Versicherungen? Europa immer noch auf Tauchstation!

Eine Studie des Europäischen Verbraucherzentrums (EVZ) Deutschland zeigt, dass Europa noch nicht im Versicherungsmarkt angekommen ist.

Die Studie des ZEV zeigt deutlich auf, dass die europäischen Versicherer den Binnenmarkt unterlaufen. Foto: (c) ZEV

 (PM/PK/KL) – Vor 20 Jahren wurde der europäische Binnenmarkt für Versicherungsprodukte geöffnet in der Erwartung, auch Verbrauchern den Weg zu günstigeren und vielfältigeren Versicherungen zu ebnen. Aus diesem Anlass hat das EVZ Deutschland untersucht, wie sich dieser Markt seitdem entwickelt hat, und welche Möglichkeiten Verbraucher haben, eine Versicherung in einem anderen Land der EU  abzuschließen. Das niederschmetternde Ergebnis: Den europäischen Binnenmarkt für Versicherungen gibt es praktisch gar nicht.

Das EVZ Deutschland hat im Rahmen der vom Ministerium der Justiz und für Verbraucherschutz  geförderten Studie insgesamt 567 Versicherungsunternehmen in Deutschland, Frankreich, Österreich und Großbritannien danach gefragt, wie sie es im europäischen Binnenmarkt mit verschiedenen Versicherungsprodukten halten. Im Einzelnen ging es um  Reiserücktritt, Kfz-Haftpflicht, private Haftpflicht- und Unfallversicherungen, Gebäudeversicherungen und Risikolebensversicherungen. Lediglich eine verschwindende Minderheit von 32 Versicherungsunternehmen war überhaupt zur Auskunft bereit. Und nur drei von ihnen bieten Policen an, die von Bürgern aus einem anderen Mitgliedstaat der EU abgeschlossen werden konnten.

Außerdem wurde untersucht, ob deutsche Verbraucher praktisch die Möglichkeit haben, im Internet grenzüberschreitende Versicherungsverträge abzuschließen. Auch hier war das Ergebnis enttäuschend: Obwohl viele ausländische Unternehmen den Vertragsabschluss im Internet anbieten, scheitert die Durchführung in der Praxis fast immer. Die Hindernisse sind vielfältig, wie die folgenden Beispiele zeigen: Im Formular ist das Land des ersten Wohnsitzes voreingestellt und eine Änderung nicht möglich. Es kann kein Benutzerkonto angelegt werden, weil das System nur vierstellige Postleitzahlen akzeptiert. Oder aber das Versicherungsunternehmen weigerte sich, Schäden zu versichern, die in einem anderen EU-Land eintreten könnten.

Zu den Gründen für die faktische Weigerung der allermeisten Versicherer, mit Kunden aus dem EU-Ausland Verträge abzuschließen, kann man nur Vermutungen anstellen.

Denn die Versicherungsbranche hüllt sich in Schweigen. Will man sich nicht gegenseitig auf angestammten Märkten in die Quere kommen? Fürchtet man sprachliche Hindernisse in der Abwicklung von Schadensfällen oder bei gerichtlichen Auseinandersetzungen? Bestehen Sorgen hinsichtlich unterschiedlicher Rechtssysteme zwischen den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten?

Weil die europäischen Verbraucher immer noch nicht frei wählen können, in welchem Land und zu welchen Konditionen sie ihre Versicherungen abschließen, bleibt der Europäische Binnenmarkt hinter seinen Möglichkeiten zurück. Hier sind die Europäische Kommission und das Europäische Parlament mehr denn je gefordert.

Sie können die vollständige Studie sowie eine Zusammenfassung abrufen, wenn Sie HIER KLICKEN!

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