Und dann?

Die französische Regierung hat den Präfekten des Elsass beauftragt, Vorschläge für die künftige administrative Organisation des Elsass zu machen. Ende offen.

Die Region in Rot könnte das künftige Departement "Elsass" werden. Das weiter zur Region "Grand Est" gehören wird. Foto: Sting / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Die neue ostfranzösische Region „Grand Est“ erfreut sich speziell im Elsass keiner besonderen Beliebtheit, lieber hätte man auch künftig in einer „Region Elsass“ gelebt. Angesichts der fehlenden Akzeptanz dieser neuen Struktur, die das Elsass, Lothringen und die weitgehend unbekannte Region Champagne-Ardennes umfasst, denkt die französische Regierung darüber nach, eventuell den Status des Elsass doch noch einmal zu überdenken. Die größte Gefahr in diesem Prozess stellen allerdings genau diejenigen dar, die sich am stärksten für eine eigenständige Region Elsass engagieren – die Autonomisten. Sollten diese wieder mit ihrem blödsinnigen Identitäts-Gewäsch antreten, wird sich Paris nicht bewegen.

Vieles deutet darauf hin, dass die „Lösung“ für diese unbefriedigende Situation in der Zusammenlegung der beiden elsässischen Departements Haut-Rhin (68) und Bas-Rhin (67) besteht – also genau in der Form, die von den Elsässern 2013 bei einem Referendum abgelehnt wurde. Im Übrigen waren damals vor allem diejenigen gegen die Fusion der beiden Departements, die genau diese heute vehement fordern. Das Elsass ist schon eine komplizierte Region.

Die Argumente FÜR eine Zusammenlegung der beiden Departements liegen auf der Hand: Hier laufen die Fäden der deutsch-französischen Zusammenarbeit zusammen, die sowohl der französischen als auch der deutschen Regierung sehr am Herzen liegen. Hier entstehen Arbeitsplätze, Innovationen, die Grundlagen für das Europa von morgen. Das sind die wirklichen Gründe für eine solche Zusammenlegung – die immer wieder angeführte Sorge um die „Identität“ des Elsass hingegen ist schlicht lächerlich und zeugt von einem angestaubten Regionalbewusstsein, das in eine andere Zeit als das 21. Jahrhundert gehört.

Doch nach dem ersten Jubel über das, was im Elsass bereits als Teilerfolg gefeiert wird, werden auch die elsässischen Realitäten wieder an die Oberfläche gespült werden und für neuen Ärger sorgen. Denn seit 2013 hat sich nicht viel geändert – die Spannungen zwischen beiden Departements würden in einem fusionierten Departement nicht geringer, sondern tiefer werden. Wo würden sich die Verwaltungen befinden? Wie kann man für ein echtes Gleichgewicht zwischen Saint Louis, Mulhouse, Colmar, Sélestat, Haguenau, Wissenbourg und dem übermächtigen Straßburg schaffen? Und wenn wir schon von Identität reden – wie will man eine gemeinsame Identität zwischen den Menschen im Sundgau und im Norden in der Gegend L’Outre-Forêt schaffen? All diese Fragen werden wieder auf der Tagesordnung stehen.

Eines jedoch scheint klar – die Reform der Regionen, in deren Zug die Anzahl der französischen Regionen (vergleichbar in etwa mit den Bundesländern) von 22 auf 13 reduziert wurde, wird nicht rückgängig gemacht werden. Das Optimale, das im Elsass erreicht werden kann, ist die Zusammenlegung der beiden Departements, die dann eben als Einheit in den Instanzen der Region „Grand Est“ arbeiten müssen.

Die gute Nachricht – die von einigen als subjektiv gefährdet betrachtete „elsässische Identität“ ist gerettet. Sie war nämlich auch nie ernsthaft gefährdet. Und sie wird es auch in Zukunft nicht sein.

9 Kommentare zu Und dann?

  1. 84% der Elsässer wollen die Abspaltung des Elsass von der Region “Grand est” aber die französische Regierung stellt sich taub seit dem Beginn. Nach zwei Jahre von Versagung und Proteste würde man es plötzlich erfahren? Mit diesem Status wird es wahrscheinlich nur blauen Dunst vorgemacht.
    Es ist auch nicht nur eine Frage von Identität aber auch von Effektivität der politischen Strukturen. Des Weiteren ist das Elsass eine europäische Region, die als Schnittstelle zwischen mehreren Kulturen (französisch, deutsch und Schweizer) gelten kann. Meine persönliche Forderung ist nicht der Bau von Mauern sondern die Toleranz der Vielfalt und die Möglichkeit für das Elsass an seiner zentralen Stelle in Europa weiter politisch tätig sein kann.

