Vom Umtausch von Geschenken

Das Schenken zu Weihnachten ist mehr nur eine alte Tradition – Die Wirtschaft hängt vom Weihnachtsgeschäft ab. Und das wird immer unpersönlicher.

Alle Jahre wieder... nach der Weihnachtszeit kommt die Umtauschzeit... Foto: Bundesarchiv / Bild 183-1990-0108-311 / CC-BY-SA 3.0 / Wikimedia Commons

(KL) – Während sich die meisten über die Festtage ein wenig zurückgelehnt und durchgeatmet haben, herrscht im Einzelhandel immer noch Hochbetrieb. Denn nach Weihnachten ist vor dem Umtausch und dem Einlösen von Gutscheinen. Und die ersten Zahlen zeigen, dass es den Deutschen sooo schlecht nun auch wieder nicht gehen kann.

Der Einzelhandel vermeldet gut gelaunt, dass die Umsätze in den Monaten November und Dezember die 100 Milliarden-Euro-Schallmauer durchbrochen hat. Alle Indikatoren stehen auf „Grün“ – der Einzelhandel in den Städten verzeichnet ein Umsatzplus von 1 %, der Internet-Handel sogar von 10 %. Jeder Deutsche hat damit für Geschenke im Durchschnitt 472 Euro ausgegeben. Doch während die Umsätze steigen, wird es immer unpersönlicher.

Der Grund für den aktuellen Hochbetrieb im Einzelhandel ist ein doppelter: Zum einen werden nun die Gutscheine und Geldgeschenke in die Geschäfte getragen und zum anderen rauscht die Umtauschwelle über die Ladentheken. Zwar weisen Verbraucherschützer immer wieder darauf hin, dass Händler nicht unbedingt zum Umtausch verpflichtet sind, viele aber dennoch nicht gewollte Geschenke aus Kulanzgründen umtauschen. Und genau das passiert momentan.

Im Umkehrschluss bedeuten diese Zahlen, dass je mehr Geld wir ausgeben, wir umso weniger Zeit investieren, uns zu überlegen, worüber sich der oder die Beschenkte wirklich freut. Hm. Vielleicht wäre es netter, würden wir weniger, dafür aber mit Bedacht schenken? Ein Gutschein oder ein Geldschein kommen zwar in der Regel ganz gut an, aber im Grunde sind sie nichts weiter als der Ausdruck der Gleichgültigkeit. Was ist ein Geschenk wert, bei dem man sich gar keine Mühe mehr macht, den Beschenkten wirklich eine Freude zu machen?

OK, 100 Milliarden Euro sind kein Pappenstiel. Sondern der Ausdruck einer wild gewordenen Konsumgesellschaft, die monetären vor sentimentalen Wert stellt. Das ist nun in der Tat nichts grundlegend Neues, fällt aber zu Beginn des Jahres wieder einmal unangenehm auf – vor allem, wenn man stundenlang an den Kassen der Geschäfte warten muss. Aber das nehmen wir zum Jahresbeginn inzwischen hin, denn nach der Weihnachtszeit kommt nun mal die Umtauschzeit…

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