Und schon ist er wieder weg…

Der „Kurzbesuch“ des katalonischen Separatistenführers Carles Puigdemont in Barcelona dauerte tatsächlich nur kurz. Unter den Augen der Polizei und der Presse verschwand Puigdemont wieder nach Belgien.

Carles Puigdemont in Barcelona - er kam, sah, sprach und war wieder verschwunden... Foto: Generalitat de Catalunya / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Der „Besuch“ von Carles Puigdemont in Barcelona wird wohl ein Nachspiel haben. Der Oberste Gerichtshof in Madrid wüsste gerne, warum der Separatistenführer unbehelligt durch Barcelona laufen konnte, warum er unbehelligt vor Tausenden seiner Anhänger in der Nähe des Regionalparlaments eine Rede halten konnte und wieso er unbehelligt wieder verschwinden konnte. Gestern erklärte sein Anwalt, Puigdemont sei wohlbehalten nach Belgien zurückgekehrt. Nach Waterloo.

Doch die „Causa Puigdemont“ entwickelt sich langsam zu einem „Waterloo“ für die spanische Regierung. Denn dass Puigdemont trotz eines seit Jahren bestehenden Haftbefehls nicht festgenommen wurde, dürfte in Madrid denjenigen Mitarbeitern der Justiz sauer aufstoßen, die Puigdemont persönlich verfolgen und gerne hinter Gitter bringen würden. Nur – der Mann hat nichts gestohlen, niemanden umgebracht, keine Anschläge begangen, sondern sein „Verbrechen“ bestand in der Organisation eines Referendums zur Unabhängigkeit Kataloniens, was allerdings laut Verfassung „illegal“ ist, so wie in Spanien jeder Versuch illegal ist, die Einheit des Landes in Frage zu stellen. Aber Hand aufs Herz, es gibt Menschen, die Schlimmeres auf dem Kerbholz haben als die Organisation eines Referendums.

Doch ist der Vorgang von Barcelona tatsächlich seltsam und es drängt sich der Gedanke auf, dass die Justiz Puigdemont gerne in die Hände bekommen hätte, aber die Politik in Madrid wohl eher nicht. Denn Pedro Sanchez, der Ministerpräsident, braucht die Stimmen von Puigdemonts Partei „Junts“, ohne die er nicht regieren kann. Da ist es wenig wahrscheinlich, dass man in der Politik in Madrid sonderlich darauf erpicht war, Puigdemont in Barcelona zu verhaften, den Mann zum Volks-Märtyrer hochzujazzen und dabei auch die Regierungsfähigkeit Sanchez ernsthaft zu gefährden. Viel wahrscheinlicher ist, dass das politische Madrid alle Augen zudrückte, damit Puigdemont schnell wieder nach Belgien ins Exil abdampfen kann, bevor es zu Unruhen in Katalonien kommt.

Nichtsdestotrotz wird Madrid nicht umhin kommen, eines Tages die Katalonien-Frage politisch zu lösen. In der heutigen Zeit ist der Wunsch Kataloniens nach Unabhängigkeit von Spanien etwas aus der Zeit gefallen und immerhin, der vorgestern neu gewählte Präsident des Regionalparlaments Kataloniens ist ein Gegner der Autonomie-Bestrebungen.

Die Richter in Madrid fordern nun von der Polizei Erklärungen, denn es ist sehr ungewöhnlich, dass ein von der Polizei gesuchter Mann seelenruhig durch Barcelona spazieren kann, eine Rede hält und einfach wieder verschwindet. Man darf gespannt sein, wann sich Puigdemont wieder aus Belgien meldet…

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