Playoff-Finalserie: “Unsere Chancen stehen 60:50″

Das Freiburger Eisstadion wird heute zum vierten Mal in Folge ausverkauft sein. Das hochkonzentrierte Wölfe-Team ist heißt auf's Finale.

Die Bärtigen wollen's wissen: Alex Brückmann, Jacub Wiecki, Steven Billich und Trainer Leos Sulak (v.l.) am Mittwoch vor dem Finale. Foto: Bicker

von Arne Bicker

Der EHC Freiburg kann in den kommenden Tagen in die zweithöchste deutsche Eishockey-Spielklasse, die DEL2, aufsteigen – wenn das Team von Trainer Leos Sulak den Kontrahenten aus Duisburg bezwingt. Gespielt wird dieses Oberliga-Finale nach dem Prinzip “Best of Five” – wer als erster drei Siege verbucht, marschiert hoch. Das Auftaktspiel findet heute Abend ab 19.30 Uhr in der Freiburger Franz-Siegel-Eishalle statt.

Wer sich dieses Spektakel anschauen möchte, sollte sich sputen, denn das altehrwürdige Eisstadion an der Ensisheimerstr. 1 wird wohl zum vierten mal in Folge mit feuerpolizeilich gedeckelten 3.500 Besuchern ausverkauft sein. Die ließen zuletzt “La Ola” durchs Stadion kreisen und sorgten für Gänsehautfeeling pur. Es steht einiges auf dem Spiel, und die Stimmung hat schon im Freiburger Halbfinale gegen Leipzig und im Viertelfinale gegen Bayreuth gekocht wie ein auf dem eingeschalteten Herd vergessener Topf voll Wasser.

In der Freiburger Eishockeyszene war das Rätselraten in den letzten Wochen groß: Wie stark ist dieser West-Oberligist Füchse Duisburg, der da oben alles nach Strich und Faden zusammengefahren und die nur acht Mannschaften starke Spielklasse nach Belieben dominiert hat? Das Halbfinale gab Aufschluss: Gegen den Vorrunden-Dritten der Südgruppe, den EV Regensburg, benötigte die Mannschaft des Duisburger Trainers Uli Egen vier Spiele, um sich am Ende sehr deutlich mit 3:1, 6:2, 1:3 und 6:1 durchzusetzen. Auffällig war die Auswärtsstärke der Füchse, die in Regensburg gleich zwei Mal sechs Treffer erzielten.

Die West-Füchse kassierten dabei im Schnitt 12,5 Strafminuten pro Spiel, was auf ein hochdiszipliniertes Auftreten hinweist und dem EHC Freiburg, der in der Offensive vor allem von seinem überragenden Überzahlspiel profitiert, das Leben schwer machen könnte. Zum Vergleich: Freiburg kassierte in den drei Viertelfinalspielen gegen Bayreuth (das Halbfinale gegen die schwachen Leipziger ist kein Maßstab) im Schnitt 30,6 Strafminuten.

Top-Scorer der bisherigen Play-Offs ist Freiburgs Nico Linsenmaier mit neun Treffern vor dem Duisburger Raphael Joly mit sieben Toren. Bester Vorlagengeber auf Freiburger Seite ist Petr Haluza (zwölf Assists); auf Duisburger Seite ragt Christoph Ziolkowsky mit neun Assists heraus. Mehr als zehn Scorerpunkte (Tore plus Vorlagen) verbuchten auch die Freiburger Marc Wittfoth sowie Chris und Steven Billich sowie die Duisburger Fabio Pfohl, Markus Schmidt und André Huebscher.

In der Defensive kassierte Duisburgs Torwart Felix Bick, der aus Schwenningen stammt und in der Jugend-Bundesliga eine Saison für Freiburg spielte, im Schnitt 1,75 Gegentore gegen Regensburg. Freiburgs Christoph Matthis musste gegen Bayreuth durchschnittlich 1,66 Mal unliebsam über die eigene Schulter schauen. In der Abwehr könnten die erfahrenen Freiburger ihren Gegnern eine Nase voraus sein – wenn sie sich beherrschen und nicht zu viele Strafzeiten kassieren.

