Wann genau sind die Briten eigentlich durchgedreht?

Die Brexit-Ankündigungen von Boris Johnson positionieren sich irgendwo zwischen einer Pathologie und einer Straßenräuber-Mentalität. Und den wollen die Briten zum Regierungschef machen?

Statt Tee zu trinken, sollten die Briten lieber Boris Johnson verhindern... Foto: Mizzyo / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Irgendetwas ist faul im Staat Großbritannien, könnte man in Anlehnung an William Shakespeare sagen. Irgendwann zwischen 2015 und 2016 haben die Briten den Verstand verloren, geben seitdem die Macht im Vereinten Königreich in die Hände von geisteskranken Profilneurotikern und schauen mit offenem Mund zu, wie diese von ihnen gewählten pathologischen Fälle ihr Land in einer Form ruinieren, um die sie heute Wikinger, Skandinavier, Normannen und Nazis beneiden – denn all diejenigen, die in der Geschichte die britische Insel zerstören wollten, waren dabei weniger erfolgreich als die Cameron-May-Johnson-Riege. Was der fast schon designierte Regierungschef Boris Johnson zum Thema Brexit von sich gibt, lässt die Zweifel an der mentalen Gesundheit der Briten weiter wachsen.

Was Boris Johnson in einem Interview mit der BBC zum Thema Brexit sagte, ist unglaublich. Für ihn ist klar – am 31. Oktober 2019 steigt Großbritannien aus der EU aus, so oder so. Eine Verhandlungsstrategie für Verhandlungen, die es nur noch in der Vorstellung der Briten gibt, hat er sich einen tollen Plan zurechtgelegt: Wir steigen einfach aus und schauen mal, was passiert. Und damit er für die Verhandlungen, die es gar nicht mehr geben wird, bessere Karten hat, will er die 39 Milliarden Euro, die das Vereinte Königreich in der Abschlussrechnung zu zahlen hat, einfach erstmal einbehalten und als „Faustpfand“ für „europäisches Wohlverhalten“ nutzen. Man darf gespannt sein, wann er auf die Idee kommt, die Kinder europäischer Spitzenpolitiker als Geiseln zu nehmen, damit er seinen Willen durchsetzen kann. Nur – diese Straßenräuber-Mentalität dürfte in Brüssel und Straßburg wenig Echo finden – und der von Boris Johnson favorisierte „Hard Brexit“ wird sich für Großbritannien als der Albtraum des Jahrhunderts herausstellen.

Nein, er werde keine Grenzkontrollen an der künftigen EU-Außengrenze zwischen der Republik Irland (EU-Mitgliedsstaat) und Nord-Irland (Landesteil eines außereuropäischen Landes) einrichten. Schön für ihn, doch wird es die Kontrollen auf der irischen Seite geben, denn die EU wird sicherlich kein gigantisches Schlupfloch für die illegale Einreise in die EU tolerieren. Und nur einmal, dieses eine Mal, gab sich Boris Johnson etwas konziliant in seinem Interview mit der BBC. Damit diese Grenzfrage korrekt gelöst werden kann, brauche er „die Zusammenarbeit mit der EU“. Doch ob die EU einem Boris Johnson so zur Hand gehen wird, während dieser gerade die EU durch das Zurückhalten der britischen Schulden erpresst, ist mehr als fraglich.

Dass die Cameron-May-Johnson offenbar nicht ganz zurechnungsfähig sind, ist eine Sache. Doch diese Leute haben sich nicht an die Macht geputscht, sondern sind gewählt worden. Ganz demokratisch. Von den Briten selbst, die, glaubt man den Umfragen, mehrheitlich GEGEN den Brexit sind, jetzt, wo man die tatsächlichen Konsequenzen dieses politischen Kollektivaussetzers kennt. Und ebendiese Briten sind nun dabei, ausgerechnet den durchgeknalltesten von ihnen, Boris Johnson, zum Chef des Brexit-Prozesses zu machen, der theoretisch immer noch gestoppt werden könnte, würden nur die Briten aus ihrem phlegmatischen Tiefschlaf aufwachen.

Um es anders auszudrücken: Der Plan von Boris Johnson sieht vor, die EU finanziell in Geiselhaft zu nehmen und dabei auf den guten Willen der so Erpressten zu hoffen, damit diese die unsäglichen Konsequenzen des Brexit-Blödsinns für ihn abfedern. Und das alles, um einer Handvoll neonationalistischer erzkonservativer Greise einen Gefallen zu tun.

Seltsamerweise spricht kaum noch jemand in Grossbritannien von einem „Final Say Referendum“, also einer zweiten Volksbefragung, in der die Briten entscheiden könnten, ob sie diesen Brexit mit all seinen Konsequenzen überhaupt wollen. Das Demokratieverständnis auf der britischen Insel ist in den letzten drei Jahren irgendwie verloren gegangen – jetzt geht es nur noch darum, in aller Konsequenz das wohl dämlichste politische Projekt seit dem II. Weltkrieg durchzuziehen, koste es was es wolle.

Koste es, was es wolle? Oh ja, der Preis wird hoch sein. Das unterstrich jetzt noch einmal der Präsident des britischen Automobilverbands SMMT, Mike Hawes. Nach Berechnungen seines Verbands wird ein „Hard Brexit“ alleine schon durch die kommenden Grenzabwicklungen zwischen der Insel und dem europäischen Kontinent seine Branche 50.000 Pfund kosten. Pro Minute. Und das ist nur ein einziger Punkt, eine einzige Kostenstelle in einer Lawine von vergleichbaren Phänomenen, mit denen die britische Wirtschaft explodieren und die britische Bevölkerung in die Arbeitslosigkeit und Armut getrieben wird.

Doch offenbar haben sich die Briten ihrem Schicksal ergeben. Anstatt aufzuschreien, die Tories zu isolieren, ein zweites Referendum zu fordern und Boris Johnson zu verhindern, trinken die Briten erst einmal gemütlich Tee und legen dabei eine Haltung an den Tag, die von einem unbegreiflichen Fatalismus geprägt ist.

Noch ist es nicht zu spät – doch angesichts der Tatsache, dass weder die Briten, noch die Europäer einen ernsthaften Versuch unternehmen, dieses Drama zu stoppen, wird es dann wohl am 31. Oktober so weit sein – Großbritannien verlässt die EU und wird zu einer Art 51. Staat der USA. Man möchte nicht in der Haut britischer Eltern stecken, wenn eines Tages ihre Kinder fragen „und warum genau mussten wir aus der EU austreten? Und was habt ihr gemacht, um das zu verhindern?“

1 Kommentar zu Wann genau sind die Briten eigentlich durchgedreht?

  1. Jacques Holzscherer // 26. Juni 2019 um 23:20 // Antworten

    Sehr traurig ! Die Briten wissen wohl noch nicht was auf sie zu kommt ! Erst wenn es zu spät ist… Leider.

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