Ungarische Rhapsodie

Der ungarische Regierungschef Viktor Orban startet seine große anti-europäische Kampagne. Die Verhandlungen zum Brexit sind DIE Gelegenheit – wer kein Europa will, soll gefälligst verschwinden.

Die Ungarn kennen Lager aus eigener leidvoller Erfahrung. Heute internieren sie selbst Flüchtlinge. Foto: fortepan.hu / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Ungarn ist schon ein seltsames Land. Auf der einen Seite kassiert man sehr gerne europäische Gelder ein, auf der anderen Seite benimmt man sich so anti-europäisch wie kaum ein anderes europäisches Land. Regierungschef Viktor Orban, der bereits bei der Vorstellung, sein Land solle 1258 Flüchtlinge aufnehmen, Schnappatmung bekommt, hat allerdings jede Menge Geld zur Verfügung, um damit europafeindliche Kampagnen zu finanzieren. Da wäre doch ein „Honxit“ die für alle Beteiligten die beste Lösung.

Dieses Mal geht es um eine landesweite Befragung aller Haushalte, mit einem Fragebogen, der den sinnigen Titel „Lasst uns Brüssel stoppen!“ trägt. Und in dem Fragebogen geht es darum, wie man sich am besten gegen die Brüsseler Politik stellen kann. Ein Tipp unter Freunden: Das Einfachste wäre es, sofort auf alle Gelder aus Brüssel zu verzichten und den Artikel 50 zu ziehen, das klappt ja auch für die Briten wunderbar.

Ungarn, das ist das Land, das seit letzter Woche per Entscheidung durch Viktor Orban Lager in Grenznähe eingerichtet hat, in denen Flüchtlinge auf unbestimmte Zeit interniert werden. Da diese Menschen nichts verbrochen haben, ist der Vergleich mit Konzentrationslagern nicht abwegig.

Europa befindet sich gerade durch den Brexit nicht nur in einer Sinnkrise, sondern auch in einer Umbruchphase. Es wäre also genau der richtige Zeitpunkt, seine Sachen zu packen und sich dorthin zu orientieren, wo man sich etwas Besseres verspricht. Ideale Partner für Orban, die auch noch sein krudes Gedankengut teilen, wären Russland und/oder die Türkei. Dass weder die einen, noch die anderen in der Lage oder willens wären, den ungarischen Möchtegerndiktator wirtschaftlich zu unterstützen, soll nicht unser Problem sein, sondern das der ungarischen Neonationalisten, die eine unerträgliche Hetze gegen alles unternehmen, was nicht reinrassig ungarisch ist.

Dass ein Land, das finanziell am europäischen Tropf hängt, Millionen Euro für anti-europäische Aktionen verplempert, das geht gar nicht. Wir kommen an den Punkt, wo sich jeder in Europa überlegen muss, ob er sich einem gemeinsamen Wertekanon verpflichtet fühlt oder nicht. Sich die Gelder aus Brüssel zu sichern, aber gleichzeitig alles zu sabotieren, was die europäische Politik ausmacht, das war gestern. Wer nicht mehr dabei sein will, soll gehen. Und zwar jetzt. Im Gegensatz zu den Briten würden uns die Ungarn nicht fehlen. Oder kann irgendjemand einen bedeutenden Beitrag Ungarns zum Funktionieren der Europäischen Union nennen?

2 Kommentare zu Ungarische Rhapsodie

  1. Lügenpresse, fakenews in bestform. Der Schreiber hat von Ungarn null Ahnung, geschweige denn von den Werten der sogenannten Demokratie, die er recht fragwürdig für sich und seine westlichen Kumpanen einfordert, für Ungarn in diesem Fall aber nicht zugesteht. Ein echter Journalist vermittelt die Nachrichten, wie sie sind, objektiv. Davon keine Spur hier, typische Linksfaschisten.

    • Eurojournalist(e) // 10. April 2017 um 16:04 // Antworten

      Ein Troll mit einer Email-Adresse, die auf .ru endet, welch Ehre! Den Ausdruck “Linksfaschisten” lasse ich Ihnen dieses eine Mal durchgehen, beim nächsten verbalen Ausrutscher werden Sie gesperrt. Und lesen Sie ruhig unseren morgigen Artikel über die Studie der Bertelsmann-Stiftung in den Visegrad-Ländern… und wenn Sie sich vernünftig benehmen, dÜrfen Sie dann gerne wieder kommentieren…

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