Verliert Kamala Harris das Momentum (und die Wahl)?
Wenige Wochen vor den Wahlen in den USA scheint die „Harris-Euphorie“ wie ausgebremst. Und Donald Trump steht in den „Swing States“ immer besser da.
(KL) – Selten haben Wahlen in den USA stärkere Auswirkungen auf Europa und den Rest der Welt gehabt als dieses Jahr. Die Frage, wie es in der Ukraine, in Israel, in den Beziehungen zu China und anderswo weitergeht, hängt weitgehend von der Frage ab, wer die US-Wahlen im November gewinnt. Sah es eine Weile danach aus, als würde die „Harris-Euphorie“ die momentane Vize-Präsidentin ins Oval Office bringen, steht es jetzt in den Umfragen unentschieden. Aber Donald Trump führt in sieben von acht „Swing States“, in denen voraussichtlich die Wahl entschieden wird. Aber warum rutscht Kamala Harris jetzt in den Umfragen wieder ab?
Noch vor wenigen Wochen hatte sich die Kandidatin Kamala Harris einen soliden 5-Punkte-Vorsprung in den Umfragen erkämpft, nicht zuletzt durch eine gewonnene TV-Debatte, die so klar an Harris ging, dass Donald Trump auf alle weiteren TV-Debatten verzichtete. Doch inzwischen sehen die Umfragen des Senders NBC beide Kandidaten wieder gleichauf bei jeweils 48 % und es wird deutlich, dass diese Wahl extrem knapp werden wird, was wiederum böse Erinnerungen an den „Sturm aufs Capitol“ weckt, als Donald Trump seine Niederlage gegen Joe Biden mit Waffengewalt abwenden wollte.
Eigentlich spräche alles für Kamala Harris – sie verfügt über ein Wahlkampfbudget von fast einer Milliarde Dollar, sie ist deutlich jünger als Donald Trump, sie ist keine verurteilte Verbrecherin, sie ist kein „Lautsprecher“ wie Donald Trump, doch all das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Kandidatin Harris ein erkennbares politisches Profil fehlt. Nur mit der Aussage, dass sie die Politik von Joe Biden weiterführen würde, kann sie diese Wahl nicht gewinnen.
Denn die US-Wahlen werden nicht etwa in Europa und auch nicht von den Intellektuellen an der Ostküste entschieden, sondern in den Trailer Parks der Swing States, in denen Trumps einfache Slogans wie „Make America great again“ gut ankommen.
Und plötzlich schauen die amerikanischen Wähler tatsächlich auf inhaltliche Themen. Wirtschaftskompetenz? Eines der Hauptthemen für mehr als die Hälfte der US-Wähler. Und hier hat Trump Vorteile. Ukraine-Krieg? 50 % der US-Wähler sind der Ansicht, dass Trump diesen Krieg beenden kann, was nur 39 % Harris zutrauen. Israel-Gaza-Iran-Krise? 48 % der Amerikaner glauben, dass Trump diese Krise besser managen kann als Harris (33 %). Illegale Immigration? 51 % meinen, dass Trump dieses Problem lösen kann, im Vergleich zu 38 %, die glauben, dass Harris hier besser unterwegs ist.
Die Umfragen sprechen momentan eher für Trump als für Harris und die letzten Wochen des Wahlkampfs werden entscheidend sein. Kamala Harris muss inhaltlich noch mehrere Schippen dazupacken, will sie das Rennen gewinnen. Denn nur der Gegenentwurf zu Donald Trump zu sein, wird nicht ausreichen, um diese Wahl zu gewinnen.
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