigen Kanton Bern, sondern zum französischsprachigen Kanton Jura zu gehören. Wenn man sich anschaut, wie in Frankreich die Gebietsreform 2016 ohne jede Konzertierung mit und gegen den Willen der Bevölkerung durchgeboxt wurde, könnte man sich gerade ein Beispiel an den Schweizer „Votationen“ nehmen.

In der Schweiz ist tatsächlich das Volk der Souverän, was diese Abstimmung einmal mehr zeigte. Mit 2114 Stimmen für und 1740 Stimmen gegen den Kantonswechsel bestimmten die Einwohner der kleinen Gemeinde ihr künftiges Schicksal. Und sie „reparierten“ einen historischen Irrtum, denn als 1978 der Kanton Jura gegründet wurde, hatte sich die Gemeinde für einen Verbleib im deutschsprachigen Kanton Bern entschieden.

Die Frage der Zugehörigkeit zum französisch- oder deutschsprachigen Landesteil der Schweiz hatte lange Jahre für Ärger gesorgt. Denn Moutier war im Kanton Bern nur eine von vielen kleinen Gemeinden, während die Stadt im Kanton Jura zu den eher größeren Städten gehört, wovon man sich Vorteile verspricht. Sogar ein Todesopfer gab es in dieser Auseinandersetzung, als 1993 ein militanter Aktivist, der offenbar einen Terroranschlag plante, beim Transport einer selbstgebastelten Bombe ums Leben kam.

Nun wurde diese Frage per „Votation“ geklärt und die Menschen in Moutier konnten über ihr weiteres Schicksal entscheiden. Dies ist basisdemokratisch und der Gegenentwurf zu staatlich organisierten Gebietsreformen, zu denen die Bewohner der betroffenen Regionen nicht einmal angehört werden.

Ganz reibungslos verlief allerdings auch diese „Votation“ nicht – denn offenbar waren vor der „Votation“ zahlreiche Neubürger nach Moutier gezogen, um an dieser Abstimmung teilnehmen zu können. Aber wie dem auch sei, und sei es nur auf kleiner Ebene, so ist es doch beruhigend zu sehen, dass es Demokratien gibt, die noch funktionieren und in denen die Bürgerinnen und Bürger das letzte Wort haben. Vielleicht sollten sich auch größere Länder einmal ein Beispiel an der kleinen Schweiz nehmen. Denn dort nimmt man den Begriff „Demokratie“ noch ernst…

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