Wäre es doch nur ein schlechter Aprilscherz…

Der „Brexit“ geht auf die Zielgerade. Nein, eigentlich ist er schon am Ziel vorbeigelaufen, denn eigentlich war der letzte Freitag der „Mayday“. Stattdessen steht eine neue, bizarre Woche ins Haus.

Das wäre nun wohl der richtige Moment, die Teetasse abzustellen und den Ernst der Lage zu begreifen... Foto: frankieleon from Belgium / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Das ganze Brexit-Szenario wird inzwischen so bizarr, dass man anfangen könnte, sich die zahlreichen Verschwörungstheorien genauer anzuschauen, die gerade zirkulieren. Fakt ist, dass heute, am 1. April, eine neue Parlamentswoche im britischen Unterhaus ansteht, bei der Theresa May versuchen könnte, ihren bereits dreimal abgelehnten Vertragsentwurf ein viertes Mal zur Abstimmung zu stellen. Falls Theresa May nichts neues einfällt, ist am 12. April Zapfenstreich für die EU-Mitgliedschaft Großbritanniens. Es sei denn, beim EU-Sondergipfel am 10. April passiert etwas, mit dem niemand gerechnet hat. Und was genau machen die britischen Abgeordneten in dieser Woche?

Zum Auftakt einer heißen politischen Woche werden die britischen Abgeordneten wieder Probeabstimmungen machen und versuchen, sich irgendwie an die „Lösung“ heranzupirschen, gegen die sich der geringste Widerstand regt. Nur, bereits die acht Probeabstimmungen der letzten Woche haben gezeigt, dass es keine „Lösung“ gibt, die plötzlich mehrheitsfähig wäre. Eine entscheidende Rolle spielt dabei der nordirische Koalitionspartner der Tories, die DUP. Ohne deren Stimmen wird Theresa May keine Mehrheit für irgendetwas bekommen. Und die DUP wird keinen „Hard Brexit“ ohne Regelung der Grenzfrage zwischen EU-Mitglied Irland und dem britischen Nord-Irland zulassen.

Oppositionsführer Jeremy Corbyn, seines Zeichens Brexit-Befürworter, brabbelt weiterhin von Neuwahlen, seinem einzigen Ziel. Nicht sehr hilfreich in der aktuellen Krisensituation. Oder doch ein zweites Referendum, damit sich die Briten entscheiden können, ob sie nicht doch lieber in der EU bleiben wollen? Mittlerweile haben mehr als 6 Millionen Menschen eine Online-Petition unterzeichnet, die einfach nur noch den Ausstieg vom Ausstieg fordert. Doch Theresa May hat sich wie ein Pit Bull in den „Brexit“ verbissen, erträgt Schläge und Ohrfeigen und knurrt nur noch lauter.

Für irgendetwas wird sich das britische Parlament in dieser Woche entscheiden müssen. Das ist zwar nicht so sehr die Stärke dieses Parlaments, aber so ist es eben. Ansonsten steigt das Risiko, dass Großbritannien am 12. April ohne irgendeine Regelung aus der EU herauspurzelt. Und langsam fragt man sich, ob diese Entwicklung nicht doch bewusst herbeigeführt wurde. Man darf gespannt sein, wo wir zum Thema Brexit am Ende der Woche stehen, bevor Theresa May ihren vielleicht letzten Gang nach Brüssel antreten muss.

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