UberPop gibt’s ab sofort auch in Straßburg

Der Ärger mit den Straßburger Taxifahrern ist vorprogrammiert. Doch nichts scheint den Mitfahrservice UberPop aufhalten zu können.

Überall, wo UberPop auftaucht, hagelt es Proteste, wie hier 2013 in Portland. Jetzt kommt der Service auch nach Straßburg. Foto: Aaron Parecki / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Nach Paris, Lyon, Lille, Bordeaux, Toulouse und der Cote d’Azur breitet sich der Mitfahrservice UberPop auch in Nantes, Marseille und – Straßburg aus. Wie eine Spinne überzieht der von vielen kritisierte und dennoch von vielen genutzte Service Europa. Unaufhaltsam.

Das Konzept ist denkbar einfach – man lädt die entsprechende App auf sein Smartphone und kann in zwei Klicks seine Fahrt von A nach B organisieren, in der Regel günstiger als mit dem Taxi. Einziger Haken – die Fahrer sind Privatleute und man weiß eigentlich nie genau, bei wem man ins Auto steigt. Was sicherlich den einen oder anderen davon abhalten könnte, diesen Service zu nutzen.

Die 2009 in Kalifornien gegründete Gruppe ist ein Unternehmen der Gegensätze. Einerseits steht sie praktisch ständig irgendwo vor Gericht, andererseits wird sie von Experten auf einen Börsenwert von 50 Milliarden Dollar (!) geschätzt – nicht schlecht unter den gegebenen Umständen. Seit seiner Gründung konnte sich UberPop bereits in 58 Ländern und 310 Städten weltweit etablieren, trotz zahlreicher Verbote, Unterlassungsklagen, Kritiken. Doch dass da geklagt wird, wo etablierte Taxiunternehmen ihre Pfründe schwinden sehen, ist auch irgendwie klar.

Abgesehen von den Berufsfahrern, die gegen die Uber-Konkurrenz Sturm laufen, kann man das Konzept aber auch aus anderen Gründen kritisieren. Denn das Arbeitssystem von Uber passt zu gut in die heutige Zeit, in der die Prekarität die Menschen dazu treibt, so ziemlich alles zu akzeptieren, was ihnen angeboten wird. So schreibt Uber seinen Fahrern nicht viel vor – diese gehen online, wann immer sie das wollen und arbeiten als freie Unternehmer – die Firma spart somit die Sozialabgaben und die Fahrer sind gezwungen, extrem viel für sehr wenig Geld zu arbeiten, um überhaupt über die Runden zu kommen. Was von Uber selbst launig als «Möglichkeit, auch in der Freizeit Geld zu verdienen» beschrieben wird, ist in Wirklichkeit das gleiche «Sklavensystem», auf dem auch die großen deutschen Agrargiganten ihr Geld verdienen – mit so genannten «Selbstständigen», die zu Hungerlöhnen und ohne soziale Absicherung rund um die Uhr schuften müssen. Richtig Geld verdient dabei nur das Unternehmen, das an jeder Fahrt mitkassiert, dafür aber keinerlei Investitionen tätigen muss.

Und schon bringt uns UberPop mitten hinein ins Thema des transatlantischen Freihandelsabkommens. In den USA, wo das Prinzip «Hire and Fire» gilt, mag ein solches System völlig in Ordnung sein – in Europa, wo man Jahrzehnte lang für Arbeitnehmerrechte gekämpft hat, ist es das eben nicht. Und nun darf man dreimal raten, welcher Standard sich im Rahmen des TTIP durchsetzen wird. Wobei dieses Beispiel nur die Spitze des Eisbergs sein dürfte.

Was da unter dem Deckmäntelchen des «Service von Bürgern für Bürger» herkommt, ist in Wahrheit die Heuschrecke des US-Kapitalismus, die gerade über den Atlantik springt. Rechtslose Arbeitnehmer, unkontrollierbare Qualitätsstandards, Aushöhlung eines Berufsstands – das alles erwartet uns im Rahmen des TTIP – die Taxis sind dabei erst der Anfang.

Um einen Personenbeförderungsschein zu erwerben, muss man auch in Frankreich einen entsprechenden Kurs absolvieren, der mindestens 250 Stunden dauert. Und mit einer Prüfung endet. Beim Geschäftsmodell von Uber wird allerdings offiziell kein professioneller Fahrdienst angeboten, sondern lediglich ein Service, bei dem zwei Privatleute über die technische Plattform zusammengebracht werden, so eine Art «Mitfahrgelegenheit für Kurzstrecken». Was dies faktisch ist, ein Taxidienst oder eine Mitfahrgelegenheit, müssen die Kunden selbst entscheiden.

Offenbar nutzt Uber verschiedene Gesetzeslücken für sich aus, so dass sich der Service immer weiter entwickeln kann. Doch haben die Fahrgäste letztlich das Schicksal dieses Service in der Hand – niemand zwingt einen, diesen zu nutzen. Nach wie vor hat man die Wahl, das Fahrrad, die Tram, den Bus oder ein normales Taxi zu nutzen. Wer sich aber dafür entscheidet, Dienste wie UberPop zu nutzen, darf sich später nicht beklagen, wenn wir in Europa amerikanische Arbeitsverhältnisse bekommen. Der Anfang hierfür ist auf jeden Fall gemacht.

1 Kommentar zu UberPop gibt’s ab sofort auch in Straßburg

  1. Inzwischen hat das Departement Bas-Rhin die UberPop-Fahrten als illegal eingestuft und kurzzeitig drei Uber-Fahrer festgenommen. Wie anderswo auch, wird es auch in Straßburg zu einer juristischen Auseinandersetzung um diesen Service kommen. Ende offen.

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