Und was passiert in den Krankenhäusern?

Covid-19-Pandemie. Stopp dem Krankenhaussterben und der Reduzierung der Krankenhausbetten!

In der aktuellen Krise sollten neue Kapazitäten geschaffen werden, statt bestehende Kapazitäten abzubauen! Foto: Levi Clancy / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(Karl-Friedrich Bopp) – Wir alle kennen die Bilder. Überfüllte Krankenhäuser, Mangel an Intensivbetten, Mangel an medizinischem Material, um die Covid-19 infizierten Patienten effizient behandeln zu können. Und doch, auch die Covid-19-Pandemie hat auf beiden Seiten des Rheins das reine Ausrichten des Gesundheitssystems nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht gestoppt. Nicht zu glauben, aber im Jahr 2020 wurden in Deutschland weitere 21 Krankenhäuser stillgelegt und auch in Frankreich wird weiterhin diskutiert, die Anzahl der Betten in Kliniken zu reduzieren.

Die Covid-19-Pandemie droht noch immer, das Gesundheitswesen kollabieren zu lassen. Planbare chirurgische Eingriffe werden verschoben, um Betten für Covid-19 Patienten freizumachen. Die Intensivstationen sind an der Grenze des Machbaren. Fachkräfte fehlen, das vorhandene Personal ist erschöpft.

Und doch wurden im Jahre 2020 in Deutschland 21 Krankenhäuser geschlossen. Kapazitäten, die helfen würden, das Virus effektiver zu bekämpfen. 2018 gab es noch 1925 Krankenhäuser, die laut einer Studie langfristig auf 600 reduziert werden sollen. Auch in Frankreich steht unter anderem in Nancy, Paris und Marseille zur Diskussion, ob die Anzahl der Klinikbetten nicht um mehrere hunderte Betten reduziert werden müsse.

Wie sehr dieses Kliniksterben politisch gewollt ist, kann man leicht an Aussagen des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn vom Februar 2020 erkennen. „Mehr Krankenhausschließungen sind notwendig“ oder „Nicht Erreichbarkeit, sondern die Qualität der Versorgung ist entscheidend“, sind nur zwei seiner Äußerungen. In Frankreich versteckt sich derselbe politische Wille hinter dem Pseudonym „COPERMO“ (Comité interministériel de la performance et de la modernisation de l’offre de soins hospitaliers). Eine interministerielle Arbeitsgruppe, die Kliniken bei ihren Investitionsprojekten „helfen“ soll, Einsparungspotentiale zu identifizieren.

Inzwischen organisiert sich allerdings Protest. In Deutschland sammelt ein „Bündnis Klinikrettung“ Unterschriften für Forderungen wie: „Schluss mit den Krankenhausschließungen“, „Ökonomie darf nicht alleiniger Grundsatz für klinisches Handeln sein“ oder aber „Der Bestand an Kliniken im ländlichen Raum muss gesichert bleiben“. Nach lautem Bürgerprotest musste in Frankreich ein hoher Funktionär der regionalen Gesundheitsbehörde den Hut nehmen, als er Mitte in der Pandemie am Abbau von hunderten von Klinikbetten in Nancy festhalten wollte.

Auf beiden Seiten des Rheins fordern Bürgerinitiativen und Lokalpolitiker, geplante Schließungen von Krankenhäusern bzw. die Reduzierung von Klinikbetten jetzt erstmal ruhen zu lassen und die Pläne im Lichte der Covid-19-Pandemieerfahrung neu zu bewerten.

Die Reduzierung der Krankenhauskapazitäten mitten in der Covid-19-Pandemie muss gestoppt werden. Wir dürfen unsere Helden und Heldinnen des Krankenhauspersonals, die wir letztes Frühjahr von unseren Balkonen aus so zahlreich dankend beklatscht haben, nicht im Stich lassen. Wir müssen sie vielmehr aktiv unterstützen – letztlich im Interesse unserer eigenen Gesundheit.

2 Kommentare zu Und was passiert in den Krankenhäusern?

  1. Sehr gut und richtig!

  2. Thorsten Derks // 7. Dezember 2021 um 10:02 // Antworten

    Vollkommen richtig, danke.

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