Warum der SC Freiburg auch den Abstieg in die 2. Bundesliga überstehen wird

Anders als in anderen Vereinen hat man sich in Freiburg nie angewöhnt, in Panik zu verfallen. Und genau deshalb wird der Neustart in der 2. Bundesliga ordentlich verlaufen.

Klar sitzt die Enttäuschung tief, doch Christian Streich ist der beste Trainer, den sich der SC Freiburg wünschen kann. Kopf hoch und den Blick nach vorne richten! Foto: Eurojournalist(e)

(Martin Wagner) – Die Bundesligasaison 2014/15 ist vorbei, der Breisgau und Ostwestfalen trocknen ihre Tränen, die Trainer fallen von den Bäumen und – der SC Freiburg ist schon längst dabei, die kommende Saison in der 2. Bundesliga vorzubereiten. Natürlich tut der Abstieg weh, natürlich ist in der vergangenen Saison vieles falsch und unglücklich gelaufen, doch jetzt gibt es nur eine Richtung: den Blick nach vorne.

Als wir mit dem 1. FC Kaiserslautern aus der Bundesliga abgestiegen sind, ist damals ein Ruck durch den Verein gegangen, eine Haltung, die zeigte, dass wir es jetzt erst recht schaffen wollten. Niemand ist in Panik verfallen, das Team hat sich verantwortlich gefühlt und wir schafften mit dieser Einstellung nicht nur den Wiederaufstieg, sondern wurden in der folgenden Saison Deutscher Meister. Insofern ist ein Abstieg traurig, aber auch eine Gelegenheit für einen Neuanfang.

Schön ist, dass Trainer Christian Streich weitermachen will. Natürlich muss auch er sich hinterfragen, was in der letzten Saison falsch gelaufen ist, doch Fritz Keller hat es ja bereits angedeutet – vielleicht war alles ein wenig zu harmonisch. Vielleicht müssen gut bezahle Profisportler auch ein wenig stärker in die Pflicht genommen werden, für ihre guten Gehälter auch entsprechende Leistungen abzuliefern. Doch Christian Streich ist ein außergewöhnlicher Trainer und Mensch und wird sicher die richtigen Lehren aus dieser Situation ziehen – die der erste Misserfolg in seiner bislang makellosen Karriere ist. Und ich bin ganz sicher, dass Christian Streich es schaffen wird – er ist und bleibt der richtige Trainer für den Ausbildungsverein SC Freiburg.

Natürlich wird es jetzt erst einmal zahlreiche Abgänge geben. Admir Mehmedi, Vladimir Darida, Roman Bürki, Johnny Schmid, Mensur Mujdza, aber auch Felix Klaus, Stefan Mitrovic und ein paar andere dürften die Begehrlichkeiten anderer Vereine wecken. Doch da gilt die alte Regel – Reisende soll man nicht aufhalten. Stattdessen macht der SC Freiburg das einzig Richtige: Der Verein verpflichtet junge Talente, die er aufbauen kann und die den Verein perspektivisch wieder in die Bundesliga bringen können. Wie beispielsweise Verteidiger Lukas Kübler, der vom SV Sandhausen kommt oder U20-Nationalspieler Tim Kleindienst von Energie Cottbus. Dazu werden einige Talente aus der II. Mannschaft des Sportclub und dem Jugendbereich eine Chance bekommen und einige werden diese auch nutzen können. Man erinnere sich nur an den Beinah-Abstieg vor drei Jahren, als Christian Streich aus dem Nichts kam und mit damals völlig unbekannten Spielern wie Matthias Ginter oder Christian Günter den Klassenerhalt schaffte. Und solche Talente gibt es beim Sportclub immer noch.

Ich freue mich sehr, dass der SC Freiburg und seine Verantwortlichen so schnell wieder aufstehen. Während der Rest der Republik noch öffentlich bedauert, dass der SC Freiburg abgestiegen ist, bastelt der Verein bereits an der „Operation Wiederaufstieg“. Und genau deshalb wird er es schaffen.

Martin Wagner, früherer Nationalspieler, Deutscher Meister und Pokalsieger mit dem 1. FC Kaiserslautern, lebt in Offenburg und ist Fußballexperte für Eurojournalist(e).

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