Und tschüss…

Boris Johnson leidet unter völligem Realitätsverlust. Während sich Großbritannien immer mehr einem desaströsen „Hard Brexit“ nähert, spielt Johnson den „dicken Max“ in Brüssel. Ursula von der Leyen hält dagegen.

Vor diesem Politclown sollte die EU nicht in die Knie gehen... Foto: Matt Brown from London, England / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Langsam reicht es. Quälende viereinhalb Jahre nach dem „Brexit“-Referendum, mit dem ein verantwortungsloser David Cameron hoffte, seine innenpolitische Position zu stärken, wissen die Briten immer noch nicht, was sie wollen. In viereinhalb Jahren wussten sie allerdings immer, was sie NICHT wollten – und das waren sämtliche Vorschläge der EU. Doch jetzt sind wir nur noch wenige Tage von einem „Hard Brexit“ entfernt und Boris Johnson meint, in Brüssel den starken Mann markieren zu müssen, der den Europäern seine nicht vorhandenen Vorstellungen aufdrücken kann. Sollen Sie doch ihre Insel an die Wand fahren – und die EU sollte tunlichst vermeiden, vor diesem Politclown ebenso in die Knie zu gehen wie vor Erdogan oder Orban.

Johnson’s Plan ist klar – er will die EU zu einem für die britische Insel überlebenswichtigen Handelsabkommen zwingen, allerdings lehnt er dafür die Einhaltung der europäischen Regeln ab. Das allerdings kann er vergessen. Wenn dieser Mann das Vereinte Königreich spalten, Großbritannien in eine Wirtschaftskatastrophe ungeahnten Ausmaßes treiben und die Beziehungen zu Europa nachhaltig ruinieren will, dann soll er das ruhig tun. Zumal er ja dazu ein Mandat der durchgeknallten Hälfte vom Nationalismus besoffener Briten hat. Wenn die Briten nun auf die harte Tour lernen wollen, was für Folgen blinder Nationalismus haben kann, dann sollen sie das eben lernen. Aber sicher nicht auf Kosten irgendwelcher europäischer Zugeständnisse.

Ursula von der Leyen kommentierte Johnsons Auftritt in Brüssel ziemlich ungerührt: „Eigentlich gibt es nur eine Frage – nämlich ob Großbritannien einen reibungslosen Zugang zum Binnenmarkt will“. Recht hat sie. Und wollen die Briten die Vorteile des europäischen Binnenmarkts genießen, dann haben sie sich eben an die europäischen Regeln zu halten. Punkt. Und wenn sie das nicht wollen, dann sollen sie sich künftig ihre Märkte eben woanders suchen, warum nicht in Belorus oder der Türkei. Da laufen auch Staatenlenker durch die Gegend, die aus dem gleichen Holz wie Boris Johnson geschnitzt sind.

Seit viereinhalb Jahren führt Großbritannien die EU am Nasenring durch die Manege und dabei hat es das Land in viereinhalb Jahren nicht geschafft, etwas Konkreteres als „Wir wollen aus der EU ‚raus“ auf die Beine zu stellen. Perspektiven? Fehlanzeige. Strategien? Fehlanzeige. Zielsetzungen? Fehlanzeige. Dabei ist das Erstaunlichste, dass die Briten letztes Jahr eine zweite Chance bei den vorgezogenen Parlamentswahlen hatten. Dabei hätte der „Brexit“ verhindert werden können. Eine dritte Chance werden die Briten allerdings nicht erhalten und wenn ihnen jetzt, zweieinhalb Wochen vor dem endgültigen Austritt aus der EU einfällt, dass man doch gerne weiter Business mit good ol‘ Europe machen möchte, dann geht das eben nur, wenn sie unsere Spielregeln einhalten. Das wollen sie nicht? Dann eben nicht. Und tschüss.

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