Tschüss, Frau Lambrecht…

Die Spatzen pfiffen es bereits von den Dächern – Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat Kanzler Scholz um ihre Entlassung gebeten. Und das ist auch besser so.

Christine Lambrecht ist zurückgetreten. Der Job war wohl doch nichts für sie... Foto: U.S. Secretary of Defense / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Der Posten des Verteidigungsministers ist in Deutschland ein undankbarer Schleudersitz. Das haben zuletzt auch Karl von und zu Guttenberg, Annegret Kramp-Karrenbauer und Ursula von der Leyen erfahren müssen. Und nun Christine Lambrecht. Die Bilanz ihrer Arbeit ist erschreckend, der Zustand der Bundeswehr ebenso und es stellt sich die Frage, was eigentlich dagegen spricht, zu Fragen der Verteidigung einen Experten zu berufen. Ins Familienministerium setzt man ja auch keinen pensionierten General.

Anders als ihre Vorgängerinnen, bei denen das Versagen als „nicht so schlimm“ betrachtet wurde, da kein Krieg herrschte, war Christine Lambrecht die falsche Person zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Dass sie nun selbst die Reißleine zieht, muss man ihr hoch anrechnen. Der entscheidungsschwache Bundeskanzler hätte sie vermutlich bis zum Ende des Mandats im Kabinett weiter durchgefüttert.

Ihre „Skandale“, wie vom Steuerzahler bezahlte Urlaubsflüge mit dem Sohnemann, sind harmlos, zumindest im Vergleich zu den Skandalen einer Ursula von der Leyen im gleichen Ministerium. Von der Leyen hatte lediglich das Glück, dass Angela Merkel ihre schützende Hand über sie hielt und sie, als beispielsweise der McKinsey-Skandal ans Tageslicht kam, schnell auf den Posten der Präsidentin der Europäischen Kommission weglobte, wo Von der Leyen genau dort weitermacht, wo sie in Berlin aufgehört hatte. Doch auch um Christine Lambrecht wird man sich kaum Sorgen machen müssen, denn auch für sie wird es sicher irgendwo ein warmes Plätzchen am Ofen geben.

Dass absolute Laien auf dem Posten des Verteidigungsministers hoffnungslos überfordert sind, erkennt man am Zustand der Bundeswehr. Schlechte Ausrüstung, unzufriedene Soldaten, kein Geld für eine Modernisierung der Truppe und nun auch noch der Ukraine-Krieg. Immerhin war Frau Lambrecht anständig genug, die deutschen Leopard II-Panzer vor einer eventuellen Lieferung an die Ukraine testen zu lassen – kein einziger war einsatzfähig.

Dazu warf man der Ministerin wiederholt vor, „kein Gespür für die Truppe“ zu haben. Das ist wenig verwunderlich, denn woher sollte Frau Lambrecht auch ein Gefühl für die Truppe haben?

In Berlin wird nun aufgeregt über die Nachfolge diskutiert. Lars Klingbeil (SPD), der Generalsekretär der Kanzlerpartei ist im Gespräch, doch sollten die möglichen Kandidaten und Kandidatinnen gut nachdenken, ob sie diesen Job überhaupt wollen. Denn seit vielen Jahren (Ausnahme von der Leyen) ist das Verteidigungsministerium ein Stopper für politische Karrieren. In den aktuellen Zeiten sollte auf jeden Fall ein echter Militärexperte auf diesen Posten rücken, denn den „unverbauten Blick“, sprich, vollständige Ahnungslosigkeit, kann man sich in Kriegszeiten nicht bei einem Verteidigungsminister leisten.

1 Kommentar zu Tschüss, Frau Lambrecht…

  1. Très bon article , Herr Littmann! Sie haben es auf den Punkt gebracht.

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