Wählen gehen!

Am Sonntag wählt Deutschland den neuen Bundestag und damit auch die neue Bundesregierung. Und auch, wenn der Wahlkampf gähnend langweilig war, sollte man unbedingt wählen gehen.

Setzen Sie ihre 2 Kreuzchen an der richtigen Stelle - und vor allem, gehen Sie wählen! Foto: Anette Weigold CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Klar, der deutsche Wahlkampf war im Grunde eine Aufforderung, sich dem Heer der Nichtwählerinnen und –Wähler anzuschließen. Richtige inhaltliche Auseinandersetzungen gab es eigentlich nur zwischen den „kleineren“ Parteien, die sich um den dritten Platz in der Wählergunst balgen – die beiden großen Volksparteien begnügten mit einer Art gemeinsamer Analyse der letzten vier Jahre der Großen Koalition und die Chancen stehen hoch, dass es nach dem kommenden Sonntag auch genauso weitergeht.

Angela Merkel wird am Sonntagabend die Wahlgewinnerin sein und kann sich dann, je nach Ergebnis, ihren Koalitionspartner aussuchen. Die Umfragen deuten darauf hin, dass nur eine erneute Auflage der Großen Koalition eine sichere Regierungsmehrheit sichert, die theoretischen Modelle wie „Jamaika“ (CDU-FDP-Grüne) oder gar eine „Mehrheit links der CDU“ (zum Beispiel SPD-Die Linke-Grüne) sind eben nur theoretisch und sehr unwahrscheinlich.

Wenn das Rennen aber schon gelaufen ist, warum sollte man dann überhaupt noch wählen gehen? Nun – weil auch das Nichtabgeben einer Stimme zählt. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass jede nicht abgegebene Stimme der jeweils stärksten Partei nützt und dann gibt es auch noch eine drohende Gefahr, gegen die man seine Stimme erheben und sein Kreuzchen machen sollte: Diese Wahl sollte ebenfalls dazu dienen, die widerlichen rechtsextremen Positionen einer AfD in ihre Schranken zu verweisen. Die AfD könnte drittstärkste Kraft im Bundestag werden, vor Die Linke, vor den Grünen, vor der FDP. Und das sollte man verhindern und ein Zeichen setzen, das auch in Europa gehört würde. Zu einer Zeit, in der die rechtsextremen Populisten in vielen europäischen Ländern Rückenwind haben, wäre es gut, die deutsche Wählerschaft würde die AfD so klein wie möglich halten.

Spannung gibt es eigentlich nur für diejenigen, für die es um etwas geht. Die Plätze eins und zwei in der Wählergunst sind offenbar an CDU/CSU und SPD vergeben, doch wer wird künftig die Opposition im Bundestag anführen? Der knorrige Alexander Gauland, den wohl nur gänzlich verstörte Mitmenschen mit seinen 76 Jahren als Hoffnungsträger betrachten; Sahra Wagenknecht, die letzte Mohikanerin des real gelebten Sozialismus; Cem Özdemir, dessen Partei Die Grünen / Bündnis 90 sich nur noch als potentieller Mehrheitsbeschaffer betrachtet und die in diesem Wahlkampf auch noch die letzten Reste politischen Profils verloren hat oder Christian Lindner, der Smartie der Freien Demokraten, der zwar Dynamik versprüht, aber inhaltlich auch nicht viel Neues anzubieten hat? Am Sonntagabend werden wir es wissen.

Doch sollten Sie diese Wahl nicht „erdulden“, sondern Sie sollten aktiver Teilnehmer oder Teilnehmerin sein. Es gibt viele Länder auf dieser Welt, in denen die Menschen dafür kämpfen, wählen zu dürfen und häufig endet der Kampf und dieses Stück Demokratie im Gefängnis. Bevor wir zu Situationen wie in Belgien kommen, wo Wählen obligatorisch ist und Nichtwählen mit einer Geldstrafe geahndet wird, sollten wir uns alle auf die Hinterbeine stellen und unsere Meinung kundtun. Die Gelegenheit dazu ist am Sonntag – und wer nicht wählen geht, der verliert jede Berechtigung, sich hinterher über das Ergebnis zu beklagen…

Also, Sonntag ins Wahllokal und setzen Sie Ihre beiden Kreuzchen an die richtige Stelle. Die im Grunde überall dort ist, wo keine extremistischen Populisten lauern… Und am Montag wissen wir, wie es weitergeht!

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste