Und dann tanzen doch alle nach Putins Pfeife…

Der Kreml-Chef hatte verkündet, Gaslieferungen künftig nur noch in Rubel abzuwickeln. Der Westen weigerte sich tapfer und bezahlt jetzt sein russisches Gas – in Rubel.

Putin will Rubel? Dann bekommt Putin auch Rubel. Foto: RIA Novosti archive / image #978774 / Alexey Kudenko / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Um Putins Forderung nach Bezahlung seiner unvermindert weiter laufenden Gasrechnung in Rubel nachzukommen, was der Westen zunächst empört zurückgewiesen hatte, da eine Bezahlung in Euro oder Dollar vertraglich vereinbart ist, probiert sich Deutschland in der Quadratur des Kreises. Dabei erfüllt die Bundesregierung Putins Forderung und bemüht sich darum, diese Zahlungen so zu verschachteln, dass man wenigstens behaupten kann, man würde die verhängten Sanktionen einhalten. Aber genau das tut man nicht, sondern dafür Putin einen riesigen Gefallen – die Zahlungen in Rubel ermöglichen es Moskau, den Rubel zu stabilisieren und damit der russischen Wirtschaft den Rücken zu stärken.

Das Ganze funktioniert so: Die Käufer russischen Gases müssen bei der russischen Gazprom-Bank (wem die wohl gehört?) ein Konto eröffnen und auf dieses Konto zahlen die westlichen Energiekunden, allen voran der deutsche Großimporteur „Uniper“ ihre Rechnungen in Euro oder Dollar. Die Gazprom-Bank wechselt dann die Euro oder Dollar in Rubel um und diese werden, Überraschung, an den Staatskonzern überwiesen.

Zwar können die Energieimporteure nun behaupten, sie würden weiterhin in Euro oder Dollar zahlen, doch wie durch Zauberhand kommen bei Gazprom und in Russland die gewünschten Rubel an. Dadurch, dass die Gazprom-Bank mit den erhaltenen Euro oder Dollar Milliarden Rubel kauft, wird der Kurs der russischen Währung gestützt, was eine noch stärkere Inflation verhindert und Russland erhält für seine Exporte (das Zarenreich exportiert nicht nur nach Europa) mehr Geld. Aber wie vereinbar ist das mit den Sanktionen, die ja eigentlich darauf abzielen, die russische Wirtschaft zu schwächen, statt diese und die russische Währung zu stärken?

Die westliche Politik hat ein reines Gewissen, dadurch, dass man bei der Gazprom-Bank in Euro oder Dollar zahlt. Doch sieht dies eher nach einem finanztechnischen Trick als nach konsequent durchgehaltenen Sanktionen aus. Man wahrt halt die Fassade, während man einerseits schon quasi Kriegspartei in der Ukraine ist, andererseits behauptet, gegen die russische Wirtschaft zu agieren, während man nun auch schwere Waffen in die Ukraine liefert. Doch bleibt die Tatsache, dass der Westen weiterhin Putins Krieg finanziert, dass dieser Handel auch russisches Geld in die Ukraine spült und dass der Westen in letzter Konsequenz die Vorgaben von Putin erfüllt.

Putin führt den Westen am Nasenring durch die Manege, setzt seine Forderungen durch und der Westen macht juristische Verrenkungen, um das tun zu können, was Putin von ihm verlangt. Und wir lassen uns weiterhin einreden, dass dort der Kampf „Ost gegen West“, „Gut gegen Böse“, „Freiheit gegen Tyrannei“ geführt wird? Dass dort irgendwelche diffusen „europäischen Werte“ und die Demokratie verteidigt werden?

Auf jeden Fall ist es erstaunlich zu sehen, dass in diesem Krieg aus Todfeinden beste Freunde werden, sobald es um die Milliarden geht. Es ist so wie in jedem Krieg. Aber immerhin sind jetzt alle zufrieden. Der Westen, weil er weiterhin in riesigen Mengen russisches Gas bezieht und wenigstens so tun kann, als meinte man es mit den Sanktionen ernst, und Putin ist zufrieden, weil der Westen seine Währung und seine Wirtschaft stärkt. Aber wenn schon alle zufrieden sind und zusammen Milliarden-Geschäfte machen, wäre es da nicht kostengünstiger, mit diesem verfluchten Krieg aufzuhören?

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