Umdenken

Der französische Automobilkonzern Renault drosselt für seine zukünftigen Modelle der Marken Renault und Dacia die Höchstgeschwindigkeit. So wird Autofahren sicherer.

Zurück zu mehr Gemütlichkeit auf den Strassen? Renault zeigt den Weg... Foto: Ermell / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Rund ein Drittel aller tödlichen Autounfälle sind auf eine zu hohe Geschwindigkeit zurückzuführen, sagte der Chef von Renault, Luca de Meo. Und daher wird die Leistung der neuen Fahrzeuge seiner Gruppe intelligent gedrosselt. Somit bringt Renault das Autofahren dorthin zurück, wo es hingehört – den Fahrer und seine Passagiere so sicher wie möglich von A nach B zu bringen.

Die neuen Modelle von Renault sollen künftig auf maximal 180 km/h abgedrosselt und dazu mit einer intelligenten Steuerung versehen werden, die automatisch über Geolokalisierungs-Daten die Geschwindigkeit auf die jeweils zulässige Höchstgeschwindigkeit begrenzt. Raserei, illegale Autorennen und PS-Protzerei dürften mit diesem Paradigmen-Wechsel langsam auslaufen.

Dabei ist Renault nicht der erste Hersteller, der mit einer solch neuen Sicherheits-Konzeption antritt. Die ersten waren im letzten Jahr die Schweden von Volvo, die seit vielen Jahren Vorreiter zum Thema Fahrzeug-Sicherheit sind. Dass jetzt Renault zusammen mit Dacia ebenfalls in dieses Konzept einsteigt, ist ein gutes Zeichen – die Vernunft im Straßenverkehr scheint immer wichtiger zu werden.

Deutschen Autofahrern mag dieser neue Ansatz unverständlich sein – im Land der Luxuskarrossen der süddeutschen Hersteller galt bislang das Credo „so schnell, wie es die Technik hergibt“, damit die Kunden auf den deutschen Autobahnen ihren Geschwindigkeitsrausch ausleben können. Doch diese Sichtweise aufs Autofahren auf immer volleren Autobahnen wird zum Auslaufmodell.

Es gibt Studien, die besagen, dass unser Gehirn bei Geschwindigkeiten über 140 km/h so genannte „Mini-Blackouts“ hat, die daran liegen, dass das Gehirn zu viele visuelle und andere Informationen gleichzeitig verarbeiten muss. Die Frequenz dieser „Mini-Blackouts“ im Millisekunden-Bereich steigt proportional zur Geschwindigkeit. Jeder, der schon einmal mit einem Fahrzeug mit mehr als 250 km/h unterwegs war, erinnert sich daran, dass sich das Sichtfeld des Fahrers bei solchen Geschwindigkeiten einengt, zu einer Art „Tunnelblick“ wird und dass klar ist, dass man bei solchen Geschwindigkeiten nicht mehr auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren kann. Bereits ein Gegenstand auf der Fahrbahn kann bei derartigen Geschwindigkeiten fatal sein.

Die Ankündigung von Renault hat allerdings nicht nur technische Aspekte, sondern auch eine gesellschaftliche Dimension. Im Zeitalter neuer Mobilitäts-Ansätze wird das Automobil auf einen neuen Platz gesetzt – weg vom Statussymbol für PS-Protze, hin zum Verkehrsmittel, das gemeinsam mit anderen Verkehrsmitteln dafür sorgt, dass man möglichst sicher sein Ziel erreicht.

Die neue Strategie von Volvo, Renault und Dacia ist bemerkenswert und zukunftsweisend. Wahrscheinlich werden die deutschen Hersteller die letzten sein, die diesen Trend zu mehr Vernunft am Steuer erkennen und dann umsetzen.

Wer künftig seine Neigung für den Motorsport ausleben möchte, kann das weiterhin tun. Auf dafür vorgesehenen Rennstrecken, auf denen man gegen Entgelt Formel 1 spielen kann. Auf den Autobahnen und Landstraßen ist dagegen mit sinnloser Raserei Schluss. Und das ist sehr gut so.

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