US-Ohrfeigen für Europa
Der Macron-Besuch in Washington, als großes Medienspektakel inszeniert, war kaum vorbei, da hagelte es Ohrfeigen für Europa. Donald Trump zeigt Europa den Mittelfinger.

(KL) – Wenn Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu den Mächtigen der Welt reist, um denen zu sagen, wo es langzugehen hat, sollte man seine „Erfolgsmeldungen“ zu seinen „diplomatischen Meisterleistungen“ mit Vorsicht genießen – denn zumeist handelt es sich um heiße Luft. So war es wenige Tage vor der russischen Invasion in der Ukraine, als Macron nach einem Moskau-Besuch selbstzufrieden erklärte, er habe Putin überzeugt, nichts zu tun – und so war es jetzt nach seinem Washington-Trip, den er als „Durchbruch“ und „Startpunkt für eine großartige Zusammenarbeit“ bezeichnete. Nur wenige Stunden nach dieser „Erfolgsmeldung“ setzt es reihenweise Ohrfeigen für Europa.
Donald Trump zog richtig vom Leder. „Die Europäische Union sei nur gegründet worden“, so Trump, „um die Vereinigten Staaten anzuscheißen“. Unsere Leser mögen uns die Vulgarität nachsehen, aber im Original klang es noch schlimmer. „The European Union was founded to screw the United States“. Aha. Da passte es ja, dass Vize-Präsident J. D. Vance der gerade in Washington gelandeten EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas ein Treffen „aus Termingründen“ absagte, ein diplomatisches No-Go.
Dann erklärte Donald Trump der Welt, interessanterweise bis auf Russland, den Wirtschaftskrieg, mit neuen Zöllen „auf alles“, und zwar in Höhe von 25 %. Das gilt für seine Nachbarn in Mexiko und Kanada, nachdem die ersten Androhung von Zöllen „aufgeschoben“ worden war, und es gilt vor allem für Europa, dieses offensichtliche Ärgernis für den US-Präsidenten. Wem ein weltweiter Handelskrieg nützen soll, ist unklar. Den Amerikanern auf jeden Fall nicht, denn alle Handelspartner werden mit Gegenzöllen reagieren. Und am Ende zahlen die Verbraucher in den USA und Europa den Preis für dieses Schulhof-Bully-Verhalten.
Ach ja, in der Zwischenzeit hatte Wladimir Putin bereits die Trump’sche Aussage dementiert, nach der Russland europäische Friedenstruppen in der Ukraine akzeptieren würde und in Richtung Selenskyi knurrte Trump, dass dieser eine „NATO-Mitgliedschaft vergessen“ könne. Es herrscht ein neuer Ton in der Weltpolitik…
Es wird immer deutlicher, dass sich Trump und Putin teilen werden, was aus der Ukraine herausgeholt werden kann. Und das ist noch eine ganze Menge. Vor allem Seltene Erden. Und Aufträge in Milliardenhöhe für den Wiederaufbau der Ukraine. Und will Selenskyi nicht neben Russland und China auch noch die USA auf der Liste seiner Gegner stehen sehen, wird er morgen das Abkommen in Washington unterschreiben, das den Ausverkauf der Ukraine einläutet, in der vagen Hoffnung, dass die USA ihre Unterstützung nicht von heute auf morgen einstellen. Auch das hat Trump ja im Grunde schon angekündigt, als er sagte, dass sich jetzt eben Europa um alles Weitere kümmern müsse.
Die Geschwindigkeit, mit der Trump die Karten neu verteilt, ist atemberaubend. Auf dieses Trommelfeuer von Beleidigungen, Maßnahmen, Lügen und Richtungswechseln kann sich Europa momentan nicht einstellen und die hektische Reisetätigkeit europäischer Politiker nach Washington wird nichts ändern. Es wäre allerdings nett, würde Emmanuel Macron in Krisensituationen nicht mehr zu den Mächtigen fahren, um sich in deren Licht zu sonnen, denn danach passieren immer schlimme Dinge…
Kommentar hinterlassen