Und schon gehen die Streiks wieder los…

Kaum enden die Covid-Restriktionen, gehen auch schon wieder die Streiks bei den Eisenbahnern los. Sowohl in Frankreich, wie auch in Deutschland.

Wenn es nach den deutschen und französischen Eisenbahner geht, müssen wir dieses Jahr zu Fuss in den Urlaub gehen. Foto: André Cros / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Am Sonntag endet die nächtliche Ausgangssperre in Frankreich und nur einen Tag später, am 21 Juni, beginnen schon wieder die Eisenbahnerstreiks. Zum Auftakt wird „nur“ der Nahverkehr im Großraum Paris lahmgelegt, doch der „richtige“ Streik ist für den Start der Feriensaison am 1. Juli angekündigt. Die Forderungen sind klar – mehr Geld und mehr Einstellungen. Und weil die Menschen in Frankreich wie in Deutschland erst seit anderthalb Jahren unter enormen Einschränkungen leiden, versaut man ihnen dann eben auch noch den Urlaub. Auch in Deutschland, wo ein „langer Streik‘ von der Lokführergewerkschaft GDL angekündigt ist, wobei der Termin noch nicht feststeht. Es steht zu befürchten, dass diese Streiks in der aktuellen Situation nur wenig Solidarität in der Bevölkerung finden werden.

Die Eisenbahner gehören zu denjenigen, deren Jobsicherheit mit am größten ist, deren Löhne gesichert sind, da sie letztlich vom Staat garantiert sind, die sich am wenigsten Sorgen um die Zukunft machen müssen. Angesichts der auf uns zukommenden Wirtschaftskrise, die in der Folge der Pandemie unvermeidbar ist, werden viele Menschen in Arbeitslosigkeit und Armut abrutschen. Wo ist da eigentlich die Solidarität der Eisenbahner mit ihren Mitmenschen?

Und was ist mit der Umwelt-Verantwortung? Ist der Sommer, in dem viele gerne nach all diesen langen Monaten der Einschränkungen in Urlaub, zu Freunden und Verwandten fahren möchten, der richtige Zeitpunkt, alle Nicht-Eisenbahner dazu zu zwingen, auf Auto und Flugzeug auszuweichen? Wo bleibt die gesellschaftliche Verantwortung der deutschen und französischen Eisenbahner?

Monatelang waren Reisen ein schwieriges Unterfangen, da sich die sanitären Vorgaben ebenso schnell änderten wie die Pandemie selbst. Und nun, wo wenigstens kurzzeitig ein wenig Entspannung eintritt, welche die Menschen dringend zum Durchatmen brauchen würden, kommt es zu erneuten Einschränkungen und Behinderungen, da die Eisenbahner nur an sich selbst denken.

Streiks sind ein wichtiges und legitimes Mittel des Arbeitskampfs. Doch auch Gewerkschaften sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie eine gesellschaftliche Verantwortung haben. Nach der langen Phase der Entbehrungen ist es eine Unverschämtheit, dem Rest der Bevölkerung nicht einmal eine Atempause zu gönnen, bevor eventuell sogar die nächsten „Wellen“ losgehen.

Die Gewerkschaften, in Frankreich die CGT, in Deutschland die GDL, sollten noch einmal nachdenken, ob es ihnen wirklich so viel bringt, die ganze Gesellschaft gegen sich einzunehmen. Und genau das wird passieren, wenn die kommende Urlaubssaison durch erneute Streikwellen behindert und für etliche unmöglich gemacht wird. Diese Streiks kommen zu einem unmöglichen Zeitpunkt und werden dadurch dafür sorgen, dass die Gewerkschaften keine Solidarität, sondern die Wut der restlichen Bevölkerung erfahren werden. In Krisenzeiten wäre ein Minimum an Solidarität angebracht, vor allem, wenn man selber Solidarität erwartet.

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