Umwelt- und Klimaschutz – der Oberrhein zeigt guten Willen

In Straßburg fand auf Einladung der Eurometropole Straßburg im Vorfeld zur Weltklimakonferenz COP21 in Paris ein Symposium zu diesem Thema auf Ebene des Oberrheins statt. Alle zeigen guten Willen. Klar.

Gestern diskutierten die Experten des Oberrheins, wie man grenzüberschreitend den Klimaschutz fördern kann. Foto: Claude Truong-Ngoc / Eurojournalist(e)

(KL/CTN) – Gestern war ein wichtiger Tag für den weltweiten Umweltschutz. Zum einen mussten die Staaten bis gestern ihre Pläne einreichen, anhand derer sie die Klima-, Luft- und Umweltbelastungen senken wollen, dann veröffentlichte eine Expertengruppe der UNO einen Klimabericht, der erschreckend ist und außerdem fand in Straßburg ein Symposium zu diesem Thema statt, an dem Experten aus Frankreich, der Schweiz und Deutschland teilnahmen. Und alle zeigen guten Willen, doch ob dieser ausreicht, um die weltweite Klimakatastrophe in den Griff zu bekommen, wird sich noch zeigen müssen. Denn so lange große Unternehmen dadurch Geld einsparen oder gar verdienen, dass sie diesen Planeten vergiften, verschmutzen und belasten, so lange wird sich kaum etwas ändern.

Dass alle Teilnehmerstaaten des Weltklimagipfels auf ihren gestern eingereichten „Hausaufgaben“ nur großartige Dinge stehen haben, ist klar. Denn niemand will im Dezember in Paris als der Schmutzfink der Welt dastehen, doch muss man anzweifeln, dass die großen Industrienationen, die natürlich auch die größten Umweltverschmutzer und Klimavergifter sind, es wirklich ernst meinen. Immerhin haben diese Nationen aus der Umweltverschmutzung ein Business gemacht, mit Börsen, an denen Zertifikate wie Aktien gehandelt werden und die es dem Besitzer erlauben, bestimmte Mengen CO2 oder andere Umweltgifte in die Luft zu blasen. Statt teure Anlagen zu installieren, mit denen die Umweltbelastung reduziert werden kann. Umweltschutz ist in den Industrieländern immer noch ein reines Rechenspiel – so lange es billiger ist, solche Zertifikate zu kaufen, werden viele Unternehmen dies auch tun, einfach um Geld zu sparen. Man wird in Paris sehen, ob sich aus diesen „Hausaufgaben“ tatsächlich wirkungsvolle Handlungsstränge ergeben oder nicht.

Wie dringend das nötig wäre, zeigt der Bericht der UNO-Expertengruppe, der gestern feststellte, dass sich die Temperatur auf unserem Planeten bis zum Ende des Jahrhunderts um 2,7 Grad erwärmen wird. Was nach heißen Sommern und milderen Wintern klingt, ist in Wirklichkeit eine Katastrophe. Gewiss, die meisten von uns werden das nicht mehr selber erleben, doch muss man sich die Frage stellen, in welchem Zustand wir diesen Planeten unseren Kindern und Enkeln hinterlassen. Eine solche Klimaerwärmung, und hierzu gibt es bereits zahlreiche Modelle und vor allem die Praxis der Entwicklung der letzten Jahre, wird die Pole abschmelzen und die Meeresspiegel ansteigen lassen, was für viele Länder zu einer lebensbedrohenden Problematik wird. Ganze Küstenregionen können durch einen steigenden Meeresspiegel überspült werden, durch die Erderwärmung werden sich enorme Verschiebungen im biologischen Gleichgewicht des Planeten ergeben, Phänomene wie „El Nino“ werden sich immer stärker entwickeln und zu regelmäßigen Naturkatastrophen führen – und all das sind keine Horrorszenarien von Ökofreaks, sondern ganz seriöse wissenschaftliche Modelle.

Unter diesem Gesichtspunkt stand auch das gestrige Symposium in Straßburg, an dem Experten vom ganzen Oberrhein teilnahmen. Denn die Problematik der Luftverschmutzung und des Klimawandels betreffen natürlich auch den Oberrhein. Dass die Eurometropole Straßburg zu diesem Symposium eingeladen hatte, verwundert wenig, da sie inzwischen auch für den Bereich der Luftreinhaltung zuständig ist und da erscheint es normal, dass man sich zu einem Austausch über sinnvolle Ansätze, Erfahrungen und gemeinsame Perspektiven trifft.

Wie der Präsident der Eurometropole Robert Herrmann seit seinem Amtsantritt immer wieder unterstrichen hat, betrachtet er diese Fragestellungen nicht mehr unter einem franko-französischen Gesichtspunkt, sondern im Zusammenhang mit dem ganzen Oberrhein.

Den Auftakt machte Alain Jund, Vizepräsident der Eurometropole und zuständig für die Energiewende (kein einfacher Job im atomhörigen Frankreich…) und die nachhaltige Entwicklung, der die Zielsetzung für dieses Symposium ausgab – das gemeinsame Identifizieren von Handlungssträngen.

Verschiedene Experten aus französischen Ministerien berichteten über Maßnahmen, die bereits getroffen wurden, über Auswirkungen der Luftverschmutzung und deren Kosten. Die letztlich enorm sind.

Dann diskutierten die Oberrheinexperten Emmanuel Rivière vom Verband für Überwachung und Untersuchung der Luftverschmutzung im Elsass, Herbert Swarowski vom Regierungspräsidium Freiburg und Dr. Richard Ballaman vom Bundesamt für Umwelt in der Schweiz über konkrete Maßnahmen, die am Oberrhein bereits ergriffen wurden, über ihre Erfahrungen und vor allem darüber, dass die bisherigen Anstrengungen trotz allen Engagements noch lange nicht ausreichen.

Der Grundstein für eine Oberrhein-Zusammenarbeit ist gelegt – nun geht es darum, gemeinsam und nachhaltig zu handeln. Den politischen Rahmen dafür müssen die Staaten bei der COP21 in Paris definieren, denn einzelne Regionen, auch, wenn diese sehr aktiv sind wie der Oberrhein, haben keine Chance, alleine die weltweite Klimakatastrophe aufzuhalten. Also blicken alle gespannt nach Paris – in der Hoffnung, nicht wieder bitter enttäuscht zu werden.

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