  2. Des Weiteren kann man wohl Ihre unverschämte Einstellung gegen der Elsässer merken. Sehr unverschämt und unzumutbar für eine Zeitung der Oberrhein-Region! Als junge Pro-EU, bin ich für die “Einheit in Vielfalt” im Gegensatz zu den französischen Regierung. Also, nein! Wir sind keine Ultrakonservative, die für das Für-Sich sind.

    • Eurojournalist(e) // 8. Februar 2018 um 11:29 // Antworten

      “unverschämte Einstellung gegen die [die Grammatik der von Ihnen verteidigten Sprache ist kein Luxus -
      es muss "die" und nicht "der" heissen] Elsässer”… Ihr Autonomisten seid schon ein drolliges Völkchen…

  3. Dieser Artikel ist total daneben… auf französisch : complètement à côté de la plaque !!
    ZB : Die Identität war “nie ernsthaft gefährdert”, wie kann man nur so ein Blödsinn schreiben. Allein wenn man in Betracht nimmt das aussterben von der Sprache ist Ihre Behauptung total falsch !

    • Eurojournalist(e) // 8. Februar 2018 um 11:25 // Antworten

      Sie präsentieren nicht ein einziges Argument, schon gar kein belegbares Argument. Die Tatsache, dass die elsässische Sprache rückläufig ist, hat aber nun überhaupt nichts mit der Verwaltungsstruktur, sondern mit der Politik und der Kultur zu tun. Mit diesem völlig aus der Luft gegriffenen Gejammer, dass die elsässische Identität gefährdet sei, wurde die ganze Debatte verfälscht. Statt die richtigen Argumente für eine eigenständige Region Elsass zu präsentieren, hat dieses völlig unbewiesene Gejammer um den potentiellen Verlust der Identität dem Elsass in Frankreich nur Ablehnung eingebracht. Wenig überraschend, dass Ihr Kommentar in die gleiche Richtung geht. Macht nichts.

  4. Guten Tag – Bonjour. Ich bin Lothringer.
    Ich will keine wirtschaftliche Autonomie sondern nur das Recht haben, über unsere Zweisprachigkeit selbst zu dezidieren, wie ich es hier erklärt habe:
    https://lotharson.wordpress.com/2015/08/17/la-tyranie-des-jacobins-hyprocrites/

    Die Kurden in der Türkei, die Quebecois in Canada, die Tibeter in China und die Berberen in Algerien wollen das.
    Warum sollte unser Wunsch, den Fortbestand unserer Kultur zu gewährleisten, weniger legitim als ihrer sein?

    Schene Grisse uss Fronkräich.

    • Eurojournalist(e) // 11. Februar 2018 um 17:30 // Antworten

      Wie angenehm, ein vernünftiger Leserkommentar! Vielen Dank! Wie bereits öfters geschrieben, ich bin auch dafür, dass man diese Fragen in unseren Regionen selbstständig managt. Ich bin, Überraschung, auch für eine eigenständige Region Elsass, allerdings aus ganz anderen Gründen als diejenigen, die von den Autonomisten vorgetragen werden und für die sie mit dem FN und anderen auf die Strasse gehen. Ja, es ist eine Schande, dass Frankreich die Charta für Regionalsprachen nicht unterzeichnet hat, ja, die Mehrsprachigkeit in den Grenzregionen ist ganz wichtig und muss gefördert werden, ja, der Arbeitsmarkt erfährt durch die Grenznähe hohe Dynamik, alles gute Argumente. Doch die Argumente einiger Autonomisten, die laut von der guten alten Zeit unter Kaiser Wilhelm II. träumen, naja… schönen Sonntag Ihnen!

  5. Nic Schweitzer // 8. Februar 2018 um 23:17 // Antworten

    Haben Sie Journalismus bei Josef Goebbels gelernt ? So viele Lüge in so einem kurzen Beitrag… Sie haben gar keine Ahnung vom Elsass.

    • Eurojournalist(e) // 11. Februar 2018 um 17:26 // Antworten

      Nic Schweitzer, Sie sollten vorsichtig sein, wenn Sie andere öffentlich mit Josef Goebbels in Verbindung bringen. So etwas kann strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Ansonsten üben Sie sich in genau dem gleichen langweiligen Geblubber wie Ihre Kollegen – Geschrei top, Argumente leider nicht vorhanden. Aber das zeigt auch, warum man eine so schöne Region wie das Elsass auf keinen Fall in die Hände solcher Ewiggestrigen fallen lassen darf. Ausgerechnet diejenigen, die so lautstark angeblich das Elsass verteidigen, stellen die grösste Gefahr für die Zukunft des Elsass dar.

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