Volkswagen: Schwamm drüber – aber so einfach geht es nicht.

Durch die schnelle Nominierung eines Nachfolgers für Konzernchef Martin Winterkorn hofft VW, den Skandal schnell hinter sich zu bringen. Doch dieser fängt gerade erst an...

Irgendwie ist VW von der Straße abgekommen - man wird sehen, ob der Konzern wieder flott zu bekommen ist... Foto: Andreas Praefcke / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Die Ernennung von Matthias Müller, dem Chef von Porsche, als Nachfolger von Martin Winterkorn an der Spitze des größten Automobilkonzerns der Welt VW, war keine Überraschung. Denn VW hat es eilig, der Welt mitzuteilen, dass man alles wieder im Griff hat. Hat man aber nicht – jeden Tag kommen neue Details ans Licht, wie VW jahrelang seine Kunden hinters Licht geführt hat. Die Situation könnte für VW ziemlich gefährlich werden, wobei die in den USA im Raum stehenden Strafzahlungen von bis zu 18 Milliarden Euro nur die Spitze des Eisbergs sind – weltweit wetzen die Anwälte bereits die Messer und ein Tsunami an Schadensersatzklagen könnte über VW hereinbrechen.

Wusste die Konzernleitung in Wolfsburg von den Vorgängen und der manipulierten Abgastest-Software? Wusste die Politik davon? Wenn ja, seit wie viel Jahren? Und ist VW tatsächlich der einzige Hersteller, der seine Abgaswerte manipuliert hat? Während Details ans Licht kommen, stellen sich immer mehr Fragen, auf die es momentan noch keine Antworten gibt und die vermutlich erst in langjährigen Prozessen geklärt werden können, die für VW richtig teuer werden könnten, da zugegebenermaßen mindestens 11 Millionen Fahrzeuge manipuliert wurden und viele der Schadensersatzklagen in Ländern stattfinden werden, in denen man es gewohnt ist, heftige Summen als Schadensersatz zu verhängen.

Dazu kommt der Imageverlust, der VW über lange, lange Jahre hinterher hängen wird – das Image einer Weltmarke, die ihre Kunden hinters Licht geführt hat. Wie sich dies auf den Absatz der Fahrzeuge auswirken wird, kann man erst in ein paar Monaten, vielleicht auch erst in Jahren sagen, nur eines ist klar – positiv und absatzfördernd wird dieser Skandal für VW nicht sein.

Man muss nun abwarten, ob auch andere Hersteller in den Sog dieses Skandals kommen und ob dieser Skandal ein „deutsches Phänomen“ bleiben wird, oder aber ob auch ausländische Hersteller betroffen sind. Denkbar ist momentan alles und Matthias Müller weiß sicherlich, dass er gerade den schwersten Job seiner Laufbahn antritt.

Dass VW schnell reagiert und Martin Winterkorn „zurückgetreten wurde“, ist sicherlich richtig. Doch muss der Mann, unter dessen Aufsicht dieser riesige Skandal ausgelöst wurde, dann auch noch einen „goldenen Handschlag“ in Höhe von 28 Millionen Euro Pensionsansprüchen mit auf den Weg bekommen? Verdientere Mitarbeiter, auch bei VW, werden ohne solche Abschiedsgeschenke in den Ruhestand verabschiedet und es wäre sicherlich korrekter, würde Winterkorn seinen Entschuldigungen auch Taten folgen lassen – eine gute Idee wäre beispielsweise, er würde diese 28 Millionen Euro einem guten Zweck stiften. Wahrscheinlich hat er in seiner Karriere derart gut verdient, dass es auch zukünftig für ihn für drei warme Mahlzeiten am Tag reichen dürfte…

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