Und es geht immer weiter…

Der neue Anschlag in Manchester erinnert uns auf grausame Art und Weise, dass wir den Terrorismus nur auf europäischer Ebene bekämpfen können.

Wer sich dem Kampf gegen den Terrorismus verweigert, hat hier nichts verloren. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Manchester, das ist wie das Bataclan in Paris. Ein feiger Anschlag auf die Jugend, der genau dort trifft, wo er treffen soll. Inzwischen steht fest, dass es sich um einen Selbstmordattentäter handelte und nach dem Entsetzen, der Trauer und der Wut stellen wir uns die ewig gleichen Fragen, auf die es nur sehr begrenzt Antworten gibt. Doch müssen die Fragen gestellt werden, da wir nicht weiter zulassen können, dass feige und gestörte Terroristen die Angst weiter in unseren Gesellschaften etablieren.

Natürlich gibt es keinen 100 %-Schutz gegen entschlossene und geisteskranke Kriminelle. Und dennoch muss man Maßnahmen treffen, um dieser Gewalt Herr zu werden. Dabei geht es nicht um Ausgrenzung oder die Stigmatisierung einzelner Bevölkerungsgruppen, sondern um die Frage, wie alle diese Bevölkerungsgruppen zusammenarbeiten können, um die inzwischen permanent vorhandene Gefahr terroristischer Anschläge wenigstens einzudämmen, wenn man schon weiß, dass man sie nicht ganz ausschließen kann.

Die zentrale Rolle bei einem europäischen Kampf gegen den Terrorismus kommt der muslemischen Community in Europa zu, ob einem das gefällt oder nicht. Denn die Attentäter von Paris, Brüssel, Nizza, Berlin oder Manchester (um nur diese zu nennen), hatten alle etwas gemeinsam – ein sicheres „Hinterland“, in dem sie ihre Terroranschläge vorbereiten konnten. Nach wie vor finden diese gestörten Kriminellen sichere Unterschlüpfe, logistische und personelle Unterstützung und können sich auf die „Omerta“ in ihrer Community verlassen. Und genau das muss sich ändern. Aber nicht nur das.

Es reicht nicht mehr, dass die muslemischen Verbände nach solchen Attentaten blutleere Erklärungen abgeben, in denen sie die jeweiligen Attentate bedauern – es ist nun einmal Fakt, dass diese Kriminellen sich auf Netzwerke in diesen Communities stützen können, in denen sie häufig noch als „Helden“ verehrt werden, während nach wie vor Hassprediger versuchen, Jugendliche und junge Männer für die Perversion des Kriegs und des Terrorismus zu rekrutieren.

Die Religionsfreiheit ist ein wertvolles Gut der Demokratie. Doch darf sie nicht als Deckmantel für kriminelle Netzwerke dienen und es ist Aufgabe eben dieser Verbände, einen Richtungswechsel in ihren Gemeinden einzuläuten, denn ob es einem gefällt oder nicht, der Terrorismus in Europa hat seine Basis in den muslemischen Communities in unseren Städten und Vorstädten. Von außen ist es schier unmöglich, diese Strukturen tatsächlich zu verstehen, weswegen ein solcher Richtungswechsel von innen erfolgen muss.

Es ist Aufgabe der muslemischen Gemeinden, ihre Mitglieder so einzustellen, dass sich niemand mehr schützend vor Terroristen oder andere Kriminelle stellt, dass keine Hassprediger mehr bei den Freitagsgebeten auftreten dürfen, dass kein verrückter Möchtegernheld auch nur die geringste Unterstützung in diesen Communities findet. Bislang ist dies aber leider nicht erfolgt – während man die Attentate verurteilt, können sich potentielle Terroristen weiter auf das Schweigen in den Gemeinden verlassen.

Da es nicht darum geht, Muslime unter einen pauschalen Generalverdacht zu stellen, ist eine enge Zusammenarbeit mit Behörden und anderen gesellschaftlichen Gruppen erforderlich. Und es reicht schon dreimal nicht, wenn sich jetzt Muslime in Talkshows setzen und großspurig erzählen, dass sie sich weigern, jetzt besondere Maßnahmen zu ergreifen, da das ja bedeuten würde, dass man sich den Stiefel dieses Generalverdachts anzieht.

Die Terroristen von Paris, Brüssel, Nizza, Berlin oder Manchester kommen aber eben nicht aus der Gruppe der Exilnorweger, sondern aus der muslemischen Community – und deren Hilfe, deren Kooperation ist der Schlüssel zur Bekämpfung des Terrorismus in Europa.

Dass ein wichtiges Element auch die Änderung unserer eigenen Politik gegenüber dem Mittleren und Nahen Osten ist, erscheint logisch. Der von den USA initiierte „Krieg gegen den Terrorismus“ hat mit seinen Bombardierungen und Stellvertreterkriegen dafür gesorgt, dass sich das Phänomen des Terrorismus weiter entwickelt hat – statt Ousama bin Laden haben wir heute den IS und international operierende Einzeltäter.

Alle müssen sich nun an einen Tisch setzen, auf europäischer Ebene, und gemeinsam daran arbeiten, diesen Sumpf trocken zu legen. Wer meint dabei nicht mitwirken zu müssen, hat in Europa nichts mehr verloren. Die Polarisierung findet längst statt und niemand kann von uns erwarten, dass wir tatenlos zusehen, wie unsere Jugend von fanatischen Kriminellen abgeschlachtet wird. Die muslemischen Verbände und Gemeinden haben keine Alternative als aktiv an einem neuen Ansatz mitzuwirken, wobei sie alle gesellschaftlichen Kräfte unterstützen müssen. Dabei sollten genau diese Verbände ein echtes Interesse daran haben, eine Entwicklung zu stoppen, die irgendwann zum Bürgerkrieg führen wird.

Das Mitgefühl gilt allen Betroffenen in Manchester und stellt eine Verpflichtung dar, mit aller Kraft gemeinsam gegen diese Geißel des 21. Jahrhunderts zu kämpfen.

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