Und wo bleibt die europäische Linke?

Wahlschlappen in Serie, ein schier unaufhaltsamer Aufstieg der Extremisten und Populisten, die Welt am Rande zu neuen Kriegen – und die europäische Linke verbringt weiterhin ihre Zeit mit einer unerträglichen Nabelschau.

Ein Aufruf in der Londoner U-Bahn an alle linken Kräfte in Europa... Foto: Sunil060902 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Was braucht es eigentlich noch, damit die linken Parteien und Kräfte in Europa endlich die Signale hören? Selbst die gemäßigten linken Kräfte haben ausgedient, siehe PS in Frankreich und SPD in Deutschland. Doch was machen diese „linken“ Parteien aus der aktuellen Situation? Krempeln sie etwa die Ärmel hoch und machen sich daran, neue Strategien zu erarbeiten, mit denen man die Menschen davon überzeugen kann, dass eine zeitgemäße, soziale und solidarische Politik möglich sind? Nein, sie lecken ihre Wunden, beharren stur an ihren starren Ideologien und sorgen dafür, dass sich nichts zum Besseren wenden kann.

Wie dämlich sind Europas Linke eigentlich? Selbst die eingefleischten Europagegner des rechtsextremen Spektrums in Europa sind schlau genug, die Karte „Europa“ zu spielen und das, obwohl sie es eigentlich gar nicht mögen. Die Europahasser haben sich im Frühjahr publikumswirksam zum Rechtsextremen-Kongress in Koblenz getroffen und Marine Le Pen, Frauke Petry, Gerd Wilders und Victor Orbàn und all die anderen, die Europa so schrecklich finden, haben sich in europäischer Solidarität gegenseitig Wahlkampfhilfe gegeben. Nur die Linken bekommen so etwas nicht hin, dazu sind sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Ausgerechnet ein „diffus-Rechter“, der neue französische Präsident Emmanuel Macron, zeigt den europäischen Linken einen Königsweg auf – vielleicht sollten die Linken einmal hinhören. Paneuropäische und transeuropäische Listen fordert Macron für die nächsten Europawahlen. Hallo? Hört ihr die Signale? Nochmal zum Mitschreiben: paneuropäische und transnationale Listen! Macron bittet euch geradezu darum, endlich über euren Tellerrand zu schauen, nach gemeinsamen Nennern zu suchen und proaktive, soziale und solidarische Europapolitik zu betreiben! Worauf wartet ihr noch?

Inzwischen sind die traditionellen Linken Parteien derart implodiert, dass ein Neuanfang eigentlich problemlos möglich sein sollte. Und zwar auf europäischer Ebene. In neuen Formaten, auf neuen Plattformen. Mit den Inhalten, mit denen sich das Leben der Menschen verbessert, mit Inhalten, die sich damit beschäftigen, wie man Armut, Krankheit und Ungerechtigkeiten verringern kann, mit einer aktiven Friedenspolitik und klaren Vorstellungen, wie man sich in der Welt 2019 positionieren will. Liebe linke Parteien und Gruppen – bekommt ihr das hin? Damit sich vielen verzweifelten Wählern andere Alternativen bieten als Neonazis & Co.? Wenn nicht jetzt, wann dann?

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