Und es ist noch lange nicht vorbei…

Schrittweise fallen die letzten Corona-Maßnahmen und es herrscht Konsens, dass es nun aber auch gut ist mit diesem Virus. Doch die Annahme, die Krise sei vorbei, ist falsch.

Das Virus SARS-CoV-2, dessen Existenz von Verschwörungstheoretikern geleugnet wird, hat bereits fast eine halbe Million Menschen getötet und ist immer noch unterwegs... Foto: NIAID / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Ja, es gibt sie, die Corona-Leugner, die uns mit Veröffentlichungen wie „schaut mal, die Krankenhäuser sind leer, es gibt keine erhöhten Todeszahlen, das Virus gibt es nicht und hat es nie gegeben“ erfreuen – doch ebenso wenig wie Bill Gates die Weltherrschaft übernommen hat, sind diese Aussagen richtig. Im Gegenteil, dank des verantwortungslosen Verhaltens vieler ist das Virus wieder auf dem Vormarsch. Auch, wenn das nicht in die Urlaubsplanung passt.

Neue Cluster wie in der Fleischfabrik Tönnies oder in einer Wohnsiedlung in Göttingen und anderswo – die Corona-Krise für beendet zu erklären und sich entsprechend zu verhalten, das ist reines Wunschdenken. Die Reproduktionszahl ist auf fast 3 hochgeschnellt, seit wieder alle alles machen dürfen und auch, wenn uns mitgeteilt wird, dass diese Entwicklung nicht so schlimm sei, belegt sie doch, dass die Kontrolle über die Ausbreitung des Virus wieder verloren gegangen ist und zwar zeitlich in der Folge der Aufhebung fast aller Restriktionen.

Die Kakophonie sich widersprechender Anordnungen, Empfehlungen oder Vorschriften trägt zu diesem „ach komm, so schlimm ist es nicht mehr“ bei. Kleine Kinder müssen nun in der Schule weder Abstand halten, noch Masken tragen, doch ein paar Klassen höher gelten diese Regeln noch. Für die Kleinsten ist im Schulbus Maskenpflicht, nicht aber in der Schule. Wer soll diese Widersprüche noch nachvollziehen? Man merkt deutlich, dass die Politik auch nur im Nebel herumstochert und Maßnahmen trifft, weil eben Maßnahmen getroffen werden müssen.

Doch das ändert nichts daran, dass sich das Virus permanent und weltweit weiter verbreitet, inzwischen fast eine halbe Million Menschen getötet hat und Millionen Menschen weltweit infiziert sind. Das passt zwar nicht zu dem schönen Sommerwetter und der Lust, auf Terrassen und in Parks den Sommeranfang zu feiern, doch ist dieses Virus eine Tatsache, gleich, was die Verschwörungstheoretiker auch behaupten mögen.

Selbst diejenigen, die sich noch vor kurzer Zeit dafür eingesetzt hatten, dass man Abstandsregeln und Masken weiter einhalten und nutzen sollte, zeigen sich inzwischen masken- und abstandslos in der Öffentlichkeit. Wie soll man da den Aufruf ernst nehmen, sich möglichst verantwortungsvoll zu verhalten? Und überhaupt, was ist eigentlich ein verantwortungsvolles Verhalten?

Wie es weitergeht, liegt an uns allen und das macht nicht gerade Hoffnung. Wer die Menschenmassen am Sonntag beim Musikfest in Straßburg gesehen hat, der konnte den Eindruck bekommen, als würde hier regelrecht um eine zweite Welle gebettelt. Dort, wo sich Menschen wie Sardinen gedrängt durch die Gassen der Stadt zwängen, jubelt das Virus.

Und wie geht es dann weiter, wenn sich die Tendenz bestätigt und in Deutschland wie in Frankreich neue Cluster das Virus erneut durchstarten? Werden dann wieder die Grenzen geschlossen? Werden wir neue Lockdowns erleben?

Was momentan fehlt, ist eine glaubhafte Kommunikation. Idealerweise auf europäischer Ebene, denn die widersprüchlichen Aussagen und Praktiken innerhalb der Bundesländer oder entlang der deutsch-französischen Grenze führen dazu, dass kaum noch jemand zuhört. Da ist es einfacher, sich selbst einzureden, dass die Krise vorbei sei, dann muss man wenigstens auf nichts mehr aufpassen. Nur – die Krise ist nicht vorbei und wenn wir alles daran setzen, dass die Pandemie auch bei uns in eine neue Rund geht, dann dürfen wir uns hinterher nicht beschweren, dass die nächsten heftigen Maßnahmen kommen. Tun Sie sich und anderen einen Gefallen – beachten Sie weiterhin die Abstandsregeln, verzichten Sie weiterhin auf Küsschen und Händeschütteln bei der Begrüßung, tragen Sie konsequent Maske, wenn Sie sich mit anderen in geschlossenen Räumen in der Öffentlichkeit aufhalten. Es sei denn, Sie haben wirklich Lust, die Monate März bis Juni noch einmal zu erleben…

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