Und eben doch „Multi-Kulti“…

Schlechte Nachrichten für die AfD – mehr als ein Viertel der Bundesbevölkerung hat einen Migrationshintergrund. 27,2 %, um so genau zu sein wie das Statistische Buundesamt.

"Multi-Kulti" ist keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung... Foto: Buiobuione / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Mehr als ein Viertel der Bundesbevölkerung hat einen Migrationshintergrund. Dieser definiert sich dadurch, dass man entweder mit einer anderen Staatsangehörigkeit geboren wurde oder wenn dies auf einen der beiden Elternteile zutrifft. Und das sind in Deutschland nicht weniger als 22,3 Millionen Menschen. Es sieht ganz danach aus, als hätten sowohl Angela Merkel, als auch der frühere Bundespräsident Christian Wulff Recht gehabt, als sie von „Multi-Kulti“ und davon sprachen, dass auch der Islam zu Deutschland gehört. In Zeiten des Rückzugs in einen dumpfen Nationalismus sollte man sich diese Zahl genau anschauen.

Dass die Bundesrepublik, nicht nur wegen des demographischen Wandels, gar nicht ohne Zuwanderung auskäme, das weiß man. In einer durch und ddurch mobilen Welt ist das auch nicht weiter verwunderlich. Doch ergeben sich aus diesen Realitäten bestimmte Anforderungen an die Gesellschaft, die man ernstnehmen sollte. Integration ist etwas, das man einfordern kann, aber auch aktiv anbieten muss und das scheint insgesamt in Deutschland ganz gut zu funktionieren. Auch, wenn das die AfD enorm nerven muss.

Woher stammen die Mitbürger mit Migrationshintergrund? Im Grunde kommen sie aus der ganzen Welt, wobei die Zuwanderung aus drei Herkunftsländern besonders stark ist – aus der Türkei, aus Polen und aus Russland. Die russische Zuwanderung liegt daran, dass vor einigen Jahren jeder Russe, der irgendwo eine deutsche Urgroßmutter fand, nach Deutschland auswandern konnte. Allerdings wird man in näherer Zukunft darauf achten müssen, dass die Spannungen zwischen der starken russischstämmigen Gemeinschaft in Deutschland und den zahlreichen ukrainischen Flüchtlingen (bisher rund 340.000) nicht eskalieren.

Aber auch ohne die Flüchtlingssituation muss die deutsche Gesellschaft noch mehr Anstrengungen unternehmen, um Menschen mit Migrationshintergrund zu integrieren. Die wichtigste Rolle kommt dabei dem Deutschunterricht zu, denn ohne die Sprache des Landes zu beherrschen, in dem man lebt, ist alles schwierig bis unmöglich. Doch auch bei Fragen wie der Anerkennung von Diplomen oder Ausbildungen wird man Fortschritte machen müssen.

Grundsätzlich entsprechen die Zahlen in Deutschland dem internationalen Trend einer globalisierten und mobilen Welt. Doch ist ebenfalls klar, dass Integration und damit ein friedliches Zusammenleben voraussetzt, dass alle am gleichen Strang ziehen und auch bei Zuwanderern eine hohe Bereitschaft zur Integration vorhanden ist. Die deutsche Gesellschaft wird sich auf der anderen Seite darauf einstellen müssen, nicht nur den Sprachunterricht zu intensivieren, sondern auch in Bereichen wie dem Urbanismus aktiv zu werden. Die Fehler der 60er und 70er Jahre, als man Ghettos für „Gastarbeiter“ baute, müssen künftig vermieden werden. Und zur Beruhigung der AfD – kulturelle Vielfalt stellt keine Bedrohung dar, sondern eine Bereicherung…

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