Von wegen „ein Boykott bringt gar nichts…“

Die Zuschauerzahlen der Skandal-WM sind so niedrig wie noch nie. Der Boykott ist zwar nur einer der Gründe für den Zuschauerrückgang, doch er zählt. Erste Sponsoren steigen bereits aus dem Fußball-Rummel aus.

Nach dieser Skandal-WM muss die FIFA aus der Verlosung genommen werden. Foto: Juan Kulichevsky from Argentina / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Als Gianni „Nero“ Infantino seine Zwischenbilanz der Skandal-WM in Katar zog, war er begeistert. In seiner wie so häufig surrealistischen Stellungnahme bemühte er einen Superlativ nach dem anderen, doch gleich, was Infantino sagt, diese WM läutet das Ende der komplexfreien Korruption in der FIFA ein. Denn diese WM ist ein Flopp, dessen Zuschauerzahlen unter denen der kürzlichen Frauen-EM bleiben. Und das ist gut so, denn die Sponsoren, die dieses Spektakel finanzieren, werden künftig keine Riesensummen mehr bewegen, um sich ein so negatives Image auf die Fahne zu schreiben. Die Lebensmittelkette REWE hat sich bereits aus dem Fußball-Sponsoring verabschiedet.

Die Zahlen sind, was sie sind. Die Achtelfinals in Katar schaute nur die Hälfte der Zuschauer, die noch das Turnier 2018 in Russland verfolgt hatten. Doch auch in der Gruppenphase war der Rückgang sehr deutlich. 4,8 Millionen Zuschauer verfolgten die Gruppenspiele, während 2018 noch 9,3 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher saßen. Und bei den Spielen der deutschen Mannschaft sahen nicht mehr wie 2018 rund 25 Millionen Zuschauer zu, sondern im Schnitt nur noch 15 Millionen.

Zu den Gründen zählt natürlich der Zeitpunkt dieser WM mitten im Winter, das Fehlen von Public Viewing und auch der Umstand, dass viele Kneipen diese WM boykottieren und die Spiele nicht übertragen. Und natürlich allgemein der Boykott. Für die Zuschauer ist diese WM einfach nur unangenehm, für die Sponsoren eine Katastrophe. Denn Millionen zu investieren, um sich ein Negativimage an die Backe zu holen, das findet vermutlich nur Gianni „Nero“ Infantino toll.

Blöd für diejenigen, die diese WM schönreden, die von „kulturellen Codes“ schwafeln, wenn sie von Menschenrechtsverletzungen sprechen und die zu Katar-Fans werden, solange sie mit ruhigem Gewissen, Chips und Bier die Spiele anschauen können. Dabei sind diese neuen „Katar-Fans“ nichts anderes als winzige Rädchen in der Geld- und Korruptionsmaschine der FIFA, die über Leichen geht, um Milliarden zu verdienen. Da wäre es sinnvoller gewesen, einfach still die Spiele zu schauen und nicht zur Beruhigung des eigenen Gewissens das Anschauen dieser WM als politisch-sozialen Akt zu verkaufen.

Der Boykott ist erfolgreich, die Zuschauerzahlen sinken um 50 %. Je mehr Sponsoren und TV-Stationen aus dem Milliarden-Rennen der FIFA aussteigen, desto höher sind die Chancen, dass wir so eine Skandal-WM nicht noch einmal erleben. Die Verbände müssen überlegen, ob sie weiterhin dem schwer gestörten Infantino hinterherdackeln wollen oder ob sie sich entscheiden, den Fußball zu retten. Offenbar ist die Hälfte der Zuschauer und sind die ersten Sponsoren nicht mehr der Ansicht, dass diese FIFA-Veranstaltungen noch zu retten sind. Nach Katar muss es zu einem massiven Bruch im Korruptions-System der FIFA kommen. Ein „weiter so“ darf es nicht
geben.

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