Und fröhliche Weihnachten…

Die Regierungen Europas überschlagen sich gerade mit Verhaltenstipps für die Feiertage. Und es wird immer deutlicher, wer künftig für die pandemische Entwicklung verantwortlich gemacht wird: wir alle.

"Ich rekapituliere - Omas Impfpass kontrollieren, die Onkels und Tanten ausladen und lüften, lüften und nochmals lüften..." Foto: Werner Zehme / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Ob es nun die deutsche Regierung ist oder die französische, plötzlich haben alle prima Tipps für uns, wie wir alle die Feiertage möglichst sicher überstehen können. Viel Neues ist zwar nicht dabei, dafür wird aber immer klarer, wer künftig für die nächsten „Wellen“ und die pandemische Entwicklung verantwortlich gemacht werden wird: wir alle. Und nicht etwa die Politik, die sich seit zwei Jahren beharrlich weigert, die getroffenen Maßnahmen alleine schon mit den Nachbarn abzustimmen und weiterhin klägliche Versuche unternimmt, eine weltweite Pandemie mit lokalen und regionalen Maßnahmen einzudämmen. Das klappt zwar seit zwei Jahren nicht, scheint aber das Maximale zu sein, was diese Politiker-Generation in der Lage ist zu leisten.

Für die Weihnachtstage ähneln sich die Empfehlungen grenzüberschreitend. Kleine Familienfeiern mit Weihnachtsessen, mit begrenzter Anzahl Teilnehmer, sich vergewissern, dass fragile Menschen ihre dritte Impfdosis erhalten haben, regelmäßig die Zimmer lüften, am Tag des Weihnachtsessens einen Schnelltest für alle durchführen oder kontrollieren, dass alle in den letzten 24 Stunden einen PCR-Test gemacht haben. Man mag sich das gar nicht in der Praxis vorstellen, wie eine solche Familienfeier aussehen mag…

Auch Weihnachtsfeiern in geschlossenen Räumen, beispielsweise in der Firma, sollen möglichst ausfallen, da dort beim Essen am Büffet und bei Anstoßen mit dem Sektglas sämtliche sanitären Vorgaben über den Haufen geworfen werden. Aber auch das ist nur eine „Empfehlung“, denn für ein Verbot solcher Feierlichkeiten zum Jahresende hat es dann doch nicht gereicht. Warum eigentlich?

Ist das alles nur das Vorgeplänkel für den nächsten Lockdown? In Frankreich könnte das gut sein, denn hier hat man trotz explodierender Inzidenzen entschieden, dass Weihnachtsmärkte und volle Fußballstadien wichtiger sind als die Volksgesundheit. So, wie sich die Lage in Frankreich entwickelt, wird die Perspektive eines neuerlichen Lockdowns immer wahrscheinlicher, was niemanden verwundert, da Frankreich diese Pandemie alles andere als „sensationell gut und viiiiel besser als die anderen europäischen Länder“ managt.

Aber – die französische Regierung hat es unterstrichen, momentan ist die Priorität, dass die Franzosen ein „normales Weihnachtsfest“ feiern, dass sie ordentlich konsumieren und wer sich dabei mit den neuen Varianten ansteckt, der hat eben Pech gehabt. Wie es weitergeht, das schaut man dann halt nach Weihnachten. Eine richtig positive Perspektive ist dieses „normale“ Weihnachtsfest allerdings nicht, denn außer den vollmundigen Erklärungen der Politik ist auch am Weihnachtsfest 2021 nichts „normal“.

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