Wann kommt Klitschko statt Selenskyi?
Inzwischen gibt es zwei Personen, die eine wie auch immer geartete Beendigung des Ukraine-Kriegs verhindern – Putin und Selenskyi. So wird das nichts.

(KL) – Die Ausfälle des ukrainischen Präsidenten Wolodymir Selenskyi gegen seine Unterstützer werden immer krasser. Doch durch das ständige Wiederholen von Slogans wie dem „gerechten Frieden“, der leider reiner Wunschgedanke ist, wird das Töten in der Ukraine nicht beendet werden können. Die Art und Weise, wie Selenskyi das Telefonat von Kanzler Scholz mit Putin verurteilt, zeigt auf, dass es Selenskyi mit seiner Vorstellung, „bis zum letzten Mann“ zu kämpfen, wohl ernst meint. Doch alle Parameter und die aktuelle militärische Entwicklung dieses Kriegs deuten darauf hin, dass Selenskyi Gefahr läuft, die letzten Verhandlungsmöglichkeiten zu verpassen.
Momentan kann es nicht mehr darum gehen, einen „gerechten Frieden“ zu erreichen, denn so etwas gibt es am Ende von Kriegen leider nicht, es kann auch nicht mehr darum gehen, „den Krieg zu beenden, wenn der letzte russische Soldat ukrainisches Territorium verlassen hat“ und es kann auch nicht mehr darum gehen, „Russland in die Knie“ zu zwingen. All das sind realitätsfremde Propaganda-Luftschlösser, die allerdings verhindern, dass man ernsthaft darüber nachdenkt, wie dieser Krieg beendet werden kann.
Damit rechnend, dass die neue US-Präsidentschaft massiven Druck ausüben wird, den Krieg als erstes „einzufrieren“, was im Übrigen auch den Friedensplänen Italiens, Kissingers und auch dem von China-Brasilien entspricht, hat Russland seine Angriffe enorm intensiviert. Das Ziel ist klar – möglichst viele Geländegewinne zu realisieren, bevor es am Verhandlungstisch weitergeht.
Ob Selenskyi derjenige sein wird, der im Interesse der Ukraine und des ukrainischen Volks eines Tages verhandeln kann, muss bezweifelt werden und es stellt sich die Frage, ob der Bürgermeister von Kiev und innenpolitische Widersacher Selenskyis, Vitali Klitschko, nicht der geeignetere Mann wäre, um Lösungen zu finden. Während Selenskyi offenbar die Strategie verfolgt, durch eine weitere Eskalation den III. Weltkrieg zu starten, den dann der Westen für ihn gewinnen soll, der aber gleichzeitig mit der vollständigen Zerstörung der Ukraine und Millionen weiteren Toten bezahlt werden müsste, scheint Klitschko eher bereit zu sein, die Situation anders einzuschätzen.
Bei seinen täglichen Videoansprachen geht Selenskyi immer mehr in die Offensive, beleidigt seine Unterstützer, macht sie für die militärische Niederlage verantwortlich, und lobt die neue Trump-Administration über den grünen Klee, damit Trump ihm zum „gerechten Frieden“ verhilft. Das allerdings wird nicht passieren und die Ukraine bräuchte heute eine Regierung, die anfängt, die Lage realistisch einzuschätzen.
Die massive russische Offensive an der Ostflanke der Front zielt darauf ab, die zweite Verteidigungslinie der Ukraine bei Pokrowsk zu durchbrechen und wenn das der russischen Armee gelingt, so wie es momentan auch aussieht, hat die russische Armee nach Einschätzung von Militärexperten 150 km freies Land vor sich, wo es praktisch keine Verteidigungsstrukturen mehr gibt. Sollte dieser Durchbruch gelingen, wird es für die Ukraine nicht mehr viel zu verhandeln geben. Da nützen auch die Nadelstiche wie in Kursk oder die Angriffe auf militärische und zivile Einrichtungen im russischen Landesinneren nicht viel.
In einer solchen Situation ein Telefonat von Scholz mit Putin mit dem Versuch von Neville Chamberlin 1938 gleichzusetzen, als dieser vergeblich versuchte, den II. Weltkrieg zu verhindern, ist schon fast eine Unverschämtheit. Die Vorstellung Selenskyis, dass er Russland zu einem „gerechten Frieden“ zwingen könnte, ist reine Traumtänzerei und der Westen sollte sich gut überlegen, ob er diesem Mann in den III. Weltkrieg folgt. Es würde deutlich mehr Sinn machen, die Friedensvorschläge der russischen Partner China und Brasilien zu diskutieren, um diesen Krieg zu beenden, statt ihn unkontrolliert eskalieren zu lassen. Doch mit Selenskyi wird das nicht gehen, weswegen es an der Zeit wäre, dass jemand wie Vitali Klitschko mit der Situation betraut wird.
