Übersterblichkeit

Die Zahlen, die das Statistische Bundesamt zum Thema Sterberate in Deutschland veröffentlicht hat, werfen viele Fragen auf. Diese Zahlen sollten sorgfältig untersucht werden.

Fakt ist, dass SARS-CoV-2 immer noch aktiv ist und viele Menschen genau hierher führt. Bleiben Sie vorsichtig. Foto: Eisenacher / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Versuchen wir mal, die Zahlen des Statistischen Bundesamts nüchtern zu betrachten. Immerhin, das Statistische Bundesamt ist nicht gerade dafür bekannt, mit Zahlen herumzuspielen, sondern es handelt sich um eine Behörde, die (zum Glück) mit einer Art Erbsenzähler-Mentalität nüchtern Zahlen erhebt und Statistiken daraus macht. Ohne emotionale Regung, einfach nur Zahlen. Und die Zahlen zur Sterberate in Deutschland seit Beginn der Corona-Krise werfen nun viele Fragen auf.

Im Vergleich zu den letzten Jahren sind in Deutschland deutlich mehr Menschen gestorben. Diese Zahlen werden wochenweise erhoben und der Anstieg der Todesfälle ist, je nach Woche, im Schnitt 11 % höher als in den letzten Jahren. Überraschend ist dabei, dass diese Erhöhung nicht mit den veröffentlichten Zahlen der Corona-Todesfälle übereinstimmt. Denn wenn man diese aus der Statistik abzieht, bleibt immer noch eine deutlich höhere Zahl der Todesfälle stehen.

Angesichts des Umstands, dass immer mehr Forscherteams auf der Welt ermittelt haben, dass das SARS-CoV-2 auch die Blutgefäße angreift, zahlreiche potentiell tödliche Thrombosen auslöst und über die Blutbahn auch andere Organe als die Lungen angreifen kann, steht nun die Frage im Raum, ob es nicht wesentlich mehr Corona-Opfer in Deutschland gibt als bisher angenommen, nur dass man diese nicht dem Corona-Virus zugerechnet hat.

Auch andere Erklärungsmodelle sind denkbar. Es könnte sich auch um großes Pech und Zufall handeln. Denkbar ist ebenfalls, dass sich im Schatten des Corona-Virus andere Grippearten ausbreiten und tödlich wirken konnten. Momentan kann das niemand sagen. Dennoch ist die Todesrate so erheblich gestiegen, dass man dieses Phänomen schleunigst untersuchen und klären sollte.

Und man sollte diese Zahlen auch im Hinterkopf behalten, wenn in den nächsten Tagen und Wochen wieder alle von der Leine gelassen werden. Frank Ulrich Montgomery, Chef der Deutschen Ärztekammer, sagte es gestern deutlich. „Die Bundesregierung ist sehr schnell bei den Lockerungsmaßnahmen. Hoffentlich ist sie genau so schnell, diese wieder rückgängig zu machen, sollte sich das als erforderlich erweisen.“

Wir wissen immer noch sehr wenig über dieses Virus. Wir wissen noch nicht einmal mit Sicherheit, was dieses mutierende Virus genau im Körper anstellt. An welchen Stellen es angreift. Welche Schäden es anrichtet. Welche Langzeitschäden es bei denen anrichtet, die als geheilt gelten. Wie die Immunisierung nach einer Erkrankung verläuft und wie lange sie anhält. Alles, was wir wissen, ist dass dieses Virus immer noch unterwegs ist.

Dass nun viele Menschen Freiheiten wiederfinden, die ihnen gefehlt haben, und dass sie sich darüber freuen, ist logisch. Doch sollten bei aller Freude die Sicherheitsabstände gewahrt bleiben, Masken getragen werden und man sollte endlich aufhören so zu tun, als sei diese sanitäre Krise überwunden. So etwas kann weder die Politik entscheiden, noch die Wirtschaft. Und Volkes Wille schon gar nicht. Freut Euch am Frühling, aber bleibt vorsichtig und setzt nicht alles aufs Spiel, was bislang erreicht wurde.

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