Und was, bitteschön, soll das bringen?

In beiden elsässischen Departements gilt ab Sonntag die nächtliche Ausgangssperre bereits ab 18 statt ab 20 Uhr. Was das bringen soll, ist unklar.

Am liebsten hätte Präfektin Josiane Chevalier die Ausgangssperre schon am Samstag vorgezogen... Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Am liebsten hätte Präfektin Josiane Chevalier die neue Maßnahme bereits ab Samstag eingeführt. Offenbar machen sich die französischen Behörden einen Spaß daraus, neue Maßnahmen praktisch ohne Vorlauf zu verkünden, andernfalls könnten sich die Menschen ja darauf vorbereiten und einstellen. So nehmen wir zur Kenntnis, dass ab Sonntag vom Sundgau bis nach Wissembourg eine abendliche und nächtliche Ausgangssperre ab 18 Uhr herrscht. Außer maximalem Gedränge in den öffentlichen Verkehrsmitteln wird diese Maßnahme allerdings nicht viel bringen können.

Ab Sonntag, beziehungsweise ab Montag, wenn die Arbeitswoche wieder begonnen hat, darf man also nach 18 Uhr das Haus nur noch aus „triftigem Grund“ verlassen. Warum man diese Entscheidung getroffen hat, ist unklar. Denn das SARS-CoV-2 ist kein „nachtaktives“ Virus, das besonders zwischen 18 und 20 Uhr aktiv ist, sondern es verbreitet sich rund um die Uhr, insbesondere zu den Zeiten, in denen sich die Menschen in den öffentlichen Verkehrsmitteln drängeln und diese Zeiten sind jetzt noch einmal gestrafft worden. Denn durch die neue Ausgangssperre werden künftig sowohl Schulkinder als auch Arbeitnehmer gleichzeitig in Bussen und Trams stehen und sitzen, um rechtzeitig vor 18 Uhr daheim zu sein – freie Bahn für das Virus!

Wir erreichen nun langsam das Stadium, in dem Maßnahmen getroffen werden, bei denen es kaum noch darum geht, die Volksgesundheit zu befördern, sondern lediglich darum, überhaupt etwas zu tun, gleich, wie sinnvoll oder sinnlos es ist.

Man könnte das Gefühl bekommen, dass mit solchen seltsamen Maßnahmen getestet wird, wie weit man mit der Bevölkerung gehen kann, bevor von dieser massiver Widerstand kommt. Eine Disziplinar-Maßnahme, bei der es gar nicht mehr darum geht, die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Denn die Vorverlegung der Ausgangssperre von 20 auf 18 Uhr wird das Virus nicht bremsen, dafür aber die Menschen vor massive logistische Probleme stellen. Künftig muss das Leben gegen 16h30 auf Null gefahren werden, die Menschen werden sich in den Supermärkten drängeln, um noch etwas zum Essen zu kaufen und statt die sozialen Kontakte zu entzerren, sorgen diese Maßnahmen dafür, dass jede Menge neuer und vor allem unerwünschter Kontakte entstehen.

Für die wenigen Besucher, die noch nach Frankreich kommen, ist diese Information wichtig – denn wer nach 18 Uhr noch auf der Straße angetroffen wird, muss mit einem „Knöllchen“ in Höhe von 135 € rechnen. Egal, aus welchem Land man kommt.

Und dann stellt sich die Frage, ob irgendwann auch mal eine Maßnahme getroffen wird, mit der nicht nur die Bevölkerung in Schach gehalten werden soll, sondern tatsächlich dieses Virus bekämpft wird. Und es wäre gut, wenn möglichst bald etwas Sinnvolles gefunden würde, bevor sich in Paris die gleichen Szenen abspielen wie in Washington…

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