Die einzige Möglichkeit für die Ukraine, diesen Krieg nicht zu verlieren, ist der III. Weltkrieg und es wird immer offensichtlicher, wie der ukrainische Präsident versucht, den Westen in diese Richtung zu manipulieren. Dass viele europäische Politiker mit „Hurra!“ hinterherstolpern, macht sie mitschuldig an jeder weiteren Eskalation.
Natürlich ist jedem klar, dass Putin der Verbrecher ist, doch ist er momentan derjenige Verbrecher, der diesen Krieg gewinnt. Wer möchte, dass das Töten aufhört und wer diesen III. Weltkrieg vermeiden möchte, ist weder ein „Putin-Freund“, noch ein „Weichei“. Das Töten von Millionen von Menschen kann nichts Positives bringen und die Ukraine wird nicht freier werden, wenn das ganze Land zerstört und die Jugend der Ukraine tot ist. Es wäre besser, die auf dem Tisch liegenden Friedenspläne ernsthaft zu besprechen, statt weiterhin dem völlig realitätsfremden „Siegesplan“ Selenskyis hinterherzulaufen.
Sollte sich heute noch jemand die Frage stellen, wie es sein konnte, dass es zum I. und zum II. Weltkrieg kommen konnte, dann muss er nur in Richtung Osten schauen.
Wenn Historiker irgendeinmal sich über die Hintergründe einer vermeintlichen ukrainischen Niederlage auseinandersetzen werden, werden Sie vielleicht zu der Schlussfolgerung kommen, dass im Grunde genommen westliche Demokratien außerstande sind effizient gegen verbrecherische autoritäre Staaten vorzugehen, es sei denn sie werden direkt und unmittelbar selber angegriffen. Das war schon vor dem II. Weltkrieg der Fall. Unabhängig von den Äusserungen Selenskyis, sollte es, was natürlich niemand hofft, zu einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Russland und seinen Verbündeten kommen, dann würde, so fürchte ich zumindest, jetzt eine Aufgabe der Ukraine wie auch immer, durch den Westen die Gefahr eines III. Weltkriegs nicht nur nicht verhindern, sondern eher noch vergrössern.
Ich verstehe Ihren Standpunkt, doch geht es nicht darum, die Ukraine “aufzugeben”, sondern ihre vollständige Zerstörung und das Abschlachten der ukrainischen Bevölkerung zu verhindern. Da dies militärisch ohne einen III. Weltkrieg nicht möglich erscheint, bleiben nicht viele Optionen, als zähneknirschend zu verhandeln. Wir sehen heute, dass die russischen Angreifer und Besatzer ihre Angriffe intensivieren und offensichtlich hierzu in der Lage sind. Ein historisches Beispiel ist die damalige Tschechoslowakei, als die 1968 von der russischen Armee besetzt wurde. Militärisch unterlegen, gab es zwar viele Proteste, doch während der ganzen Jahrzehnte der Besatzung auch “nur” 80 Tote. In der Ukraine sind es bereits Hunderttausende. Die Tschechen sind sicherlich keine “Feiglinge”, weil sie den Wert des menschlichen Lebens höher einschätzten als Nationalstolz und wirtschaftliche Interessen. Im Ergebnis hatten die Tschechen Recht, dass sie nicht “bis zum letzten Mann” gegen eine militärische Übermacht kämpften. Sein Volk und sein Land in einem Krieg zu opfern, den man nicht gewinnen kann, ist nicht heldenhaft. Und noch etwas lehrt uns die Geschichte – kein Unrechtsregime dauert ewig. Wir in Deutschland wissen das – “unser” letztes 1000jähriges Reich, das schlimmste Unrechtregime aller Zeiten, dauerte 12 Jahre…
12 Jahre, aber mit einer schrecklichen Bilanz an Verwüstungen und Zerstörungen für den gesamten europäischen Kontinent!
Eben – da wäre es ja durchaus eines Gedanken wert, ob man das dieses Mal nicht lieber verhindert, statt mit Hurra! in den III. Weltkrieg zu stürmen.