War games

Die Militärparade am 14. Juli entzückt unsere französischen Nachbarn jedes Jahr aufs Neue. Doch wofür steht dieses martialische Spektakel eigentlich?

Wer soll durch Militärparaden eigentlich beeindruckt werden? Foto: ScS EJ

(KL) – Militärparaden sind nicht anderes als ein Gemächtvergleich zwischen den Mächtigen dieser Welt. Wer hat das längere Kanonenrohr? Wessen Truppen können fester zuschlagen? Wer macht wem mehr Angst? Aber wo soll eigentlich der Bezug zum Sturm auf die Bastille liegen, der bei der Französischen Revolution das Ende der Monarchie einläutete? Den Teilnehmern an der diesjährigen Militärparade auf den Champs-Elysees war es egal. Sie feierten wie jedes Jahr.

Am 14. Juli 1789 stürmten aufgebrachte Bürgerinnen und Bürger die Bastille in Paris. Auf heutige Verhältnisse übertragen, versuchten bei dieser Aktion die Vorläufer der „Gelbwesten“ ihre vermeintlich in diesem Stadtgefängnis einsitzenden Kameraden zu befreien. Es war der Aufstand der Armen gegen das Joch der Monarchie, gegen die Ausbeutung, gegen die soziale Ungerechtigkeit. Versuchen wir mal, uns zurück zu erinnern.

Frankreich, 1789. König Ludwig XVI., der sich von Gottes Gnaden eingesetzt fühlt, lebt sein Königsleben in Saus und Braus. Bei den opulenten Festen in den Pariser Palästen werden Hummer gereicht und der Champagner fließt in Strömen. Gleichzeitig verelenden ganze Bevölkerungsschichten aufgrund der hohen Steuern und auch die angesichts der drohenden Unruhen hastig einberufene Ständeversammlung ist nur eine Alibi-Institution. In dieser Versammlung, die gegenüber dem König nicht viel zu melden hat, sitzen je ein Drittel Vertreter des Klerus, ein Drittel des Adels und ein Drittel der Bürger. Bauern, Arme, Tagelöhner sind natürlich nicht vertreten. Doch genau denen platzt in der Französischen Revolution der Kragen.

Frankreich, 2019. Präsident Emmanuel Macron, der sich von göttlicher Fügung eingesetzt fühlt, lebt sein Präsidentenleben in Saus und Braus. Bei den opulenten Festen in den Pariser Palästen werden Hummer gereicht und der Champagner fließt in Strömen. Gleichzeitig verelenden ganze Bevölkerungsschichten aufgrund der hohen Steuern und auch die angesichts der drohenden Unruhen hastig einberufenen „Großen Nationalen Debatten“ haben nur eine Alibifunktion. In der Nationalversammlung sitzen zwar gewählte Vertreter des Volks, doch haben diese nur wenig gegenüber dem Präsidenten zu melden. Bauern, Arme, Tagelöhner sind natürlich nicht in der Nationalversammlung vertreten. Doch genau denen platzt gerade in Frankreich der Kragen.

Wem soll nun bei der Militärparade am 14. Juli was vermittelt werden? Ist diese Zurschaustellung militärischer Macht eine Nachricht an die Mächtigen der Welt, die Trumps, Putins und wie sie alle heißen, um zu signalisieren, dass man für die nächsten Kriege bereit ist? Oder will man dem eigenen Volk das Arsenal an militärischen Möglichkeiten zeigen, mit dem man einen erneuten „Sturm auf die Bastille“ verhindern wird?

An wen auch immer sich diese Nachrichten wenden, sie verheißen nichts Gutes. Klar, diese Paraden sind schnittig, ordentlich, beeindruckend. Deswegen werden sie ja auch von den Franzosen bejubelt. Aber langsam fragt man sich, wohin diese neue französische Schnittigkeit führen soll. Sollte Macron demnächst bei solchen Gelegenheiten anfangen, kleine Kinder auf den Arm zu nehmen und zu küssen, dann sollte man einmal nachdenken, von was für einer Art Politiker man solche Bilder kennt…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste