Und sie halten sich für Helden…

Auch in Frankreich gibt es "Querdenker", aber zum Glück nicht allzu viele. Ansonsten sind sie wie in Deutschland...

Alles aufmachen, alle Maßnahmen beenden. Aber wenn sie dann krank werden, wollen sie trotzdem gepflegt und geheilt werden... Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die „Querdenker“ haben Frankreich erreicht und ähnlich wie in Deutschland, nehmen sie für sich in Anspruch, „das Volk“ zu sein. Eine Handvoll Demonstranten kreuzten am Sonntag die große Solidaritäts-Demonstration zum Gedenken an die in Paris ermordete Sarah Halimi und dieses Aufeinandertreffen war ziemlich symbolisch. Auf der einen Seite eine Demonstration, bei der die zahlreichen Menschen Masken trugen und auf die Einhaltung der Barriere-Gesten achteten, auf der anderen Seite ein paar Demonstranten, die keine Masken trugen und daraus ihr Programm machten – „Weg mit allen Maßnahmen“.

Wir werden vermutlich nie erfahren, wie viele Menschen seit über einem Jahr durch die Barriere-Gesten gerettet wurden. Verschiedene Universitäten haben dazu Modelle erstellt, die erstaunlich hohe Zahlen ausweisen. Klar scheint auf jeden Fall, dass die Entwicklung der Pandemie deutlich schlimmer wäre, würden nicht 98 % der Bevölkerung diese sanitären Vorgaben einhalten. Doch das interessiert die „Querdenker“ auf beiden Rheinseiten nicht. Mit einem an Zynismus grenzenden Egoismus fordern diese Leute alles, sofort und für sich. Millionen Erkrankte, Millionen Tote – egal, so lange es nicht mich betrifft.

Anzubieten haben die „Querdenker“ eigentlich nichts. Das Geschrei, sofort alle sanitären Maßnahmen zu beenden zeigt eigentlich nur, dass diese Leute bisher weder direkt, noch indirekt von der Pandemie betroffen waren. Schön für sie, geradezu eine Beleidigung für all diejenigen, die diese Krankheit bereits selber durchgemacht haben oder Freunde und Verwandte verloren haben.

Zum Glück sind diese „Querdenker“ in Frankreich bislang nicht sehr zahlreich. Doch auch in Deutschland haben die Wirrköpfe am Anfang eher diskrete Meetings abgehalten, bevor sich am Ende Tausende Auseinandersetzungen mit der Polizei lieferten. Die Polizei hielt sich im Übrigen am Sonntag diskret zurück und verzichtete auf die ansonsten fälligen 135 € Strafe für Personen, die im öffentlichen Raum keine Maske tragen.

Die Solidaritäts-Demonstration für Sarah Halimi hat gezeigt, dass man auch in Coronazeiten unter Einhaltung der sanitären Vorgaben demonstrieren kann. Insofern ist auch das Gebrüll, man habe Demokratie und Meinungsfreiheit abgeschafft, ziemlicher Blödsinn. Die Nerven liegen bei vielen Menschen blank, doch ist das noch keine Rechtfertigung, auf persönlicher Ebene die Pandemie für beendet zu erklären.

Bleibt zu hoffen, dass diese verstörten Zeitgenossen weiterhin von diesem Virus verschont bleiben und dass sie nicht eines Tages selbst die bittere Erfahrung machen müssen, dass es sich um etwas ganz anderes als eine „harmlose Grippe“ handelt…

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