Wahlhelfer, auf die man besser verzichtet…

Jedes Mal, wenn der frühere Sozialist und OB von Straßburg Roland Ries Macron-Kandidaten öffentlich unterstützt, endet dies mit saftigen Niederlagen seiner Protegés…

Ob Roland Ries wohl 2022 eine Wahlempfehlung für seinen Freund Emmanuel Macron abgeben wird? Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY 2.0

(KL) – Abgesehen davon, dass Wahlempfehlungen immer etwas Überhebliches haben, da sie suggerieren, dass die Wählerinnen und Wähler zu blöde sind, sich selber eine Meinung zu bilden, gibt es Wahlhelfer, auf die man als Kandidat doch lieber verzichten sollte. Einer von diesen unglücklichen Wahlhelfern ist der frühere Sozialist und OB Straßburgs Roland Ries, der kurz vor dem Ruhestand sein Herz für die Rechte von Präsident Macron entdeckt hat. Doch immer, wenn Ries Kandidaten dieser rechten Formation unterstützt, verlieren diese ihre Wahlen…

Es begann mit den OB-Wahlen in Straßburg, als der scheidende Amtsinhaber Roland Ries, der einstmals selbst Sozialist war, nicht etwa einen linken Kandidaten unterstützte, sondern frühzeitig Alain Fontanel als seinen Kronprinzen auserkoren hatte. Das passte gut, hatte Fontanel doch auch den Sozialisten (deren Erster Sekretär er einst war) den Rücken gekehrt, um bei, mit und unter Emmanuel Macron schnell Karriere zu machen. Im Wahlkampf unterstützte Ries nicht etwa die sozialistischen Kandidaten Mathieu Cahn und dann Catherine Trautmann, auch nicht die grüne Kandidatin Jeanne Barseghian, sondern Alain Fontanel, der sich für die Stichwahl mit Jean-Philippe Vetter zusammengetan hatte, den Vertreter der „Les Républicains“ und damit des ewigen Wettbewerbers der sozialistischen PS. Ergebnis – Fontanel ging bei der Wahl baden und mit ihm, jede Menge früherer Genossen des OB, die ebenfalls schnell die Seiten gewechselt hatten, in der Hoffnung, in der Macron-Partei doch noch ein warmes Plätzchen am Ofen zu ergattern.

Da bei der OB-Wahl alle drei Kandidaten in der Stichwahl (Alain Fontanel für die ‚La République en marche‘, Catherine Trautmann für die PS und Jeanne Barseghian für die Grünen) zu Beginn des Mandats von Roland Ries alle in der gleichen Mehrheits-Koalition waren, wäre es ein Leichtes für Ries gewesen, keine Wahlempfehlung abzugeben. Aber wenn das Herz rechts schlägt, dann schlägt es eben rechts…

Bei der Regionalwahl, die am letzten Sonntag entschieden wurde, hatte sich Roland Ries auch schnell festgelegt. Natürlich nicht für die Grünen, allerdings auch nicht für die Sozialisten, nein, es sollte wieder die Macron-Kandidatin sein, die Ministerin Brigitte Klinkert, die der Präsident in die Region Grand Est geschickt hatte, damit sie dort die Konservativen aufmischt. Begeistert stellte sich Ries auch dieses Mal hinter die Macron-Kandidatin. Ergebnis: 12,2 % der Stimmen und eine heftige Ohrfeige für Brigitte Klinkert, die von vornherein keine großen Chancen in der Region Grand Est hatte.

Da stellt sich die Frage, was solche Wahlempfehlungen wirklich nützen. Und man darf gespannt sein, ob Ries 2022 auch für den von ihm verehrten Emmanuel Macron eine seiner gefürchteten Wahlempfehlungen abgeben wird. Sollte er das tun, reiben sich jetzt schon die politischen Wettbewerber die Hände… denn ganz offensichtlich sind diese Wahlempfehlungen nicht unbedingt ein Bonus. Im Gegenteil…

1 Kommentar zu Wahlhelfer, auf die man besser verzichtet…

  1. Die freiwillige Aufgabe des Wahlrechts ist kein Korrektiv, das die Parteien zur Reform zwingen konnte. Stattdessen wird freiwillig auf das Recht verzichtet, daruber mit zu bestimmen, wer uns regiert. Das ist gleichbedeutend mit einem Verzicht auf Demokratie. Offenbar dachten im Schnitt der vergangenen 20 Jahre 79 Prozent der deutschen Wahlerinnen und Wahler genauso und gaben bei den funf Bundestagswahlen, die in diesem Zeitraum stattfanden, ihre Stimme ab. Das zentrale Ansinnen von Gabor Steingart ist der Protest gegen bestehende Verhaltnisse, die er fur unertraglich halt. Steingart halt die Art und Weise, wie sich Parteien in den letzten zwei Jahrzehnten entwickelt haben, fur das zentrale Problem der deutschen Demokratie. Er wirft den Parteien vor, dass sie sich zu stark von der Bevolkerung entfernt hatten und die ‚Machtfragen’ ohne legitimatorische Ruckkopplung unter sich klaren. Ob man diese Analyse teilt oder nicht sei einmal dahin gestellt. Aber zentral ist: Steingart will protestieren.

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