Vauban wird die Grenze nicht überschreiten

Breisach hat seine Kandidatur für das UNESCO-Weltkulturerbe zurückgezogen, nachdem die Stadt Lille dies auch getan hatte. Aber warum?

Wird leider kein UNESCO-Weltkulturerbe - das Rheintor von Vauban in Breisach. Foto: Uwe Barghaan / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(Marine Dumény) – Der französische Architekt Sébastien le Prestre de Vauban baute Befestigungsanlagen in ganz Frankreich und auch in anderen Ländern Europas. So gehört beispielsweise die Befestigungsanlage von Neuf-Brisach auf der Breisach gegenüber liegenden Rheinseite ebenfalls zum Weltkulturerbe der UNESCO. Mit dem berühmten „Rheintor“ wollte Breisach im Rahmen einer gemeinsamen Kandidatur mit zwei französischen Städten als erste „Vauban-Stadt“ außerhalb Frankreichs ebenfalls in dieses Welterbe aufgenommen werden. Aber daraus wird nichts.

Breisach hatte seine Kandidatur gemeinsam mit den Städten Lille und Le Quesnoy eingereicht, um die durch den Antrag verursachten Kosten zu senken. In beiden französischen Städten befinden sich Elemente von Vauban-Befestigungsanlagen. Martine Aubry, Bürgermeisterin von Lille, hat allerdings beschlossen, den Antrag ihrer Stadt zurückzuziehen. Die Ursache: die Richtlinien der UNESCO für das Umfeld von Elementen des Weltkultur-Erbes. Der Antrag, der vom „Vauban Network“ unterstützt wurde, setzte dem gemeinsamen, deutsch-französischen Vorhaben ein Ende. Le Quesnoy und Breisach hatten eine Weile lang überlegt, ob sie die Kandidatur gemeinsam weiterführen, bis nun Breisach ebenfalls entschieden hat, aus dieser Kandidatur auszusteigen.

Das „Rheintor“ von Breisach ist ein Werk aus dem 17. Jahrhundert, ein Überbleibsel der alten Barockfestung der Stadt, die am Ende des Zweiten Weltkriegs renoviert wurde. (http://www.sites-vauban.org/Breisach-am-Rhein) Dieses Bauwerk hätte natürlich prächtig in das Weltkultur-Erbe gepasst, als einziges Vauban-Bauwerk außerhalb Frankreichs. Aber warum wurden die Bewerbungen zurückgezogen?

Der Grund für das jähe Ende dieser Kandidatur ist eine besondere Regelung der UNESCO. Diese sieht vor, dass um ein Element eines Weltkulturerbes eine „Pufferzone“ einzurichten ist, die ohne Zustimmung der UNESCO nicht weiter bebaut oder anderweitig genutzt werden kann. In Lille war dies ein Problem, da die dortige Vauban-Anlage mitten in der Innenstadt liegt und die Stadt die Kontrolle über die weitere nachhaltige Entwicklung des Innenstadt-Bereichs an die UNESCO hätte abtreten müssen. Für eine normale Stadtplanung war dies ein KO-Kriterium.

Mit dem Ausstieg von Lille wurden die Kosten für die Bewerbung für die kleinen Städte Le Quesnoy und Breisach nicht mehr darstellbar, weswegen nun auch Breisach das Handtuch geworfen hat. Dies ist schade, zumal es nicht viele grenzübergreifende Elemente des Weltkultur-Erbes gibt. Doch sollte sich eventuell auch die UNESCO fragen, ob die Regelung der „Pufferzone“ wirklich in der Form beibehalten werden muss. Denn Vauban hätte es verdient gehabt, auch in Deutschland zum Weltkultur-Erbe zu zählen…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste