Von der Gewalt
Steigt die Gewalt in der Gesellschaft oder erfahren wir nur leichter und häufiger davon? So, wie es aussieht, wird Gewalt auf allen Ebenen der Gesellschaft immer präsenter.

(KL) – Die Zeiten ändern sich und werden immer gewalttätiger. Das hat Gründe, über die niemand wirklich sprechen will. Da ist es schon einfacher, pauschal Ausländer für diesen Gewaltschub verantwortlich zu machen, doch damit springt man viel zu kurz. Denn die Gewalt, das zeigen jüngste Beispiele, ist überall und wird leider von denjenigen, die unsere Länder zu managen haben, immer weiter hoffähig gemacht.
Früher hieß es „Gewalt ist keine Lösung“ und es gab zahlreiche Angebote, mit denen Betroffene an ihrem gewalttätigen Verhalten arbeiten konnten. Heute ist Gewalt das erste Mittel der Konfliktlösung, ob in der Weltpolitik, auf nationaler, regionaler oder lokaler Ebene, bis hin in den Freizeitbereich. Ob gewalttätige Videospiele, ob TV-Shows, in denen es darum geht, möglichst rücksichtslos seine Konkurrenten aus dem Weg zu räumen, überall ist Gewalt ein allerseits akzeptiertes Mittel, um sich durchzusetzen. Empörung oder gar Entsetzen gibt es nur, wenn bestimmte Personen ihr Gewaltpotentiel nicht unter Kontrolle haben.
Nehmen wir den furchtbaren Fall der 11jährigen Louise, die vor wenigen Tagen in Frankreich ermordet wurde. Der Täter war nicht etwa Ausländer, sondern ein junger, orientierungsloser Franzose von 24 Jahren, der seine Tage mit Videospielen verbringt. Nach einer dieser Sessions, die wohl für ihn nicht gut verlaufen war, verließ er das Haus und brachte „aus Frustration“ die Schülerin mit zahlreichen Messerstichen um. Der Übergang vom Egoshooter zu einer realen Handlung war für den Täter schwammig geworden, in der virtuellen wie der realen Welt war die Gewalt für den Täter ein gangbarer Lösungsweg.
Ohne in eine Opfer-Täter-Umkehr zu verfallen, muss man festhalten, dass das Beispiel der Gewalt heute auf allen Ebenen präsentiert wird. Ob es um die aktuellen Krisen geht; die Kriege; die sich immer weiter verhärtende Politik; den Zerfall familiärer Strukturen; ganze Generationen, die sich selbst erziehen oder eben nicht (was man an den zahlreichen jugendlichen Tätern erkennt) – Gewalt ist hoffähig geworden und niemand sollte sich wundern, dass immer mehr Menschen mit bereits vorhandenen Verhaltensstörungen zu Mitteln der Gewalt greifen.
Gefordert ist, einmal mehr, die Schule. Wenn die Familien als Regulativ für Jugendliche wegfallen, kommt der Schule erneut eine riesige Aufgabe zu – Jugendlichen beizubringen, dass Gewalt eben keine Lösung ist. Hierbei handelt es sich allerdings nicht nur um eine Aufgabe für die Schule, sondern um ein gesamtgesellschaftliches Problem, das auch nur gesamtgesellschaftlich gelöst werden. Und das wird zwei bis drei Generationen brauchen, bis man echte Erfolge in diesem Bereich sieht. Doch irgendwo muss man anfangen, auch, wenn der Weg lang sein wird. Denn ansonsten werden wir die Gewalt nie mehr los.
Kommentar hinterlassen