Vor dem Parteitag der AfD in Kehl…

Kehler Bürgerinnen und Bürgern haben einen Offenen Brief an die Mitglieder der AfD geschrieben, die am Wochenende ihren Landesparteitag in der Grenzstadt abhält.

Am Wochenende findet in Kehl der Landesparteitag der AfD statt. Na klasse. Foto: RimbobSchwammkopf / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Es gibt Gäste, die sieht man lieber als andere. Und es gibt Gäste, bei denen knirscht man mit den Zähnen, wenn sie kommen und man jubiliert, wenn sie wieder abreisen. In die zweite Kategorie fallen die Rechtsextremen der AfD, die am kommenden Wochenende ihren Landesparteitag ausgerechnet in der kleinen Grenzstadt Kehl abhalten, einer Stadt, die wie kaum eine andere Kleinstadt ihrer Größe für die Öffnung hin zu Europa steht.

Nun ist es aber so, dass einer der Wesenszüge einer aufgeklärten Demokratie ist, dass man auch die Meinung des anderen respektiert, vor allem dann, wenn man sie nicht teilt und solange sie sich auf dem Boden des Grundgesetzes befindet. Das ist die Spielregel – was nicht verboten ist, muss man akzeptieren. Verboten sind aber beispielsweise Rassismus oder Aufrufe zu Gewalt, Dinge, die man nur allzu oft aus dem Dunstkreis der AfD und der Partei selbst vernommen hat.

So ist schwer zu vergessen, dass die AfD-Europaabgeordnete Beatrix von Storch am liebsten auf Flüchtlinge hätte schießen lassen, die illegal über die Grenze nach Deutschland kommen, explizit „auch auf Kinder“, und da nützte es auch wenig, dass sie nach dem hochverdienten Shitstorm in den Sozialen Medien ein wenig zurückruderte und nur noch Männer und Frauen wie Hasen an der Grenze jagen wollte.

Sei’s drum – zahlreiche Kehler Bürgerinnen und Bürger haben gemeinsam einen Offenen Brief an die AfD-Mitglieder adressiert, der richtig gut geschrieben ist. Denn er schleudert den AfD-Mitgliedern nicht etwa ein wütendes „Haut ab, wir wollen euch hier nicht!“ entgegen, sondern zeigen den politischen Rechtsaußen, was man in Kehl unter Toleranz versteht. Hier der Brief:

Sehr geehrte Mitglieder der AfD,

Kehl am Rhein, die deutsche Grenzstadt in großer Nähe zur Eurometropole Straßburg hat viele leidvolle Erfahrungen im Umgang mit Grenzen gemacht. Heute genießen wir es, mit unseren französischen Nachbarinnen und Nachbarn in Frieden zu leben. In einem langen Lernprozess wurden wir eine offene und bunte Stadt, in der nicht nur viele Franzosen und Französinnen wohnen, sondern Menschen aus über 100 Nationen. Rund 30% der Einwohner*innen Kehls haben einen Migrationshintergrund und tragen zur Vielfalt unserer Stadt bei. Außerdem freuen wir uns über die vielen Gäste aus den unterschiedlichsten Ländern, die Kehl jedes Jahr besuchen. Das gibt uns das Gefühl, mitten in der Welt zu leben.

Ausgrenzung oder die Diffamierung einzelner Gruppen sind mit unseren Erfahrungen und unserer Form des friedlichen Zusammenlebens dagegen nicht vereinbar.

In diesem Sinne: Willkommen in Kehl!

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