„Verbraucherschutz macht Schule am Oberrhein“ – läuft aus

Zum Abschluss des deutsch-französischen Jugendprojekts der Verbraucherschützer aus Kehl veranstalten diese einen letzten Wettbewerb. Aber warum eigentlich „Abschluss“?

Ein tolles europäisches Projekt muss leider enden - zum Abschluss gibt's einen Fotowettbewerb. Foto: ZEV

(KL) – Es gibt Dinge, die versteht man nicht richtig. Zum Beispiel, dass das höchst erfolgreiche deutsch-französische Jugendprojekt „Verbraucherschutz macht Schule am Oberrhein“ nun ausläuft. Im Rahmen dieses Projekts absolvierte ein deutsch-französisches Team des Zentrums für Europäischen Verbraucherschutz (ZEV) in Kehl in den letzten drei Jahren ungefähr 150 Schulbesuche im Elsass und in Baden und sensibilisierte mehr als 5.000 Schülerinnen und Schüler für das Thema des Verbraucherschutzes, Europas und des Lebens in einem zweistaatlichen Grenzraum – was aus diesem Projekt ziemlich genau das machte, was heute jeder Politiker in seinen Reden einfordert. Dass die Kehler Verbraucherschützer jetzt zum krönenden Abschluss noch einen Wettbewerb organisieren, bei dem die teilnehmenden Jugendlichen tolle Preise einsammeln können, ist schön. Dass das Projekt aber jetzt ausläuft, obwohl es hätte weitergeführt werden können, ist dagegen weniger schön.

Hm. Da fordern alle seit Jahren, dass man mit europäischen Themen doch Jugendliche erreichen soll, um bei denen so etwas wie Begeisterung für das Konzept Europa zu erzielen. Und dann hat man mal ein Projekt, das gleich mehrere Ziele erfüllt, nämlich sie für ihre Rechte als Verbraucher zu sensibilisieren, ihnen zu vermitteln, dass Europa mehr ist als ein Tummelplatz für korrupte Agenten der Finanzmärkte und für abgehalfterte Politiker, die in ihren Ländern nicht mehr unterzubringen sind, so dass man sie nach Brüssel und Straßburg weglobt und das Ganze auch gleich noch deutsch-französisch – dann läuft so ein Projekt auch noch richtig erfolgreich und die Konsequenz? Die Finanzierung wird eingestellt.

Klar, hierzu kommt vom ZEV kein vorwurfsvolles Wort – immerhin hängt diese Struktur, die jedes Jahr Zehntausenden europäischen Verbrauchern hilft, ihre Rechte durchzusetzen, zu sehr von den institutionellen Finanzierungen ab. Und logisch – niemand beißt die Hand, die einen füttert. Aber trotzdem ist das Ende dieses Projekts mehr als ärgerlich. Wenn man bedenkt, wie viel Geld in sinnlose und überflüssige Projekte gepulvert wird, mit wie viel Geld Banken und „Märkte“ gerettet werden, dann ist das, was für die sinnvolle Arbeit mit Jugendlichen übrig bleibt, am Ende des Tages nur Nasenwasser.

Wieder einmal zeigt sich Europa von seiner bürokratisierten und letztlich nutzlosen Seite. Denn wenn die Regularien verbieten, dass sinnvolle Projekte gestützt und finanziert werden, dann sind nicht diese Projekte zu hinterfragen, sondern die Regularien. Und somit endet ein Projekt, dessen Fortführung allen Beteiligten, den Schulen, den Schülern, der deutsch-französischen Sache und damit auch Europa gedient hat.

Zum krönenden Abschluss bedankt sich das Projektteam nun also mit einem Fotowettbewerb bei allen Schülerinnen und Schülern aus Baden und dem Elsass. Hierfür werden die smartesten Verbraucher von beiden Seiten des Rheins gesucht. Die vier kreativsten Beiträge werden mit hochwertigen Kopfhörern belohnt! Einreichen kann man selbst gemachte Fotos, zum Beispiel beim Shoppen, Reisen oder Bilder, die einen Bezug zum Nachbarland haben. Bei diesem breiten Themenbereich ist nur eines gefragt: Kreativität. Einsendeschluss ist der 31. Mai – alle Infos zu diesem Wettbewerb gibt es unter www.weareconsumers.eu.

Der positivste Punkt bei der ganzen Geschichte ist, dass das ZEV seine Aktivitäten in den Schulen, durch den Erfolg dieses Projekts bestärkt, fortführen will. Für 2016 ist ein Anschlussprojekt geplant, bei dem eine zweisprachige Lern-App für den Einsatz auf Tablet-PCs in der schulischen Verbraucher- und Medienbildung am Oberrhein entwickelt werden soll, die kostenlos zur Verfügung gestellt werden kann und mit einem begleitenden Fortbildungsangebot für Lehrkräfte einhergeht. Was soll man dem ZEV dafür nur raten? Das Projekt nicht allzu erfolgreich zu gestalten, damit nicht wieder irgendwelche Schreibtischtäter auf die Idee kommen, auch diesem Projekt die finanzielle Grundlage zu entziehen? Quatsch – hoffentlich wird das Projekt genau so gut wie „Verbraucherschutz macht Schule am Oberrhein“ und es bleibt die Hoffnung, dass sich europäische Herrscher über Geldtöpfe eines Tages doch noch besinnen mögen, nicht gegen, sondern für gute Projekte zu arbeiten. Und damit sollten sie möglichst anfangen, bevor Europa auseinander gebrochen ist.

Zu dem Fotowettbewerb gibt‘s übrigens auch ein Video – und zwar hier!

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