“Es wird diejenige Mannschaft die meisten Strafzeiten kassieren, die im Schnitt einen Schritt zu spät kommt”, prophezeite Freiburgs Trainer Leos Sulak am Mittwoch; damit stellte er einen direkten Zusammenhang zwischen Laufstärke und Häufigkeit des Unterzahlspiels her. Sulak hofft auf die Rückkehr seines am Knöchel verletzten Verteidigers Milos Vavrusa und will die gleichen Reihen aufbieten wie zuletzt gegen Leipzig und Bayreuth: “Ich habe keinen Grund etwas zu tauschen.”

Duisburgs Trainer Uli Egen, im Vorjahr noch an der Kaufbeurer Bande,  ließ sich derweil vor dem Finalstart im Fachmagazin “Eishockeynews” mit dem Satz zitieren: “Ich kenne die [Freiburger] Mannschaft, da ist der eine oder andere Schauspieler dabei.” Das sorgte in Freiburg für Unmut. EHC-Angreifer Jacub Wiecki: “Schauspieler haben wir keine in der Mannschaft.” Wiecki fährt wie fast alle seiner Mitspieler den in Eishockeykreisen üblichen Play-Off-Bart spazieren, nach dem Motto: Rasiert wird erst, wenn’s rum ist.

Bartkollege und Verteidiger Alex Brückmann meint: “Wir sind heiß. Und wenn da dreieinhalb Tausend Leute schreien, dann pusht das gewaltig.” Von Nervosität will EHC-Außenstürmer Steven Billich nichts wissen: “Wir gehen jetzt nicht extra in die Kirche. Wenn man das Finale spielt, dann will man auch gewinnen. Der größte Druck kommt eh von uns selbst.”

Und während Duisburg zum ersten Spiel in Freiburg bereits am Donnerstag anreiste, macht sich der EHC-Tross zum ersten Auswärtsspiel in Duisburg erst am Sonntagmorgen auf den Weg. Sulak: “Das sind doch nur 500 Kilometer, das ist ja bald ein Derby.” Fast bekommt man den Eindruck: Trainer und Team sind mehr als bereit für den Aufstieg.

Dennoch ist und bleibt dieses Unterfangen ein Va-Banque-Spiel. Die Freiburger Siegchancen schätzt Scherzkeks Wiecki auf “60:50 für uns” ein. Sein Trainer Leos Sulak toppte das postwendend auf “70:60″, fügte dann aber im Ernst hinzu: “Jetzt lasst uns das doch einfach spielen. Es wird sehr ausgeglichen sein und auf Kleinigkeiten ankommen. Aber Angst haben wir vor Duisburg keine. Der Bessere soll gewinnen und fertig – wenn das Freiburg ist.”

Dass ein Playoff-Finale etwas ganz Besonderes ist, wird sich beim heutigen ersten Heimspiel auch daran zeigen, dass die Nationalhymne vor dem Eröffnungsbully von der Sängerin Elena Lorenzen intoniert wird; zudem wird es im Spiel – wie sonst nur in der höchsten Spielklasse DEL üblich – zusätzlich einen zweiten Hauptschiedsrichter sowie zwei Torrichter geben.

Die Final-Termine im Überblick:
Freitag, 17. April, 19.30 Uhr: EHC Freiburg vs. Füchse Duisburg
Sonntag, 19. April, 18.30 Uhr: Füchse Duisburg vs. EHC Freiburg
Dienstag, 21. April, 19.30 Uhr: EHC Freiburg vs. Füchse Duisburg
(falls nötig) Freitag, 24. April: Füchse Duisburg vs. EHC Freiburg
(falls nötig) Sonntag, 26. April, 18 Uhr: EHC Freiburg vs. Füchse Duisburg.

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