Und der Mackie hat ein Messer…

Das Theater der 2 Ufer präsentiert vom Freitag, den 15. Juli bis zum 23. Juli in der „Alten Rösterei“ in Kehl die berühmte „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill – ein zeitloser Klassiker.

"Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?"... Foto: Tobis Filmkunst / Wikimedia Commons / PD

(Red) – Wie aktuell heute noch die „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill ist, erkennt man an der Frage von Mackie Messer – „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ In Zeiten, in denen sich Banken Verhalten erlauben können, für das Privatpersonen ins Gefängnis müssten, dann aber wieder gerettet werden, weil sie „too big to fail“ sind, ist die Frage heute noch ebenso gerechtfertigt wie 1928, als die „Dreigroschenoper“ im Berliner Theater am Schiffbauerdamm erstmals aufgeführt wurde.

Das Stück spielt in den wilden 20ern des letzten Jahrhunderts; im epochalen Wahnsinn zwischen zwei Weltkriegen, als in Städten wie Berlin die Post abging. In der Welt der Huren und Diebe, der Bettler und Erpresser, der Polizei und des Verbrechens, stehen sich mit dem Bettlerkönig Jeremias Peachum (Herbert Leidenheimer) und dem Ganoven Mackie Messer (Patrick Labiche) zwei Charaktere gegenüber, deren Wettbewerb auf den ersten Blick nur darum geht, wer verderbter und brutaler ist – doch bei näherem Hinschauen erkennt der Zuschauer den „Ehrenkodex“ der Unterwelt, geradezu eine Moral, die zwar nichts mit den geltenden Codes der Gesellschaft zu tun hat, dafür aber ebenso ehrlich ist wie die Moral der „guten“ Gesellschaft.

Die „Dreigroschenoper“ zeigt im Kleinen, wie die Welt im Großen funktioniert. Bertolt Brecht und Kurt Weill nehmen das Publikum mit in eine Irrfahrt zwischen Verbrechen und Liebe, Korruption und Fürsorge, Grausamkeit und Zärtlichkeit und eine klare Botschaft – „euer Kapitalismus ist keinen Deut besser als die Welt des Verbrechens und der Korruption“ – denn den Kapitalismus und das Verbrechen eint mehr, als man denkt. Nicht zuletzt das Streben nach Profit, für das man über Leichen geht – im eigentlichen wie im übertragenen Sinn.

Das „Theater der 2 Ufer“ in Kehl geht in diesem Jahr mit den Aufführungen der „Dreigroschenoper“ ganz neue Wege. Mit einem ca. 40 köpfigen künstlerischen Team, das sowohl professionelle Schauspieler, Sänger, Tänzer und Musiker sowie exzellent agierende Amateure beiderseits des Rheins zusammenbringt, probt das Theaterensemble seit März 2015 an dieser aufwändigen und anspruchsvollen Großproduktion, die ab Freitag eine Woche lang in Kehl aufgeführt werden wird. In der Rolle der „Lucy“ wird Katrin Le Provost, inzwischen Ensemblemitglied der Komischen Oper Berlin, zu hören und zu sehen sein.

„Wir wollen daran mitarbeiten, dass der kulturelle Standort Kehl als auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Straßburg eine attraktive und zukunftsweisende Dimension bekommt. Die Vernetzung von Kunst und Kulturschaffenden beiderseits des Rheins gilt uns als Zauberformel“, betonen Ruth Dilles, Künstlerische Leiterin des „Theaters der 2 Ufer“ und Aline Martin, Leiterin von „A livre ouvert – wie ein offenes Buch“.

Das Projekt der „Dreigroschenoper“ ist eine grenzüberschreitende Kooperation des „Theaters der 2 Ufer“ Kehl und des Straßburger Kulturvereins „A livre ouvert – wie ein offenes Buch“. Diese „Kultur im Dialog“ wird unter anderem vom Eurodistrikt Straßburg-Ortenau und den Städten Straßburg und Kehl gefördert. Der Internationalist Bertolt Brecht, dessen Tod sich dieses Jahr zum 60. Mal jährt, hätte sich über dieses grenzüberschreitende Projekt gefreut, bei dem die Aufführungen in französischer Sprache übertitelt werden.

Premiere: 15.7.2016, 20:00 Uhr, weitere Aufführungen: 16., 17., 19., 21., 22. Und 23.7.2016, jeweils um 20:00 Uhr, die Vorstellungen am Sonntag und Dienstag beginnen bereits um 19.00 Uhr. Eine Einführung in das Stück findet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn statt. Aufführungsort ist die Halle der „Alten Rösterei“ im Hafen Kehl, Oststraße 13. Vorverkauf an allen bekannten Vorverkaufsstellen oder direkt über Reservix.

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