Und wie sieht es mit einer „Region Elsass“ aus?

Der neue Präsident der „Region Grand Est“, Franck Leroy, war gestern in Straßburg. Bei seinem Besuch machte er deutlich, dass das Thema „Region Elsass“ momentan nicht auf der Agenda steht.

Franck Leroy (2. v. links) im Gespräch im Strassburger Presseclub. Foto: P. Houssais / CC-BY 2.0

(KL) – Als zum Jahreswechsel Jean Rottner, der nicht sonderlich beliebte Präsident der nicht minder unbeliebten ostfranzösischen „Region Grand Est“ abdankte, jubelten die Elsass-Autonomisten in der Hoffnung, dass der nächste Präsident der Region den Wunsch nach einer eigenständigen „Region Elsass“ erfüllen würde. Aber da hat man sich wohl zu früh gefreut. Denn mit Franck Leroy, dem früheren Bürgermeister von Epernay in der Champagne vor den Toren von Paris, steht nun erstmals ein Nicht-Elsässer an der Spitze der Regionalverwaltung, nach seinen Vorgängern Philippe Richert und eben Jean Rottner. Für den neuen Regionalpräsidenten Franck Leroy, dessen Amt von der Bedeutung in etwa mit dem eines Ministerpräsidenten eines Bundeslandes vergleichbar ist, steht das Thema „Region Elsass“ nicht auf der Tagesordnung.

Sonderlich beliebt ist die neue „Région Grand Est“ in der Tat nicht, wobei sich diese Ablehnung nicht nur auf das Elsass beschränkt, doch die Kritik an dieser neuen Riesenverwaltung in der Champagne-Ardenne und Lothringen ist in diesen beiden Teilregionen weniger identitär als im Elsass, sondern bezieht sich vor allem darauf, dass die Gebietsreform von 2016 nicht etwa Einsparungen gebracht, sondern ganz im Gegenteil, nur eine zusätzliche Verwaltungsebene eingeführt hat, die zunächst einmal nur viel zusätzliches Geld verschlingt.

Damit das Thema einer eigenständigen „Région Alsace“ überhaupt nur diskussionsfähig werden kann, so machte Leroy deutlich, müsste der Wunsch danach auch in den beiden anderen Teilregionen und den zuständigen Ministerien in Paris laut werden und das ist nicht der Fall. Dazu weiß man, dass Präsident Macron, der momentan schon genug damit zu tun hat, seine Rentenreform ohne Volksaufstand durchzudrücken, keinerlei Ambitionen verspürt, auch noch die Büchse der Pandora einer neuerlichen Gebietsreform zu öffnen.

Franck Leroy, das wurde beim Pressegespräch gestern im Straßburger Presseclub deutlich, wird als Mitglied der Partei „Horizon“ des früheren Premierministers Edouard Philippe und treues Mitglied der „Macronie“ seinen obersten Boss sicherlich nicht mit diesem Thema behelligen, was bedeutet, dass der Wunsch nach einer „Région Alsace“ wohl auf lange Jahre beerdigt werden muss. Denn es ist illusorisch zu glauben, dass es Elsässer Autonomisten gelingt, in Metz, Reims, Charleville-Mézières oder Châlon-sur-Saône eine Volksbewegung für eine eigenständige „Region Elsass“ zu entfachen, ganz zu schweigen von den Pariser Ministerien, in denen man den im Elsass existierenden Wunsch nach mehr Autonomie eher kritisch beäugt.

Diesen Wunsch hätten Leroys Vorgänger, die Elsässer Philippe Richert und Jean Rottner in Paris verteidigen müssen, da aber beide während ihrer jeweiligen Amtszeit hofften, in Ministerwürden gehievt zu werden, wollte keiner der beiden in Paris mit diesem Thema anecken. Und somit wird man sich nun erst einmal in dieser „Région Grand Est“ einrichten müssen, was allerdings auch gelingen sollte. Denn man weiß es von vielen Beispielen aus anderen europäischen Regionen, dass sich Verwaltungsreformen nicht unbedingt negativ auf regionale Identitäten auswirken, sondern diese sogar stärken können. So lange Franck Leroy die „Région Grand Est“ leitet, ist das Thema „Région Alsace“ auf politischer Ebene jedenfalls erst einmal vom Tisch.

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