Und die Rolle der Frau in der Gesellschaft?

Die Rolle der Frau in der islamisch-türkischen Glaubensgemeinde Milli Görüs – Warten auf die Reaktion der ersten Feministin der Stadt, Frau Bürgermeisterin Barseghian

Während die Frauen in der Türkei für ihre rechte kämpfen, unterstützt man in Strasbourg ihre Unterdrücker... Foto: Hilmi Hacaloğlu / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(George Weber) – Die mögliche 2,5 Millionen Euro-Subvention zum Bau der Moschee der islamisch-türkischen Glaubensgemeinde Milli Görüs in Strasbourg erhitzt weiterhin die Gemüter in der Stadt. Frau Bürgermeisterin Jeanne Barseghian hält sich mit beiden Händen die Ohren zu und will von all den Argumenten nichts hören, die eine Rücknahme der Entscheidung fordern.

Bei den nachfolgenden Argumenten könnte die überzeugte Feministin Barseghian vielleicht aufhorchen, nämlich denen im Zusammenhang mit der Rolle der Frauen, die die islamische Glaubensgemeinde Milli Görüs ihren Geschlechtsgenossinnen zusteht.

Zur Erinnerung: Die islamisch-türkische Glaubensgemeinde Milli Görüs ist eine politisch-religiöse Organisation, mit deren Hilfe der türkische Präsident Erdogan seinen Einfluss auf das alltägliche Leben seiner Landsleute in Frankreich und Europa sicherstellen will.

Nach einem Bericht des Landesamtes für Verfassungsschutz in Baden-Württemberg ist das Gesellschaftsideal der Organisation auf Konformität und Homogenität ausgerichtet. Bei ihren Aktivitäten wird auf Geschlechtertrennung geachtet und die islamkonforme Verhüllung von Frauen und Mädchen zur Pflicht erklärt. Was sagt dazu die erste Feministin der Stadt, Frau Bürgermeisterin Barseghian?

Eine der wenigen internationalen Texte, die Frauen vor Gewalt schützen hilft, ist die sogenannte Istanbul-Konvention des Europarats. Am 11. Mai 2011 in Istanbul zur Unterschrift ausgelegt, wurde sie inzwischen von 45 Europäischen Staaten unterzeichnet. Endlich können mit dieser Konvention Taten wie Vergewaltigung in der Ehe oder weibliche Genitalverstümmelung international gebrandmarkt werden.

Die Türkei ist Anfang März dieses Jahres aus diesem Abkommen ausgestiegen. Grund? Die Konvention würde der Einheit der Familie schaden (!) und Frauen zu Scheidungen ermuntern. Die Milli-Görüs-Organisation hat die Türkei ausdrücklich zum Austritt aus diesem Abkommen ermuntert und bestätigte damit die Politik der Türkei, Frauen weiterhin als „Bürger zweiter Klasse“ zu behandeln. Was sagt dazu die erste Feministin der Stadt, Frau Bürgermeisterin Barseghian?

Um dieses Politikideal auch praktisch zu demonstrieren, ließ der türkische Präsident Erdogan die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen vor laufenden Kameras auf einem Nebensofa Platz nehmen, als er sie kürzlich zusammen mit Herrn Charles Michel, dem Präsidenten des Europäischen Rats, in seinem Palast empfing. Was sagt dazu die erste Feministin der Stadt, Frau Bürgermeisterin Barseghian?

Aus Anlass des Internationalen Frauentages am 8. März 2021 ließ Frau Bürgermeisterin Barseghian eine Reihe von Veranstaltungen durchführen, um auf die weiterhin diskriminierende Situation der Frauen aufmerksam zu machen. Ein Seminar ging Fragen nach wie zum Beispiel „ob eine feministische Politik möglich ist“ oder „wie die Gleichstellung von Mann und Frau als ein Eckpunkt in der praktischen Politik verankert werden kann“. Es wäre interessant, wenn man von Frau Bürgermeisterin Barseghian erfahren könnte, ob auch Frauen der islamisch-türkischen Glaubensgemeinde Milli Görüs an den Veranstaltungen teilgenommen haben.

Bis die gestellten Fragen beantwortet werden, sei noch einmal daran erinnert, dass die Milli-Görüs-Organisation in Deutschland unter anderem in Baden-Württemberg vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In dessen Bericht ist zu lesen, dass insbesondere Frauen eingeimpft wird, nur muslimisches Leben als lebenswert und echt anzusehen. Die Milli-Görüs-Organisation beschreibt in ihrer Ideologie weiter, dass westliche Werte wie Demokratie und gleiche Rechte für Frauen und Männer nichts wert sind.

Bleibt zu hoffen, dass die endgültige Entscheidung über die 2,5 Millionen Euro Subvention an die islamisch-türkische Glaubensgemeinde Milli Görüs in Strasbourg erst dann getroffen wird, wenn die erste Feministin der Stadt, Frau Bürgermeisterin Barseghian, die gestellten Fragen auch für sich selbst zur Zufriedenheit beantwortet hat.

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