Und wer soll die Brummis fahren?

Die deutsche Transport-Wirtschaft steht am Anschlag. Bereits heute fehlen bis zu 100.000 LKW-Fahrer. Und die Situation wird sich weiter verschärfen.

Was nützen die schönsten LKWs, wenn die Fahrer fehlen, um die zu bewegen? Foto: William Starkey / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Als ob wir momentan nicht schon genug Probleme hätten… die Versorgung der Menschen wird immer schwieriger und zu den Liefer- und Logistikproblemen für bestimmte Produkte, kommen nun auch die Probleme mit fehlenden LKW-Fahrern. Die Branche läutet die Alarmglocke, doch nützt dies offenbar wenig.

Für den Vorstandssprecher des BGL (Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung) Professor Dirk Engelhardt ist die Lage bei den Speditionen bereits heute mehr als angespannt. Aufträge müssen aufgrund fehlender Fahrer abgelehnt werden, LKWs werden vorübergehend stillgelegt oder sogar verkauft, an Ausschreibungen nehmen nur noch die Branchengrößen teil. Und ähnlich wie in den Pflegeberufen kann man nicht einfach für Nachwuchs über Quereinsteiger sorgen, denn LKW-Fahrer müssen ausgebildet werden, bevor man sie mit 40 Tonnen Fracht auf die Straßen lässt.

Allerdings muss sich die Branche auch an die eigene Nase fassen, denn die Arbeitsbedingungen für viele Fahrer sind katastrophal. Die Fahrer werden häufig angehalten, die Ruhezeiten zu missachten oder sogar Verkehrsverstöße zu begehen, damit die Ladung rechtzeitig beim Empfänger ankommt. Viele Fahrer schaffen es dann am Wochenende nicht mehr nach Hause und müssen das Wochenende auf finsteren Parkplätzen oder in tristen Industriegebieten verbringen – an so etwas wie Familienleben oder Lebensqualität ist dabei nicht zu denken und auch die Gehälter sind alles andere als attraktiv.

Die Situation wird sich weiter verschärfen. Laut Professor Engelhardt gehen jährlich bis zu 35.000 Fahrer in Rente, während nur maximal 20.000 neue LKW-Führerscheine ausgegeben werden, was bedeutet, dass sich der Mangel an Fahrern jedes Jahr weiter verschärfen wird.

Dazu kommt, ebenfalls eine Parallele zu den Pflegeberufen, dass während der Pandemie zahlreiche Fahrer beschlossen haben, den Beruf zu wechseln. Für viele Arbeitnehmer stellte sich in den langen Phasen von Lockdowns und anderen Einschränkungen die Sinnfrage und wer sich als LKW-Fahrer die Sinnfrage stellt, der hat seinen Beruf schon fast an den Nagel gehängt.

Angesichts der zahlreichen Krisen, zu denen ständig neue Krisen dazukommen, wie auch dieser Mangel an LKW-Fahrern, muss man sich die Frage stellen, ob es möglich sein wird, einfach so weiterzumachen wie bisher. Die Bedeutung verschiedener Berufe für das Funktionieren der Gesellschaft bekommt gerade einen neuen Stellenwert und das wird künftig berücksichtigt werden müssen, will man nicht Gefahr laufen, dass die Versorgung der Gesellschaft mit dem Nötigsten eines Tages zusammenbricht. Und auch hier handelt es sich um ein Problem, das man nicht einfach aussitzen kann, in der Hoffnung, dass es sich irgendwie von alleine löst. Denn das wird es nicht.

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