Und immer diese Wahlempfehlungen…

Morgen wird in Frankreich gewählt, beim ersten Wahlgang für die Präsidentschaftswahl 2022. Doch offenbar hält die französische Politik das Wahlvolk für ein wenig dämlich – man überschlägt sich mit „Wahlempfehlungen“.

Am Sonntag wird gewählt. Auch ohne "Wahlempfehlungen"... Foto: Ceridwen / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0fr

(KL) – Morgen können die Franzosen ihr demokratisches Recht der Wahl ausüben und sie werden unter 12 Kandidaten und Kandidatinnen die beiden auswählen, die sich zwei Wochen später in der Stichwahl gegenüberstehen werden. Angesichts der Auswahl ist nachvollziehbar, dass viele Franzosen bis zum letzten Moment nicht wissen, wen sie wählen sollen. Doch dass sich auf der Zielgeraden vor diesem Wahlgang selbst der letzte Stadtrat berufen fühlt, seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu empfehlen, für wen sie stimmen sollen, ist seltsam.

Wählerinnen und Wähler brauchen keine „Empfehlungen“ und am Ende des Tages ist es völlig egal, ob dieser oder jene für diesen oder jenen Kandidaten stimmt. Die Wählerinnen und Wähler sind erwachsen und können sich selbst ein Bild machen, wer von den 12 zur Verfügung stehenden Kandidaten am ehesten geeignet ist, die Interessen der Franzosen zu vertreten.

Doch zeigen diese „Empfehlungen“ deutlich, wie es um das Verhältnis zwischen „denen da oben“ und dem „Wahlvolk“ bestellt ist. Wenn selbst Hinterbänkler in Stadträten, auf regionaler und natürlich nationaler Ebene meinen, dass man den Wählerinnen und Wählern sagen muss, für wen diese stimmen sollen, dann zeigt das, dass viele dieser unendlich vielen Gewählten ihre Mitbürger für etwas dämlich halten. Das sind diese allerdings nicht.

Vielleicht sollten diejenigen, die heute ungefragt Tipps geben, wie man „richtig“ wählt, sich einmal selbst hinterfragen. Denn diese „Empfehlungen“ sind der Ausdruck der absoluten Geringschätzung der Wählerinnen und Wähler und man darf gespannt sein, wann solche „Empfehlungen“ ins Gegenteil umschlagen und die Menschen derart nerven, dass sie dann genau das Gegenteil wählen. Aber auch wir geben unseren französischen Freunden für morgen eine „Wahlempfehlung“: Gehen Sie wählen, wählen Sie, wen Sie wollen, aber nutzen Sie dieses zentrale Element der Demokratie, auch wenn diejenigen, die am meisten davon profitieren, Ihnen einreden wollen, für wen Sie zu stimmen haben!

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