Von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nutzt auch seinen Besuch bei Papst Franziskus, um verbal mal wieder völlig daneben zu liegen. Aber das hat mittlerweile System. Und macht auch nichts.

Auf dem Weg zur Heiligsprechung zu Lebzeiten - Emmanuel Macron. Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Na klar, das war als Scherz gemeint. Bei seinem Besuch im Vatikan hatte der französische Präsident Emmanuel Macron die prächtige Idee, mal wieder einen seiner „Witze“ zu machen, über die eigentlich nur einer lacht – er selbst. Doch das sind alles nur Kleinigkeiten, denn Macron ist auf dem besten Weg zu einer etwas voreiligen Heiligsprechung. Erstaunlich, wie weit man mit Worthülsen kommen kann.

„Die Bretonen“, so witzelte Macron gegenüber Papst Franziskus, „das ist ein wenig wie die Mafia in Italien“. Gemeint war, warum auch immer, sein ihn begleitender Außenminister Jean-Yves Le Drian, der Bretone ist. Brüllend komisch, vor allem für die Bretonen. Dabei muss man eigentlich schon dankbar sein, dass Macron dieses Mal auf eine seiner inzwischen üblichen Beleidigungen von Arbeitslosen, Armen, Rentnern und Studenten verzichtete, zumal er diese ja in der Regel ernst meint. In der Bretagne wird man sich an diese Kollektivbeleidigung noch lange erinnern, auch, wenn man im äußersten Westen Frankreichs eher mit Humor auf den erneuten präsidialen Aussetzer reagierte. So twitterte ein Bretone „Pssst, erste Regel – man verrät kein Mitglied der ‚ehrenwerten Gesellschaft‘…“.

In den Vatikan war Macron nicht grundlos gereist. Denn immerhin ist er gerade sehr bemüht, in der Frage der Aufnahme von Flüchtlingen mit dem Finger auf Italien zu zeigen, wobei er allerdings in seinem Land eine der italienischen sehr ähnliche Politik führt. Doch mit päpstlichem Segen lässt es sich eben einfacher Flüchtlinge abweisen. Und damit das Ganze auch einen halbgöttlichen Anstrich bekommt, ließ sich der französische Präsident auch gleich zum Ehrenkanoniker der päpstlichen Basilika St. Johannes im Lateran ernennen. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Heiligsprechung und dem Friedensnobelpreis.

Der Besuch bei Papst Franziskus war wichtig für Macron, denn der Papst hatte sich doch tatsächlich vor kurzer Zeit zu einer Art Majestätsbeleidigung hinreißen lassen, als er Macron aufforderte, auch in Frankreich einen humanen Umgang mit den Flüchtlingen zu pflegen. Und Kritik, auch, wenn diese vom Stellvertreter Gottes auf Erden kommt, geht bei Macron gar nicht. Deshalb war es wichtig, im Vatikan die Uhren neu zu stellen und dem Papst deutlich zu machen, dass zwischen ihm und seinem obersten Dienstherren noch einer steht – Emmanuel Macron. Die herablassende Geste beim Abschied, als Macron seinen Vorgänger Napoleon imitierte, indem er Papst Franziskus „ein Ohr gewährte“, bevor er ihn brüderlich herzte, sprach Bände.

Klar, die beiden haben auch über die Flüchtlinge gesprochen, über den Klimawandel und den Umweltschutz. Das ist schön und wichtig, denn bei solchen Treffen muss Macron nicht einmal seine üblichen Phrasen wie „wir müssen unsere Software wechseln“ von sich geben, um es in die Weltpresse zu schaffen.

Emmanuel Macron ist ein Phänomen. Wenn er so weitermacht wie bisher wird er es wohl schaffen, noch zu Lebzeiten heiliggesprochen zu werden. Das wäre aber auch das Mindeste als Belohnung für seine meisterliche Kommunikation. Man darf gespannt sein, wann und ob Macron anfängt, auch so etwas wie Politik zu machen. Sollte er sich dazu durchringen, dann kann das nur erfolgreich sein – immerhin hat er ab sofort göttlichen Beistand auf Augenhöhe…

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