Und wie geht es in Katar weiter?

Kaum ist die Skandal-WM in Katar vorbei, sind alle guten Vorsätze vergessen. Ausländische Arbeitnehmer werden wieder wie rechtlose Sklaven behandelt. Alles wie gehabt.

Ist das die Losschale für den Wettbewerb der "Korruptesten Organisation der Welt"? Foto: Juan Kulichevsky from Argentina / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Diejenigen, die sich vor und während der Skandal-WM in Katar das Narrativ der FIFA und Katars zueigen gemacht hatten und laut die „sozialen Fortschritte“ in Katar gelobt hatten, die Boykotteure beschimpften und beleidigten, sollten sich zutiefst schämen. Denn was diese Leute behauptet haben, nur, weil sie Lust hatten, das winterliche Gekicke am Golf im Fernsehen anzuschauen, spottet jeder Beschreibung. Kaum schaut die Welt anderswohin, floriert in Katar wieder die Rechtlosigkeit für ausländische Arbeitnehmer. Und kaum jemand interessiert sich mehr für Menschenrechte in Katar.

So waren während der WM Tausende Menschen aus Südostasien, aber auch aus Afrika und anderen arabischen Ländern in Katar beschäftigt, viele davon im Sicherheitsbereich. 400 von ihnen sollen jetzt kurzerhand ausgewiesen werden, weil sie die Unverschämtheit besassen, ihre seit drei Monaten nicht mehr gezahlten Gehälter einzufordern und weil sie wieder Zugang zu den abgesperrten Übernachtungs-Örtlichkeiten forderten, von denen sie ausgeschlossen worden waren, was sie faktisch zu Obdachlosen gemacht hat. Da erinnert man sich doch daran, wie rund um diese WM zahlreiche, „linke“ Kommentatoren begeistert die „Fortschritte“ in Katar gefeiert hatten… aber einige von ihnen wurden ja offenbar auch gut bezahlt, um einen derartigen Blödsinn zu verzapfen.

Nachdem diesen Mitarbeitern ohne Vorankündigung die Verträge gekündigt worden waren, kam es zu Demonstrationen und der Besetzung der Firmenzentrale des Sicherheitsunternehmens Stark Security.

Die betroffenen Mitarbeiter waren aufgefordert worden, eine Aufhebung ihrer noch laufenden Verträge zu unterschreiben und einen höchst seltsamen neuen Vertrag zu unterzeichnen, in dem sie zugestimmt hätten, das Land erst nach zwei Jahren durchgängiger Beschäftigung wieder verlassen zu dürfen. Als „Gegenleistung“ hätten die Mitarbeiter, deren offene Gehaltsforderungen sich auf rund 8000 Riyal (ca. 2000 €) pro Person belaufen, eine Einmalzahlung von von 1700 Riyal (ca. 430 €) erhalten. Nach Angaben der Protestierenden wurde eine Sammelklage vor dem Obersten Gericht Katars abgewiesen.

Und was konnte man vor und während der WM von vielen „linken Internationalisten“ hören? Was für Fortschritte es in Katar doch zum Schutz der Arbeitnehmerrechte gegeben hätte! Ein Mindestlohn! (Der immerhin 233 US$ beträgt…) Das Sklavensystem ist abgeschafft worden! Und deswegen, so konnte man in den sozialen Netzwerken lesen, seien Proteste oder gar ein Boykott dieser WM nur der Ausdruck eines versteckten Rassismus und einer tiefen Arabophobie. Tja, liebe Sofa-Fußball-Helden, da habt ihr ganz schön falsch gelegen.

Nichts hat sich in Katar geändert, ausländische Arbeitnehmer sind in Katar immer noch faktisch Sklaven und mit euren etwas blauäugigen Kommentaren habt ihr euch für lange Zeit für Diskussionen um Menschenrechte, internationale Solidarität und Arbeitnehmerrechte unglaubwürdig gemacht. Und langsam versteht man, warum Frankreichs Linke so derart den Bach heruntergegangen ist. Wenn der Opportunismus höher im Kurs steht als das, was einmal die Werte der „Linken“ waren, wenn die Lust auf TV-Abende mit Chips und Bier größer als die Achtung der Menschenrechte ist, dann braucht eigentlich auch niemand mehr Parteien, in denen es augenscheinlich nur noch um höchstpersönliche Interessen geht. FIFA, Katar, europäische Pseudo-Intellektuelle, bestochene Europa-Politiker – aber Hauptsache, diese Skandal-WM hat euch Freude bereitet. Bei normal denkenden Menschen hat diese Show von Business, Korruption und politischen Interessen eher Brechreiz ausgelöst…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste