Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein…

Flugzeugpilot. Was wurde nur aus dem ehemaligen Traumjob? Karl-Friedrich Bopp schaut einmal genauer hin.

Pilot - einst ein Traumjob, heute ein Beruf unter massivem Covid-Druck. Foto: http://www.fairjets.com / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0de

(Karl-Friedrich Bopp) – Flugzeugpilot zu werden, das galt lange Zeit eher als eine Berufung als die Erfüllung einer Leidenschaft. Covid-19 hat diesem Traumberuf allerdings hart zugesetzt. Durch die dramatisch gesunkenen Passagierzahlen (minus 70 %) lernten Piloten ein ihnen bisher unbekanntes Phänomen kennen – die Angst um den Arbeitsplatz.

Die Covid-19-Pandemie hat die Luftfahrt generell und den Berufsstand Pilot besonders schwer getroffen. Weltweit haben Fluggesellschaften bereits 400.000 Mitarbeiter entlassen oder beurlaubt. Nach Angaben der internationalen Luftverkehrsvereinigung IATA könnten bis zu 1,3 Millionen Stellen wegfallen, wenn Regierungen nicht zusätzliche Hilfen bereitstellen. In Europa sind von ursprünglich 65.000 Pilotenstellen bereits 18.000 weggefallen.

Doch bereits vor der Pandemie war es für Piloten gar nicht mehr so einfach, wenn sie nicht gerade für eine der renommierten Fluggesellschaften wie Lufthansa oder Air France flogen. Traumjahresgehälter von über 150.000 Euro gab es nur für die Wenigsten.

Für Berufsanfänger lag die Realität für manche nicht höher als 25.000 Euro Jahresgehalt. Nicht zu vergessen, dass die Ausbildung fünf Jahre dauert und selbst bezahlt werden muss. Immerhin ein Betrag zwischen 70.000 und 100.000 Euro, oftmals finanziert unter Aufnahme eines Kredits, der dann natürlich beglichen werden musste.

Um die Monatsraten auch nach der Entlassung noch finanziell stemmen zu können, mussten sich viele Piloten plötzlich auf ganz fremden Berufsfeldern umsehen. Als Verkaufsleiter, Reinigungsfachmann oder ja, gar als Auslieferer für Amazon.

Die Situation wird sich nicht so schnell verbessern. Die Luftfahrtindustrie gehört wahrscheinlich zu den Sektoren, die sich als letztes erholt, wenn wir irgendwann die Pandemie Geschichte nennen können. Arbeitslose Piloten haben daher eher düstere Aussichten. Selbst wenn sie eines Tages wieder fliegen können, dann wahrscheinlich mit niedrigerem Gehalt und längeren Flugzeiten. Und nicht zu vergessen -  Pilotenlizenzen sind gesetzlich zeitlich begrenzt. Ebenso bestandene Gesundheitschecks. Fortlaufendes Training in Flugsimulatoren, die die Pilotenlizenzen nicht verfallen lassen, ist ein erheblicher Kostenfaktor.

In Deutschland wurde die Fluggesellschaft Lufthansa von der Regierung mit immerhin mit neun Milliarden Euro unterstützt. In Frankreich die Air France mit sieben Milliarden Euro. Unter anderem erlaubt das den Gesellschaften, die Piloten in Kurzarbeit zu nehmen und durch Training in Flugsimulatoren deren Fluglizenzen zu erhalten. Allerdings, die Ausbildung des Pilotennachwuchses wurde mangels Bedarf so gut wie eingestellt.

Aber Pilot ist nicht irgendein Beruf. Pilot zu werden und zu bleiben ist für viele die Erfüllung des Lebens. Sie hoffen daher auf die Zukunft. Doch bis dahin stellen sich viele Fragen. Ab wann wird es wieder besser? Und wenn es irgendwann mal besser wird, gelten dann vielleicht doch ganz andere Rahmenbedingungen für die Verkehrsluftfahrt? In der gegenwärtigen Phase ist daher viel Ausdauer und Optimismus gefragt.

Wohlwollende Prognosen sagen voraus, dass es vielleicht ab 2023 wieder aufwärts gehen könnte. Wenn Sie dann im Flugzeug die Stimme des Piloten wiedererkennen, bitte nicht erschrecken. Es ist die Stimme Ihres freundlichen Amazon-Lieferanten…

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